Immatrikulation wegen Semsterticket - Uni dadurch benachteiligt?

  • Geht in Ordnung. Allerdings würde ich es nur machen, wenn man später wirklich KEIN Studium aufnehmen möchte, insbesondere Aufbaustudium (also Master/Promotion).


    Wenn man nach dem Studium sagt: ich will eh nicht mehr büffeln, gehts in Ordnung.

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  • Zitat

    Man muß das mal auch anders sehen: Die Verkehrsunternehmen machen doch richtig Kasse, da alle Studenten einzahlen, aber viele dieses Angebot gar nicht nutzen, weil sie neben der Uni wohne


    Das ist aber ein bischen kurz gedacht ;)


    1.) Öffentlicher Nahverkehr ist in vielen Städten alles andere als ein Goldesel, sondern ein reines "Zuschussunternehmen"
    2.) gilt die Rechnung gerade mal für den "Mikrokosmus" der Studenten. Hier ist allerdings so, dass ein "Vollzahler" die Seite wechseln möchte. Jetzt kann man sich überlegen, was wohl passiert, wenn ein Vollzahler nach dem anderen anfängt, die Seite zu wechseln. Dann brechen dem Unternehmen nämlich auf der anderen Seite die Einnahmen weg.


    Zitat

    Es spricht allerdings schon für eine gewissen Lebenshaltung wenn jemand mit abgeschlossenem Studium und einem Vollzeitjob dann meint er müsse sich so verhalten nur um noch mit einem Semesterticket fahren zu können


    :top: Dem ist nichts hinzuzufügen.
    Natürlich tut es der Allgemeinheit nicht weiter weh, wenn sich einer eine Leistung erschleicht. In dem Moment, wo sich aber viele so verhalten, kippt das System irgendwann und das Geschrei ist groß.


    Wenn ich mich recht entsinne, dann war genau derartiges Verhalten übrigens zumindest an der Ruhr-Uni in Bochum vor mehreren Jahren (ich glaube ende der 90er) durchaus mal ein Thema. Da war die Zahl derer, die sich auf die Weise ein Ticket erschlichen haben, etwas zu groß geworden.

    Eine Smith & Wesson übertrumpft vier Asse

  • Zitat

    Original geschrieben von scaleon
    Man muß das mal auch anders sehen: Die Verkehrsunternehmen machen doch richtig Kasse, da alle Studenten einzahlen, aber viele dieses Angebot gar nicht nutzen, weil sie neben der Uni wohnen, mit Fahrrad fahren oder sogar mit Auto.


    In der Sache richtig, nur die Schlussfolgerung daraus ist schlichtweg falsch. Die Verkehrsbetriebe bieten dem Studentenwerk (oder der entsprechenden stud. Vertretung) Semestertickets zu den bisherigen Konditionen an, gerade weil in der Kalkulation berücksichtigt wird, dass zwar alle Studenten zahlen, aber nicht alle die Leistung in Anspruch nehmen werden - würden 100% aller Studenten mit dem ST fahren wäre dies um einiges teurer.


    Insofern ist die Gruppe der Studenten primär untereinander solidarisch, derjenige der das ST zahlt aber nicht nutzt finanziert damit dem Studienkollegen der auf den Ö-Verkehr angewiesen ist ein günstiges Ticket. Eine in sich geschlossene (wenn auch teilweise erzwungene) Solidargemeinschaft also.


    Wer sich jetzt also als "Nichtstudent" immatrikuliert schadet damit vor allem den anderen Studenten, diese müssen die Nutzung des ST durch den "Nichtstudent" hier mitfinanzieren da in der Nutzerstatistik der Verkehrsbetriebe zum einen ein Vollzahler wegfällt aber dafür ein "studentischer" Nutzer hinzukommt. Beides spiegelt sich letztendlich in der Kalkulation der Verkehrsbetriebe wieder (wie von Andreas schon richtig geschrieben: öffentlicher Personennahverkehr ist in den wenigsten Fällen ein rentables Geschäft).

  • Zitat

    Original geschrieben von ChickenHawk
    gerade weil in der Kalkulation berücksichtigt wird, dass zwar alle Studenten zahlen, aber nicht alle die Leistung in Anspruch nehmen werden - würden 100% aller Studenten mit dem ST fahren wäre dies um einiges teurer.


