yox:
Du hast wohl recht. Ich war in meinem Leben zwei Wochen lang in der Verlegenheit, arbeitslos zu sein, und das waren die zwei ärgsten und längsten Wochen in meinem Leben.
Zur Zeit bin ich selbst Arbeitgeber, und ich kann Dir nur von meinen Erfahrungen aus meiner letzten Stellenausschreibung berichten, die per Chiffre in einer renommierten Tageszeitung erschien:
Von sieben erhaltenen Bewerbungen waren drei brauchbar. Eine war keine Bewerbung, sondern eine eMail an den Verlag (ohne Anrede, ohne "Mailkopf", grußlos), Wortlaut in etwa: "Schicken Sie mir die Adresse von der Firma, ich habe Interesse an dem Job".
Eine weitere Bewerbung war von Hand mit farbigem Holzstift auf kariertes Papier aus einem Abreißblock geschrieben und noch zwei weitere von gänzlich berufsfremden Bewerbern (denen man es nicht mal verdenken kann, daß sie sich auf "alles" bewerben, was irgendwie zu haben ist).
Zwei von den "brauchbaren" Bewerberinnen haben tatsächlich nicht das Rennen gemacht, weil sie zu jung waren.
Entschieden habe ich mich letztlich für eine Vierzigjährige, die bereits seit einem halben Jahr arbeitslos war - bisher habe ich das übrigens nicht bereut.
Mein Fazit und der langen Rede kurzer Sinn:
Ich hatte befürchtet, daß der Postbote kübelweise Bewerbungen bringt, aber von den bestimmt 1500 Arbeitslosen in meiner Region, die in das Berufsbild gepaßt hätten, hatten es gerade mal sieben nötig, eine Bewerbung zu schreiben. Zwei Arbeitslose, die ich über die Stellenbörse der Arbeitsagentur angeschrieben hatte, haben sich übrigens überhaupt nicht gemeldet.
Solche Erlebnisse stimmen mich mitunter nachdenklich, und manchmal denke ich mir schon, daß es (Achtung: Polemik!) "den Arbeitslosen" immer noch "zu gut" geht in unserem Land...
cu
NoTeen