Erdbeben in Japan - Nuklearkatastrophe von Fukushima

  • Zitat

    Original geschrieben von göttingencity
    Man war nie wirklich auf den Tsunami vorbereitet und jetzt droht auch noch der GAU in einem AKW, welches niemals auf einen Tsnunami ausgelegt war.


    Sag mal, denkst Du auch nach, bevor Du schreibst? :mad:


    Es gibt nun einmal Naturgewalten, gegen die kann man sich einfach nicht schützen. Wer sich die Bilder angesehen hat, mit welcher Wucht dieser Tsunami einfach alles überrollte, der weiß, dass es dagegen keine Schutzmaßnahmen gibt. Man kann sich gegen Tsunamis dieser Größe ebenso wenig schützen wie gegen Hurrikans und Erdbeben ab einer bestimmten Stärke oder gegen Vulkanausbrüche.


    In den USA bedurfte es einer erheblich kleineren Naturkatastrophe, nämlich des Hurrikans Katrina, und schon war der Katastrophenschutz der mächtigsten Industrie- und Militärmacht dieses Planeten völlig überfordert.


    Der deutsche Katastrophenschutz ist mit der Bewältigung von Oder-Fluten schon bis zum Anschlag ausgelastet, und das ist im Vergleich zu einem Erdbeben der Stärke 9 mit anschließendem Tsunami und einem schwer havarierten KKW nun wirklich der reinste Kindergeburtstag.


    Aus 12.000 km Entfernung, aus dem bequemen Fernsehsessel, lässt es sich doch ganz trefflich (und offenbar wohl auch überaus qualifiziert :rolleyes: ) über das japanische Krisenmanagement lästern.


    Sorry, aber das musste einfach gesagt werden! :mad:

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • HappyDay, das kann ich nur zu 1000 Prozent unterschreiben.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Es gibt nun einmal Naturgewalten, gegen die kann man sich einfach nicht schützen.

    Zweifellos. Wer allerdings extra ein Wort ("Tsunami") erfindet, um ein vor seiner Haustür immer wieder vorkommendes Naturereignis zu beschreiben und dann ein offenbar nicht auf relevante Erdbeben ausgelegtes AKW direkt (!) ans Meer und damit tsunami-erreichbar baut, der wird sich gewisse Vorhaltungen machen lassen müssen.


    Ich verstehe einfach nicht, wieso man als Tsunami-"Erfinder" ein AKW direkt ans Meer baut, nur weil dort leicht Kühlwasser zu finden ist. Ich gehe doch auch nicht mitten in den dichten Wald und brenne ein großes Lagerfeuer an, nur weil dort viel Brennholz zu finden ist.


  • Hallo???


    Japan = bekanntes Erdbeben/Tsunami-Gebiet


    AKW in Fukushima = keinerlei Schutz/Sicherheitssysteme vor Erdbeben/Tsnunamis


    Das Kraftwerk von Fukushima war nicht auf Tsunamis ausgelegt. Das bereuen die Konstrukteure jetzt. Geradezu ignorant hätten sie einfach US-Pläne kopiert.


    Bei der Planung des Katastrophenmeilers von Fukushima-Daiichi wurden fundamentale Fehler gemacht. Das haben zwei der Konstrukteure der Kernkraftwerks eingeräumt. Trotz der Lage in einem Erdbebengebiet direkt am Meer seien weder Reaktoren noch Sicherheitssysteme auf einen Tsunami ausgelegt worden, sagten zwei frühere Toshiba-Ingenieure bei einer Pressekonferenz des japanischen Citizen's Nuclear Information Center. Viele Rückfallsysteme für den Notfall seien ungenügend dimensioniert worden.


    "Die Möglichkeit eines Tsunamis wurde bei der Planung nie in Betracht gezogen“, sagte der frühere Toshiba-Ingenieur Shiro Oguro, der nach eigener Aussage 35 Jahre lang mit Planung, Bau und Wartung der Reaktoren betraut war. Man habe nicht berücksichtigt, dass die Welle eines Tsunamis nicht nur die reguläre Stromversorgung, sondern auch die unterhalb des Reaktors, praktisch direkt am Meer gelegenen, Notstromaggregate beschädigen und außer Betrieb setzen könnte.


    ---> http://www.welt.de/vermischtes…ere-Planungspanne-zu.html

  • HappyDay989
    Ich unterschreibe fast alles, außer, dass man nicht gewusst hat, dass Japans Küsten Tsunami-gefährdet sind (vgl. die US-Depeschen von Wikileaks). Die Vorkehrung ist demzufolge zunächst einmal keine KKW dort zu bauen (es sei denn sie sind entsprechend geschützt). In Deutschland ist man jedoch auch nicht besser. Das KKW Unterweser ist evtl. auch nicht ausreichend gegen starke Sturmfluten geschützt.


    Danke für den Link.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Zitat

    Original geschrieben von Hellwach
    Ich unterschreibe fast alles, außer, dass man nicht gewusst hat, dass Japans Küsten Tsunami-gefährdet sind (vgl. die US-Depeschen von Wikileaks).


    Definiere "man." Die Konstrukteure wussten es, vielleicht haben sie das aber beim Eifer des Kopierens (das ging in den 1960ern noch nicht per Strg+C) auch einfach verschlafen/übersehen, obwohl sie dafür dann wirklich bestraft gehörten.