    Ja gut, aber der jeweils ausgehandelte Preis für das Semesterticket ist ja nicht auf Verlust aus. Also wird am Ende so kalkuliert, daß man auch Gewinne damit macht. Das war mein Gedanke. ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von scaleon
    Ja gut, aber der jeweils ausgehandelte Preis für das Semesterticket ist ja nicht auf Verlust aus. Also wird am Ende so kalkuliert, daß man auch Gewinne damit macht.


    Sowohl bei Bus und Straßenbahn als auch im Nahverkehr der DB wird eher darauf kalkuliert, dass man keinen Verlust einfährt. Wer da am Jahresende mit einer schwarzen Null rausgeht hat schon das Ziel erreicht. "Gewinn" wird in den wenigsten Fällen eine Rolle spielen, erst recht nicht bei der Kalkulation für die Semestertickets - da geht es eher darum zu schauen das man als Verkehrsbetrieb nicht noch was drauflegt - verdienen wird man an den Studenten i.d.R. aber nicht.



    Aber davon mal ganz ab: Viele scheinen das Prinzip einer Solidargemeinschaft schlicht nicht verstanden zu haben - oder sie wenden es nur an wenn es für sie einen persönlichen Vorteil bedeutet.


    Jeder der arbeiten geht zahlt im gewissen Umfang Steuern und Abgaben um damit vorrangig auch die Allgemeinheit mitzufinanzieren. Macht man das freudestrahlend und gern? Mit Sicherheit nicht viel schöner wäre es doch wenn die sauer verdiente Kohle bei einem selber landen würde. Aber es gehört nun einfach mal dazu - klinken sich zuviele aus diesem System aus bricht selbiges irgendwann zusammen.


    Und was den moralischen Punkt angeht: Wenn sich Sportler wie z.B. die Schumacher Brüder auf den Weg ins Ausland machen um vor dem deutschen Steuersystem zu "flüchten" wird das in der Boulevardpresse genüsslich breitgetreten und das Volk empört sich über diese Unerhörtheit.
    Letztlich haben aber auch die Schumis nichts anderes gemacht als sich aus der Solidargemeinschaft in der sie groß geworden sind herauszulösen um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen.


    Nichts anderes ist es wenn jemand dann im kleineren Maßstab irgendwelche Schlupflücken sucht um sich seinerseits einer solchen Gemeinschaft zu entziehen oder sich unrechtmäßigerweise an ihr zu bereichern. Das die Beträge über die man dabei spricht völlig verschieden sind spielt dabei keine Rolle.
    Moralisch ist es genauso "falsch" oder verwerflich für 500,- € oder 1000,- € zu bescheißen als wenn man es für 1 oder 5 Mio. € macht.

  • Zitat

    Ja gut, aber der jeweils ausgehandelte Preis für das Semesterticket ist ja nicht auf Verlust aus


    ... ich bin mir jetzt nicht sicher, ob Du die Konsequenz richtig verstanden hast.
    Das Semsterticket als solches wird nicht "isoliert" kalkuliert. Natürlich trifft man bestimmte Annahmen und Erwartungen, aber das viel größere Problem resultiert daraus, dass jemand aus dem "Normalnutzer-Pool" rausfällt.
    Wenn 1 Vollzahler ausfällt und dafür 1 Student hinzukommt, dann merkt man es nicht!
    Wenn 10 Vollzahler ausfallen und dafür 10 Studenten dazukommen -> auch kein Thema
    Wenn 100 Vollzahler ihr Monatsabo kündigen und in die Studentengruppe wechseln, dann sind es pi mal Daumen schon 5.000 €/Monat an Einnahmen weniger. Im Jahr 60 Tsd. €; dem gegenüber stehen vielleicht Einnahmen von 20 Tsd. € (?? ist 100 € Beitrag pro Semester für die Fahrkarte realistisch??) Dann wären es knapp 40 Tsd. € die in der Kasse erstmal fehlen und das bei Unternehmen die jeden Cent 3x umdrehen müssen, um nicht in die roten Zahlen zu kommen.*


    ... und die wird sich das Unternehmen "woanders" herholen (müssen), da die Kosten nun mal gleich bleiben. Entweder zahlen die Studenten dann zukünftig mehr oder die normalen Preise werden angehoben, oder beides eben...


    Das Problem ist, jeder oder die meisten sehen sich immer nur in der Rolle des "Einen", der ja nicht schlimm ist. Natürlich ist es kein Problem für Deinen Kumpel, wenn er so etwas macht; ist ja schließlich nur er und einer mehr oder weniger -> was macht das schon? Einen "Assi" füttert die Gesellschaft schließlich immer locker mit durch...


