Hallo zusammen,
Hallo,
ich hab aktuell ein paar Probleme die Faxfunktion eines e-Studio 305 cs mit einem analoger Telefonadapter für eine Telekom-CloudTelefonanlage zum Laufen zu bringen. [...]
Ich hab schon versucht die Baudrate nach unten zu korrigieren und testweise ECM ausgeschaltet. Wobei ich mich mit der Technik auch nicht auskenne. Ich denke aber nicht unbedingt, dass es an den Einstellung des Toshiba liegt. Wäre aber gut zu wissen was wichtig ist und was nicht. [...]
Vielleicht hat ja Jemand Tipps und Hinweise.
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Fax über VoIP ist ein kniffliges Thema - und das, obwohl VoIP an sich ja auch schon seit rund 20 Jahren eingesetzt wird. Leider sind die Supports von Netzbetreibern und Geräteherstellern daran oft auch nicht wirklich interessiert - und im Netz gibt es dazu zwar viele Diskussionen, aber viele davon verlaufen einfach irgendwann im Nichts.
Du hast hier im Thread zwar schon Empfehlungen für VoIP-Adapter bekommen, aber letztlich ist der Grandstream HT 802, den Du offenbar einsetzt, auch schon ein solcher VoIP-ATA (Analogue Telefon Adapter), der sogar T.38 unterstützt. Da ich bislang mit Grandstream-Geräten nicht so viel zu tun hatte, kann ich jetzt nicht sagen, ob andere Hersteller / Geräte evtl. besser sind, vom Grundsatz her müßte Faxen aber auch mit dem Grandstream funktionieren.
Was Du leider bislang nicht geschrieben hast: Was für ein Internet-Anschluß wird denn genutzt? DSL von der Telekom? Und was für ein Router wird ggf. eingesetzt?
1.) Zu den Einstellungen des Faxgerätes:
- Die Option "Nebenstellenanschluß" ist dann wichtig, wenn ein Fax evtl. Probleme mit dem speziellen Wählton einer TK-Anlage hat (es also z.B. nicht wählen will, weil es den Wählton der Anlage nicht erkennt). Wenn das Faxgerät aber einen Wählvorgang einleitet, dürfte man diese Option eher nicht brauchen
- ECM: Hierzu wirst Du im Internet unterschiedliche Angaben finden. Manche sagen: "ECM aus bei VoIP", mache sagen: "ECM an bei VoIP". ECM ist - vereinfacht gesagt - eine Fehlerkorrektur, die regelmäßig zwischen beiden Endpunkten abgleicht, ob die Daten korrekt übertragen wurden. Ab einer gewissen Paketverlustrate wird das ziemlich mühsam, wenn ständig Fehler auftreten, und dann einige Daten immer wieder wiederholt werden müssen. Das kann dann eine Faxübertragung sehr in die Länge ziehen oder im Extremfall ganz verunmöglichen. Die Alternative "ECM aus" würde dies zwar umgehen (die Überprüfung findet dann nicht statt), aber dann sind verlorene Daten eben verloren und das Faxsignal entsprechend verunstaltet (dann können z.B. Teile des Faxes verloren, verschoben oder sonst irgendwie verstümmelt sein). Beides ist letztlich nicht gut. Paketverluste sind eben ein Problem für VoIP - und für Fax über VoIP ganz besonders. Falls viele Paketverluste auftreten, müßte man daher schauen, was die Ursache dafür ist und den Anschluß entsprechend entstören. Fritzboxen bieten für VoIP-Verbindungen, die von ihr selbst als VoIP-Router abgewickelt werden, Statistiken über Paketverluste, etc. an. Gerade wenn Unsicherheit besteht, wie gut ein Fax übertragen wird, würde ich ECM eher einschalten.
- Wählmodus "Ton" müßte das bekannte DTMF- bzw. MFV-Tonwahlverfahren sein, das ist heutzutage Standard. Daneben gibt es noch das alte Impulswahlverfahren mit kurzen Wählimpulsen, aber das ist heutzutage eher überholt und Technik aus der Zeit der Wählscheibentelefone.
