UKW analog Radio: Bis wann bleibt's bestehen in Deutschland?

DAB ist imho tot, und DAB+ wird wohl ne Totgeburt werden.

Ehrlich gesagt mangelt es bei DAB nicht nur an Empfangsgeräten (im KFZ HiFi Bereich sind durchaus viele Geräte zu finden) sondern auch am Mehrwert für die Benutzer. Hier gibt es keine DAB Programme die man nicht auch über UKW empfangen könnte.

Eigentlich glaub ich noch eher an IP-Radio over WLAN als an DAB und DAB+

Bei DVB-T ist es ähnlich. DVB-T ist dort ein Erfolg wo die Privatsender mitmachen und ein reichhaltiges Programmangebot besteht. Dort wo aber nur öffentlich-rechtliches DVB-T angeboten wird es es eine Totgeburt die man gleich hätte sein lassen können, weil in den Regionen schafft sich eh niemand eine DVB-T Settop-Box oder einen DVB-T Fernseher an.

Zitat

Original geschrieben von Martyn

Eigentlich glaub ich noch eher an IP-Radio over WLAN als an DAB und DAB+

Das ist eigentlich ein sehr guter Ansatz!

Wenn wir (was sicherlich der Hauptgrund ist weshalb UKW wohl eher bis 2050 laufen wird (so die Annahmen vor ein paar Jahren)) prüfen wo überall UKW genutzt wird:

- Küchenradio
- Radiowecker
- Taschenradio (Fussballstadion, Schrebergarten etc.)
- Autoradio
- Hifi-Anlage
usw

stellt sich die Frage für welche dieser Anwendungen schon Ersatz existiert.
Es gibt doch diese kleinen WLAN Clients welche man z.B. als Küchenradioersatz aufstellen könnte. Sowas mit Weckfunktion fürs Schlafzimmer ist mir noch nicht bekannt - also ne Marktlücke die es zu schließen gilt.
Die HiFi-Anlage schließt man einfach an den Rechner an, da ist Radio übers Internet also auch kein Problem.

Taschenradio und Autoradio haben jeweils ne ähnliche Thematik: Das ganze muß Mobil sein. Das UMTS nicht für Mobile TV gut ist weis ich aber wie würde es mit Radio via UMTS aussehen? Wahrscheinlich auch nicht sinnvoll möglich...

Wäre es denn theoretisch möglich via UMTS ne Point to Multipoint Verbindung aufzubauen wo alle die selben z.B. 20 Sender hören könnten oder sind da immer nur individuelle Verbindungen möglich?

Das Thema DAB und DAB+ ist wie ihr gemerkt habt für mich gestorben, am ehesten denke ich noch das Radio via DVB-T kommen könnte, einfach aufgrund der vorhandenen Infrastruktur sowie der Akzeptanz in den bereits versorgten Gebieten.

WLAN wird nie der alleinige Ersatz von UKW werden. Die Reichweite ist viel zu dünn. Jetzt bereits wird der fehlende Erfolg von DAB auf schlechte Indoorversorgung geschoben. Mit WLAN kann das nur noch schlimmer werden, es sei denn, es gibt an _allen_ potentiellen Empfangsorten gute Abdeckung. Ins Auto kommt man damit aber auf gar keinen Fall. Da muss UMTS her, das aber hat eine viel zu geringe Kapazität und wurde auch nicht für Broadcast-Zwecke geplant.

Zitat

Original geschrieben von offline
Wer sich heute noch ne hochwertige UKW Lösung kauft.... naja... ein bisschen Schwund ist immer...

*gähn*

Ich stimme Martyn nicht oft zu, aber er hat recht. DAB ist schlichtweg eine Totgeburt. Und andere Alternativen sind auf viele Jahre hinaus nicht abzusehen.

Solche Mini-Taschenradios für 3eur, die in jedes Kinderspielzeug eingebaut sind oder als Werbegeschenkt runfliegen, wird es (egal, welcher UKW-Standard dann eingeführt wird) in Zukunft nicht mehr geben. Dazu ist der Digitalkram zu teuer, stromaufwändig und auf gute Versorgung angewiesen.