    Aber irgendwann macht das System dabei die Grätsche. By the way: Ich habe selbst gesehen, wie sehr der Semesterbeitrag in 4 Jahren gestiegen ist und das Semsterticket war immer mit bei den Teuerungspositionen immer vorne mit dabei ... und zwar ordentlich - die Gründe mögen bestimmt vielfältig gewesen sein, aber der Punkt hier mag durchaus mit dazu beigetragen haben :flop:


    * und an der Stelle auch noch mal die Brücke Richtung Energiewirtschaft:
    Viele Kommunen, die noch über ein Stadtwerk verfügen, decken die Verluste der Verkehrsbetriebe, Schwimmbäder, etc mit den Gewinnen der Stadtwerke. Wer also in einer solchen Gemeinde/Stadt lebt und für "Gemeinwesen" etwas übrig hat, der sollte sich 3x überlegen, ob er wegen 20 € Preisunterschied im Jahr zu einem reinen Energieversorger á la Yello oder so wechselt, weil da geht der Gewinn in die Unternehmenskasse. Bei den Gewinnen eines kommunalen Energieversorgers kann sich der Bürger sicher sein, dass er von der Rendite insofern profitiert, dass andere Mängel ausgebremst oder zumindest "abgemildert" werden.

    Eine Smith & Wesson übertrumpft vier Asse

  • Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nach Abschluss meines ersten Studiums auch einige Jahre so verfahren bin. Damals war das "gängige Praxis", sage ich mal. Nach Abschluss des ersten Studiums wechselte man halt die Fachrichtung.


    Neben dem Semesterticket hatte man ja noch Zugang zur Bibliothek, zur Mensa (für Singles ideal :p ) und zum Uni-Rechenzentrum. Letzteres war zu Zeiten, in denen ein privater DSL-Zugang noch Luxus war, sehr angenehm.


    Eins muss man allerdings beachten:


    Die Zugangsregelungen für ein Zweitstudium sind andere als die fürs Erststudium. So existierte in NRW auch vor Einführung allgemeiner Studiengebühren schon die Gebührenpflicht für ein Zweitstudium, die das vom TE beabsichtigte Vorgehen finanziell unattraktiv gemächt hätte. Der Wegfall der allgemeinen Studiengebühren in NRW muss also nicht zwingend auch Zweitstudiengänge betreffen - es kann zwar so sein, für zwingend halte ich das aber nicht. Ob dem so ist, sollte man unbedingt vorher prüfen.


    Frankie

  • IMHO muss man in dem Fall etwas differenzieren. Wer nach dem Studium einen Vollzeitjob mit anständigem Gehalt hat und sowas tut, verhält sich einfach nur asozial.


    Bei Absolventen ohne anständiges Einkommen, ewigen Praktikaten etc. finde ich es moralisch vertretbar.


    Ich finde, daß man für erhaltene Leistungen generell anständig bezahlen sollte, wenn man es sich finanziell erlauben kann. Ein gutes Beispiel ist in dem Fall Software. Seit ich mit dem Studium fertig bin und Geld verdiene, kaufe ich Software, die ich regelmäßig nutze, Musik usw.


    Diese Einstellung können erfahrungsgemäß allerdings nur wenig Leute nachvollziehen...


    Beste Grüße,


    Johnson

    Rechner: Samsung Galaxy Book, Lenovo T14
    Telefon: Pixel 8 Pro, iPhone 15

    Netz: D1, o2

  • Na, na, bitte keine Moralpredigten in diesem Forum. Solche Diskussionen enden IMMER mit Eingreifen durch Mods oder auch Sperren. Hier geht es nur darum, ob die Uni benachteiligt ist oder nicht. Das wurde auch gut beantwortet. Alle weiteren Diskussionen über Moral und Apostel kann jeder für sich behalten.

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  • Dann wäre das Fazit:


    - Die Uni wird nicht geschädigt.
    - Die anderen Studenten werden geschädigt (wegen der erhöhten Nutzung) und somit langfristig steigenden Preisen für das Semsterticket.
    - Das Studentenwerk und der ASTA freuen sich allerdings über die zusätzlichen Mittel.
    - Die Verkehrsbetriebe werden geschädigt, da "Vollzahler" fehlen.


    Ist dem noch etwas hinzuzufügen?

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