Zahnarzt-Termin abgesagt, Arzt schickt Rechnung

Zitat

Original geschrieben von Thomas4711
Moralisch gesehen mag das nicht in Ordnung sein, rechtlich gesehen ist es aber in Ordnung. (....)

Das ist in meinen Augen auch vollkommen verständlich, schlisslich reserviert der Arzt einen Termin für den Patieten und wenn der nicht kommt, hat er einen Verdienstausfall, da er in dem Zeitraum ja auch jemand anders behandelt könnte.

Ein Arzt, der sich selbständig macht, hat so etwas einfach unter "Unternehmerisches Risiko" zu verbuchen. Wieso gibt es so etwas bei Frisören oder im Restaurant nicht? (wobei ich es da sogar schon einmal in abgewandelter Form erlebt habe)
Wenn ich mir überlege, wie lang ich hier auf Termine bei Ärzten warte und deswegen schon garnichtmehr hin gehe. Und wenn ich mich dann doch einmal auf eine Wartezeit von ~6 Monaten einlasse und dann beim Arzt im Wartezimmer geschlagene zwei Stunden warte um dran zu kommen, dann würde ich sofort auch Verdienstausfall geltend machen wollen. Das wäre aber genau so lächerlich, wie die Gebühr des Arztes.

Zitat

Original geschrieben von PhilipK-Obh
...und dann beim Arzt im Wartezimmer geschlagene zwei Stunden warte um dran zu kommen, dann würde ich sofort auch Verdienstausfall geltend machen wollen. Das wäre aber genau so lächerlich, wie die Gebühr des Arztes.

Lächerlich vielleicht, aber wenn mein Zahnarzt jemals auf die Idee käme sowas zu machen, dann würde ich dem aber auch die Wartezeit in Rechnung stellen! Korinthenkacken können nämlich immer beide Seiten...
Wobei ich meinen Zahnarzt schon ewig keine, und im Normalfall auch nur 10min warten muß.
Ganz anders sieht das allerdings bei diversen Orthopäden aus. Dort wartet man gerne mal 2-3h! Hab auch schon erlebt daß man zum Termin erschien, noch mal 2h in die Stadt geschickt wurde ("Haben Sie noch was zu erledigen...?"), dann wieder in die Praxis kam, und erst noch 2 weitere Stunden warten musste... :mad:
Die Krönung ist dann immer die Behandlungszeit! 5min sind da schon viel... :eek:

Naja, da wir (vor allem im östlichen Landesteil) ein zuviel an Ärzten haben, sind die Wartezeiten ja auch immer ganz kurz, man bekommt sofort einen Termin und weiß als Behandler auch schon vorher (wenn sich der Patient telefonisch meldet), wie lange das dauern wird. Zum Glück gibt es auch nie Notfälle und man kann seinen Zeitplan einhalten...

Leute, die Ärzte machen das nicht zum Spaß. Die sind überlaufen und haben auch irgendwann keine Lust mehr, 16 Stunden am Tag zu arbeiten. Wenn z.B. ein Klient vor mir sitzt und sagt, dass er sich umbringen will, schicke ich ihn dann raus und sage: "OK, gut, das besprechen wir dann bem nächsten mal, denn Frau K. ist jetzt dran und hat einen Termin!"? Da wärt ihr doch die Ersten, die das dann auch wieder nicht gut finden würden.

Letztlich kann ich nur für mich sprechen. Wenn ich allen Leuten, die sich bei mir melden, sofort einen Termin geben würde, dann könnte ich 50-60 Stunden pro Woche mit denen füllen. Leider zahlen die Krankenkassen aber nur 40 Stunden die Woche. Und nun?