UKW soll ein hochwertiges Medium werden, Zielgruppe sind da lediglich die HIFI-Fans.

Dass das 2010 "einfach so" eingeführt wird, ist durchaus möglich. Bei DVB-T hier in Berlin war es ja genauso. Plötzlich innerhalb von ein paar Monaten wurden die analogen Sender alle abgeschaltet und auch die überraschte Oma musste sich einen der beiden lieferbaren Receiver kaufen (technisat und irgendein anderer, mehr gab es nicht). Bei einem Standardpreis von 200eur für das Ding ein Aufleben der kleinen Radiohändler, die das dann gleich eingerichtet haben.

Allerdings hat die Problematik insgesamt wohl nur 30% der Fernsehzuschauer betroffen, weil der Rest hierzulande über Kabel oder Satellit guckt.

Bei Radio wird das alles problematischer werden, weil da wesentlich mehr einzelne, kleine, billige Geräte genutzt werden. Für jedes eine 200eur-Zusatzbox??

Ich hab damals aus Frust (auch kaum noch analoge AM-Sender, das hat sich inzwischen ja schon wieder geändert) alle meine schönen, alten Röhrenradios verkauft, brauchte ich die beim Umzug wenigstens nicht mehr mitzuschleppen. Vielleicht betreibe ich irgendwann mal in der Wohnung ein kleines 1mW-Analogsendernetz, dann kann man sich auch mal wieder was altes kaufen....

Zitat

Original geschrieben von leibi111
*gähn*

Ich stimme Martyn nicht oft zu, aber er hat recht. DAB ist schlichtweg eine Totgeburt. Und andere Alternativen sind auf viele Jahre hinaus nicht abzusehen.

Sobald die Frequenzen abgeschaltet werden, wirds Alternativen geben. Siehe DVB-T.

Naja, die Problematik ist viel umfangreicher.
Wenn ich mal zusammenzähle, allein bei mir:
- Stereo-Kompaktanlage im Wohnzimmer. Lässt sich nicht aufrüsten, weil die Antenne direkt am Gerät fest ist, Alternativer Anschluß nicht möglich. Muß neu gekauft werden.
- Radio im Schlafzimmer, könnte mit einem D/A Wandler in der Antennenleitung erweitert werden, wenn es sowas jemals gibt.
- Kompaktradi7Kasettenspieler im Bad, kann nicht erweitert werden, weil kein Anschluß vorhanden.
- Taschenradio für unterwegs, kann nicht erweitert werden, weil kein Anschluß vorhanden, und nicht praktikabel.
- Autoradio Ob hier der Platz dafür da ist und die Technische Möglichkeit besteht, ist fraglich.

Ich müsste also fast alle Geräte komplett neu kaufen. Anders beim Fernsehen, hier musste nicht ein neuer Fernseher gekauft werden, sondern der bestehende konnte erweitert werden. Und das geht mit fast jedem Fernseher, weil eigentlich jeder die passenden Anschlüse hat. Bei Radios ist das schwerer. Schon allein deswegen halte ich das für nicht praktikabel, das einfach mal so umzustellen. Weil fast jeder in deutschland seinen kompletten Gerätebestand austauschen müsste.

Zitat

Original geschrieben von offline
Sobald die Frequenzen abgeschaltet werden, wirds Alternativen geben. Siehe DVB-T.

Das ist nicht vergleichbar, siehe auch Brainstorm.

Ich kenne jetzt auf Anhieb keine Zahlen, aber bei DVB-T war es so, dass seit mehreren Jahren nur noch eine absolut verschwindend geringe Zahl von Empfängern rein terrestrisch unterwegs waren. Alle anderen waren/sind entweder per Analog-Sat, DVB-S, Analog-Kabel oder DVB-C angeschlossen.