    Doch haben die Politiker das auch gewusst? Glaubt jemand tatsächlich, die verantwortlichen Ingenieure gingen nach der Konstruktion des Kraftwerks zu ihren Chefs, sagten denen "hey, wir haben die Pläne nur kopiert, Tsunami-Schutz ist da nicht vorgesehen." Und die Chefs gingen darauf hin zur Regierung und sagten dem Premierminister "hey, unsere Ingenieure haben die Pläne nur kopiert, Tsunami-Schutz ist in Fukushima nicht vorgesehen." Und der Premier sagte nur "dann lasst uns alle gemeinsam die Klappe halten und hoffen, dass es nie zu einem Tsunami kommt, aber das ist in unserer Gegend ja auch sehr unwahrscheinlich."


    Die Frage ist also: wer hat ab wann was und wie viel gewusst? Mit pauschalen Aussagen über "die Politiker" und "die Betreiber" kommt man da nicht weiter, außer dass es den Medien die Titelseiten füllt.

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • "Man" sind am ehesten die genehmigenden Behörden. Es ist ganz klar, dass auch in Deutschland Risiken gegen Strompreise und/oder gegen Gewinne der Betreiber abgewägt wurden bei der "Herstellung" von Energie in KKW. Implizit wurden somit auch Menschenleben gegen Strompreise abgewägt. So wird das in Japan auch gewesen sein. Wirklich übel nehmen kann man das nur bedingt, da man dafür schon ordentlich Abstraktionsvermögen benötigt. Der Mensch kann kleine Wahrscheinlichkeiten einfach nicht rational verarbeiten.

    »Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave« (Aristoteles)

  • Die Vorgänge in Japan zeigen die Realisierung dessen, was man gemeinhin mit dem harmlos anmutenden Begriff "Restrisiko" umschreibt.


    Dieses Restrisiko besteht bei jedem AKW - es ist aufgrund verschiedener Begleitumstände (Erdbeben-/Tsunamigefahr pp.) nur verschieden hoch. Jede Regierung kennt die Gefahr, die sich in Japan gerade realisiert, genau - wie jede Regierung auch hofft, davon verschont zu bleiben.


    Der Bau von AKW ist letztlich eine Art "Zocken" mit dem nicht ausschließbaren Restrisiko. Es locken lukrative Gewinne und der "Hauptgewinn", den man nicht haben möchte, ist recht unwahrscheinlich. Jedes AKW ist allerdings ein potenzieller Kandidat.


    Genehmigt eine Regierung ein AKW, nimmt sie dieses Restrisiko, dass sich gerade in Japan realisiert, bewusst in Kauf - also auch das Leid der Bevölkerung.


    Ich weiß gar nicht, ob das jedem Bürger der betreffenden Staaten bewusst ist ... :(


    Japan ist überall! Japan hätte auch hier sein können.


    Das musste jetzt einfach mal raus ...


    Frankie

  • @ Hellwach: Den Mitarbeiter einer der Regierung untergeordneten Behörde hätte ich erleben mögen, und dann auch noch in Japan, der es Anfang der 1970er gewagt hätte, ihm zur formalen Zustimmung vorgelegten Pläne mit der Begründung mangelhafter Sicherheit abzulehnen, wenn diese Sicherheitsmängel nicht derartig eklatant sind, dass sie selbst einem Laien sofort ins Auge springen. :rolleyes:
    Und seien wir ehrlich: selbst in Deutschland zeigen die unseren KKW erteilten Genehmigungen doch, dass es hier nicht anders lief bzw. immer noch läuft. Oder wie konnte das KKW in Mülheim-Kärlich jemals genehmigt werden, ob wohl es direkt im Erdbeben gefährdeten Neuwieder Becken lag?
    Ich erinnere mich noch gut an die 1970er, damals galt Kernkraft als die preiswerte, umweltfreundliche und praktisch ewig anhaltende Form der Energiegewinnung schlechthin. Klar, Kernwaffen waren "böse," aber die friedliche Nutzung der Kernkraft war damals so sehr der neuste Schrei der Technik wie heutzutage z. B. die Solarenergie.



    Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Die Vorgänge in Japan zeigen die Realisierung dessen, was man gemeinhin mit dem harmlos anmutenden Begriff "Restrisiko" umschreibt.
    [...]
    Ich weiß gar nicht, ob das jedem Bürger der betreffenden Staaten bewusst ist ... :(


    Japan ist überall! Japan hätte auch hier sein können.


    Ein guter Bekannter, seines Zeichens (pensionierter) Ingenieur, der jahrelang in der Hauptverwaltung eines großen EVU für die interne Überprüfung von KKW zuständig war, sagte mir einmal, halb sarkastisch, halb ernst gemeint:


    "Das Restrisiko, das ist das Risiko, das uns den Rest gibt."


    Er bezog das damals auf die nach Tschernobyl in Deutschland rapide zunehmende Anti-Kernkraft-Stimmung: das von den Kernkraftgegnern vorgebrachte Argument von der Unwägbarkeit des Risikos, von dem immer ein Teil verbleibt, war wohl der Nagel im Sarg neuer KKW-Pläne, die auch bei diesem Betreiber bereits fertig in der Schublade lagen.


    Aber im Grunde hast Du natürlich recht. Kein KKW ist absolut sicher, kein einziges. Und die große Achillesferse, egal wie sicher die KKW selbst sind, ist und bleibt das Problem der Lagerung des radioaktiven Abfalls.


    Das alles hilft aber bei den Versuchen, die havarierten Reaktoren in Fukushima I zu stabilisieren, leider nicht weiter.

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

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