- Geschwindigkeit: Hier kann man zur Sicherheit mal die Geschwindigkeit auf 9.600 oder 14.400 bps reduzieren. Leider beläuft sich der Support bei Faxthemen und VoIP oft auf genau diesen Tipp und das wars dann. Damit würde es man sich aber meines Erachtens zu einfach machen. Die "langsamen" Modem-Modulationsverfahren sind zwar robuster gegen Übertragungsfehler, aber wenn solche tatsächlich auftreten, dann sollte man sich überlegen, warum Fehler auftreten und wie man sie ggf. beseitigen kann. Daher würde ich, wenn eine reibungslose Übertragung erreicht werden kann, durchaus auch testen, ob auch "schnelle" Faxübertragungen mit 33.600 bps möglich sind. Ich habe VoIP-Verbindungen auch schon mit V.90-/V.92-Modemeinwahlen mit ca. 45.000-48.000 bps getestet.
2.) Zu den Einstellungen des Grandstream-ATA:
- Bei den präferierten Codecs / Vocodern steht "PCMU" (auch bekannt als G.711u) an erster Stelle. Das würde ich ändern, denn dieser Standard wird in den USA und Japan eingesetzt. In Europa wird stattdessen "PCMA" (auch bekannt als G.711a und früher im guten, alten ISDN-Telefonnetz eingesetzt) verwendet, daher sollte dieser Codec an erster Stelle stehen. Beide Standards sind zwar ähnlich, aber eine Umwandlung zwischen ihnen kann einem Faxsignal evtl. schaden. Die nachfolgenden Codecs wie G.723, G.729, ilBC,... sind großteils ungeeignet zur Faxübertragung (da komprimierend und damit signalverändernd), da könnte am ehesten noch G.726-32 funktionieren. G.722 wird für HD-Telefonie eingesetzt und könnte mit Fax evtl. auch Probleme machen. Im Grunde würde es hier reichen, "PCMA" auf Platz 1 und "PCMU" auf Platz 2 zu setzen. Die restlichen Plätze kann man praktisch leerlassen.
- Bei "Faxmode" würde ich statt T.38 eher auf "Pass-Through" gehen, sodaß das analoge PCMA-Tonsignal der Faxübertragung einfach "durchgereicht" wird, statt auf T.38 umzuschalten. Letztlich ist das - ähnlich wie bei ECM weiter oben - ein Thema, das man ewig diskutieren kann. T.38 ist eigentlich eine sinnvolle Idee (das Faxsignal wird hier nicht als störungsanfälliges Tonsignal, sondern als direkter IP-Datenstrom übertragen), kann aber in der Praxis auch Probleme machen. Gerade an Telekom-Anschlüssen habe ich auch schon Fälle gesehen, wo der Telekom VoIP-Plattform irgendetwas im Umschaltprozeß zwischen PCMA und T.38 nicht gepaßt hat und der Wechsel zwischen beiden Standards dann gescheitert ist.
- Bei "Jitter Buffer Type" würde ich auf "fixed" gehen und bei "Jitter Buffer Length" auf "medium" oder gar auf "high". Hier geht es darum, daß ein paketbasiertes Medium wie das Internet, Schwankungen im Übertragungstakt hat (anders als das alte Telefonnetz) und diese mit einem Zwischenspeicher (eben dem "Jitter Buffer") ausgeglichen werden, sodaß die VoIP-Pakete einen gewissen Spielraum bekommen, wann genau sie am Ziel eintreffen müssen. Ein adaptiver Jitter Buffer verändert die Dauer, wie lange VoIP-Pakete zwischengespeichert werden, je nach aktueller Netzauslastung. Bei einer Anpassung des Buffers kommt es dann aber zu Taktsprüngen (ähnlich wie man das Metronom eines Klavierspielers aus dem Takt bringt), die Faxgeräte nicht mögen. Daher wäre hier ein statischer Jitter Buffer ("fixed") besser. Um hier aber dennoch genug Reserve zu haben, auch wenn es mittendrin plötzlich zu einer erhöhten Signallaufzeit kommt, ist es dann auch sinnvoll, einen längeren Jitter Buffer zu wählen (zu lang darf er aber auch nicht sein). Daher müßte man hier evtl. etwas experimentieren. Das in diesem Absatz skizzierte Jitter Buffer-Thema ist aber mehr beim *Empfang* von Faxen wichtig, weniger beim Senden.
Soweit mal einige spontane Ideen von mir. Bei manchen Faxgeräten kann man den Verbindungsaufbau eine gewisse Zeit lang mithören - da wäre es gut mal einzuschätzen, wann es zu Problemen kommt: Meldet sich das Faxgerät auf der Gegenseite? Kommt es direkt nach dem Auftauchen des gegnerischen Fax-Pieptons zu Problemen? Oder versuchen beide Geräte eine Zeit lang miteinander zu verhandeln?
cu talk2chris