Bei UKW sind die Werte genau umgekehrt. Ein sehr kleiner Prozent- oder gar Promillewert der Gesamtheit hat DAB, alle anderen weiterhin UKW.

..gibt es etwas neues bzgl eines UKW-Abschaltungstermins?
Gruss
gunterma

Aus Wikipedia:

Zitat

Die Initiative Digitaler Rundfunk (IDR) der deutschen Bundesregierung hatte in einem Bericht aus dem Jahr 2000 festgestellt, "dass zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt der UKW-Hörfunk durch Digital Audio Broadcasting (DAB) abgelöst werden soll." Voraussetzung hierfür wäre, dass sich DAB als digitale Plattform für den Hörfunk im Markt durchsetzt, wobei der Zeitpunkt der Ablösung des UKW-Hörfunks noch nicht festgelegt wurde. Durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten sollte erreicht werden, dass im Jahr 2010 die weit überwiegende Mehrzahl der Hörer Digital Radio nutzt und damit die analoge Hörfunkübertragung zwischen 2010 und 2015 auslaufen könnte. Aus Gründen der Rechtssicherheit sollten wesentliche Bedingungen der Abschaltung der analogen Übertragung normativ festgelegt werden.

Dieser Vorschlag wurde in das TKG § 63 (5) aufgenommen mit der Bestimmung "die Bundesnetzagentur soll Frequenzzuteilungen für analoge Rundfunkübertragungen auf der Grundlage der rundfunkrechtlichen Festlegungen der zuständigen Landesbehörde nach Maßgabe des Frequenznutzungsplanes für den UKW-Hörfunk bis spätestens 2015 widerrufen.

[...]

In Deutschland sind DAB-Sendernetze großflächig aufgebaut und Radiogeräte prinzipiell verfügbar. Dennoch hat sich das DAB-System seit seinem Start im Jahr 1999 im nationalen Markt aus vielerlei Gründen noch nicht hinreichend etablieren können. Die bisher geforderte Ablösung des UKW-Systems ist daher derzeit noch nicht in Sicht.

Der analoge UKW-Hörfunk wird noch auf lange Sicht der wichtigste Verbreitungsweg für Radioprogramme bleiben. Mit Blick auf die geltende Versorgungslage, auf die bisherige Entwicklung des digitalen Hörfunks und insbesondere im Interesse der Hörer ist nach den heutigen Erfahrungen davon auszugehen, dass das gesamte UKW-Spektrum weit über 2010 hinaus mit Frequenzen für den analogen Hörfunk belegt sein wird. Daher kann die bisherige politische Zielsetzung der Ablösung der analogen UKW-Verbreitung zum Jahr 2015 nicht umgesetzt werden.

Ungeachtet dessen wird an dem Ziel, die analoge Hörfunkübertragung im UKW-Frequenzbereich (87,5-108 MHz) durch ein digitales System zu ersetzen, weiterhin festgehalten. Das Band II wird dafür auch dauerhaft dem Rundfunk zur Verfügung stehen. Neben dem Einsatz des DAB-Systems für eine digitale Nutzung des Bands II muss als neuer Aspekt auch der Einsatz von DRM+ beachtet werden. Diese Technik (deren Standardisierung zurzeit angestrebt wird]) würde es erlauben, einzelne UKW-Frequenzen unter Beibehaltung des UKW-Rasters von analoger auf digitale Nutzung zunächst ohne Planungskonferenz über einfache internationale Vereinbarungen (ähnlich wie Chester 97 für TV) umzustellen.

Ein Zeitplan für den Prozess der Umstellung des UKW-Bereichs kann zurzeit noch nicht erstellt werden. Jedenfalls ist festzustellen, dass der Abschaltzeitpunkt der gesamten analogen Übertragung im UKW-Bereich und ihre Substitution durch ein digitales Übertragungssystem in der technischen Umsetzung von Entwicklungen im In- und Ausland abhängen und nur über eine internationale Planungskonferenz (ähnlich RRC-06) zu koordinieren sein werden.

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