Aber genau DAS ist doch der Punkt. Ihr habt ein Überangebot an "Kunden". Also ist eine Gebühr für nicht eingehaltene Termine überflüssig. Wenn das Wartezimmer voll ist, dann nimmt der Arzt sowieso den nächsten dran.
Das mag bei Dir anders sein, weil Du Hausbesuche machst und nicht einfach wo anders hinfahren kannst, weil Du eben Termine ausmachst, bei denen die Leute zu Hause sein müssen. Aber ein Zahnarzt kann sich in seinem Wartezimmer bedienen, um den ausgefallenen Termin zu füllen. Es ist ja nicht so, dass der Arzt dann die Behandlungszeit da sitzt und GARNICHTS macht und dadurch einen so hohen "Verlust" erleidet.

Es geht hier nicht darum, dass man beim Arzt teilweise Stunden wartet, sondern dass ein Arzt sein unternehmerisches Risiko versucht auf Kunden/Patienten ab zu wälzen. Es geht um diese meist ungerechtfertigte Gebühr! Wenn ein Arzt seine Termine genau so timen kann, dass für Patienten keine Wartezeiten entstehen (man kommt rein, man kommt dran, man geht und gleichzeitig kommt der nächste rein, bzw. der Arzt hat Wartezeit bis der nächste Patient kommt), DANN könnte so eine Gebühr gerechtfertigt sein. Aber nicht, wenn Leute im Wartezimmer sitzen, die die entstehende Lücke füllen.

Ich komme aus einem Arzthaushalt und weiß, dass die Krankenkassen die Ärzte stark beschneiden. Da macht man dann halt im Monat mal nur drei Wochen seine Praxis auf und macht eine Woche Urlaub, weil man sonst "kostenlos" arbeitet, wenn man mehr Patienten behandelt. Aber dann pfeif' ich als Arzt nicht so auf dem letzten Loch, dass ich mir mein Gehalt durch Vertragsstrafen aufbessern muss.

Zitat

Original geschrieben von PhilipK-Obh
Ein Arzt, der sich selbständig macht, hat so etwas einfach unter "Unternehmerisches Risiko" zu verbuchen. Wieso gibt es so etwas bei Frisören oder im Restaurant nicht?

Friseur kenne ich keinen, aber genug Restaurants (auch in Deutschland) die eine No-Show Gebuehr verlangen. Da ist also Deine Aussage schon mal falsch.
Da kommt dann keine Rechung, sondern bei Reservierung ist die Angabe der KK Pflicht und kommste nicht, wird ein Betrag X belastet. Bekommt man auch schoen bei Reservierung gesagt.

Und falls jemand ein Beispiel will, davon gibt es genug:

Das SILK in Frankfurt. Kommste nicht sind 50 Euro pP faellig. Haste also einen 4 Personen Tisch geordert musste 200 Euro bezahlen. Der Laden faellt mir nur gerade so ein, weil ich dieses Jahr ein paar Mal da war.

Wer aber viel in der Welt unterwegs ist, der kennt das eh. Personen, die nur zu McD und Co. gehen wohl eher weniger. Die meisten Hotels haben eine no-show Gebuehr, wenn man direkt bucht. In der Regel wird die erste Nacht berechnet. Dafuer kann man dann aber auch meist bis zum Anreisetag 18 Uhr noch absagen, ohne Stornokosten etc.

Regards

P.S. mein Hausarzt in Deutschland kassiert 30 Euro bei Nichterscheinen, gleiches gilt fuer meinen Zahnarzt, den ich in Deutschland habe, wenn nicht mindestens 24h vorher abgesagt wird.

Bei Hotels ist eben der Unterschied, dass sie kein "Wartezimmer" haben, wo sie einfach den nächsten Gast/Patienten auswählen, der da gerade wartet.

Dass das Silk so etwas hat ist schön für's Silk. Ich würde ebensowenig ins Silk gehen, wie es mich übermäßig in den Cocoon-Club zieht. Es gibt aber immer Leute, die auf sowas stehen... Exklusivität und so, ne?
Es gibt wohl mehr Restaurants in Deutschland wo man KEINE Gebühr zahlen muss für nicht eingehaltene Reservierungen, als das Gegenteil der Fall sein dürfte.
Ich war ebenfalls schon in Restaurants, wo ich direkt bei Reservierung darauf hingewiesen wurde, dass bei nicht-erscheinen eine Gebühr anfällt (was ich auch geschrieben hab, aber das wolltest Du anscheinend nicht mitzitieren). Da habe ich genau EINMAL reserviert und bin danach nicht mehr hin. Ein Restaurant hat Laufkundschaft, die die freien Plätze einnehmen kann. Dass das Silk diese Laufkundschaft nicht hat liegt eben an der bescheidenen Lage. Aber das ist eben Pech, das hätte man sich vorher überlegen können. Diese Gebühr ist dann aber auch wieder etwas, womit sich die Cocoon-Macher ihre exklusive Stellung bewahren wollen/können.

Findest Du also solch eine Gebühr bei Ärzten gut? Hast Du Vorteile daraus? Welche? Welche Vorteile hast Du aus den 50€ Reservierungsgebühren p.P. im Silk?

p.s. vielleicht verstehe ich auch einfach nicht, dass es bei der Gebühr bei Ärzten auch um Exklusivität geht... dann ist das natürlich gerechtfertigt
p.p.s. dass Du McDonald's und das Silk in einem Beitrag namentlich erwähnst, Dich mit Silk und der Bereitschaft für solch eine Zahlung und andere die nicht bereit sind eine solche Zahlung zu leisten mit McDonald's verbindest, finde ich äußerst "exklusiv"

Ich denke, es kommt immer auf den Einzelfall an. Wenn der Zahnarzt mit dem Patienten eine große Sitzung plant, die mehrere Stunden dauert und dann den halben Vormittag freihält, dann ist für mich eine Gebühr legitim. Ebenso bei den üblichen Spezialisten, die mehrere Termine hintereinander platzen lassen, am besten ohne abzusagen. Nicht immer ist gleich der nächste Patient als "Lückenfüller" zur Hand.

Bei einfachen Terminen allerdings, am besten bei vollem Wartezimmer, habe ich kein Verständnis für eine Gebühr. Das riecht dann nach Abzocke. Zu einem solchen Arzt würde ich sicherlich nicht mehr gehen.

Wenn ich das richtig verstehe, ist im vorliegenden Fall doch unbestritten, dass ein Arzttermin niemals verbindlich - sondern nur unter dem Vorbehalt der Rückbestätigung - vereinbart wurde.

Die Rechnung des Zahnarztes halte ich daher nicht nur für unberechtigt, sondern möglicherweise sogar für kriminell. Wenn ein Arzt seinem Patienten vorspiegelt, er sei auch mangels verbindlicher Terminabsprache zur Zahlung von Schadenersatz verpflichtet, ist dieses Vorgehen in meinen Augen durchaus geeignet, den Tatbestand eines versuchten Betrugs zu erfüllen (den ich hier aber nicht weiter erörtern möchte).

Welcher Fall nun vorliegt, lässt sich nur im Gespräch mit dem ZA klären. Ist die Rechnung ein Irrtum, ist alles im Lot. Besteht der ZA weiterhin auf Zahlung, mag er das tun. Gerät er - irgendwann einmal - aber an einem Patienten wie mich, wird er den Gegenwind ernten, den er (in meinen Augen) verdient hat. Allerdings bleibt es jedem selbst überlassen, wie er auf solche Bereicherungsversuche von Mitmenschen reagiert.

Frankie

Vor vielen Jahren habe ich mal von einer richterlichen Entscheidung gehört, derzufolge ein Zahnarzt keinen Anspruch auf Schadensersatz hat, wenn ein Patient einen Termin platzen läßt. Gerade habe ich aber Informationen gefunden, die besagen, daß das zumindest in einigen Fällen anders ist: http://www.blzk.de/archiv/bzb/975s19.htm