Polit-Affäre um Edathy

  • Edathy soll nach "childporn" gesucht haben


    Zitat

    Im Fall Edathy werden neue Einzelheiten bekannt. Wie der SPIEGEL berichtet, hielt der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete laut Staatsanwaltschaft im Internet "zielgerichtet nach kinderpornografischen Seiten Ausschau".

    Quelle

  • Ich denke, dass an der Aussage, Edathy sei pädophil, kaum berechtigte Zweifel bestehen dürften. Wenn ich die mir erinnerlichen Aussagen Edathys überdenke, bestreitet er das m.E. nicht einmal selbst. Denn auch das von ihm zugestandene legale Material dürfte außerhalb der Pädophilenszene kaum Liebhaber finden können.


    Oder übersehe ich was?

  • Nö. Dieses Zugeständnis gehört ja auch zur Strategie der Verteidigung. Man bestreitet Kinderpornografie, gesteht aber Interesse an "kleinen Jungens" zu.


    Sehr interessant finde ich übrigens dieses Detail, das der SPIEGEL veröffentlicht:

    Zitat

    Original geschrieben von Spiegel online
    Um zu vermeiden, dass Vorschaubilder auf seinem Computer landen, soll Edathy ein Programm verwendet haben, das die Daten komprimiert, verpackt und später wieder auspackt.

  • Ich frage mich nur, worauf Pädophile ausweichen, wenn solche Abbildungen nun auch vom Gesetzgeber verboten werden? Die Jungens aus der Nachbarschaft?


    Denn das zugrundeliegende Problem besteht ja unverändert fort. Eine Krankheit (ICD 10 F65.4 bzw. F65.8) durch Verbot ihrer Symptomatik bekämpfen zu wollen, wird außer einem Anstieg der Zahl strafrechtlicher Verurteilungen leider gar keine Auswirkungen haben. Die Symptomatik wird sich einen Weg suchen.


    Würde eine Verurteilung Edathys die Öffentlichkeit so weit beruhigen können, dass sie die staatliche Untätigkeit im Übrigen erst einmal zu überdecken geeignet ist? Ich habe irgendwie das Gefühl, die Staatsmacht möchte im Fall Edathys Stärke demonstrieren, um hernach wieder in Selbstgefälligkeit zu verfallen. Schließlich hat man sogar noch die Strafvorschriften verschärft.


    Gerade der Fall des politisch aktiv gewesenen Edathy hätte für seine ehemaligen Kollegen Anlass bieten können, den Erkrankten Hilfe zu bieten, bevor sie überhaupt auffällig werden. Die Schaffung flächendeckender Beratungsstellen für Betroffene wäre m.E. die einzig sinnvolle Lösung. Anders als in Edathys Fall äußern sich etliche Betroffene geradezu positiv darüber, "endlich" erwischt worden zu sein. Manche von ihnen hatte zuvor vergeblich versucht, Hilfe zu erhalten.


    Von Regierungsseite scheint die Problematik nach Verschärfung der Strafvorschriften wieder zu den Akten gelegt zu werden. Eine notwendige breit angelegte Grundsatzdiskussion wäre an mir vorübergegangen. :(

  • Ähm, scheinbar ist dir entgangen, das Herr E. seinerzeit an den gesetzlichen Grundlagen, die aktuell gelten, persönlich mitgearbeitet hat.

    Suche: aktuell nichts


    30 positiv in der "neuen" Vertrauensliste, ??x mal positiv in der "Alten"..:-)


    Insider: Die Plaaaaaattttttttforrrrrrrrmmmmmmmmmm brennt nicht mehr, sie ist abgesoffen.....!

  • Es gibt Institutionen, die entsprechend Betroffenen zur Verfügung stehen. Ich kenne da z.B. eine gute an der Charité in Berlin (weil da zwei Kollegen arbeiten, bevor hier seltsame Ideen aufkeimen!). Soviel Steuerungsfähigkeit sollte man von "erwachsenen" Menschen verlangen können!
    F-Diagnosen sind übrigens "Störungen von Krankheitswert" und keine Krankheiten. Aber das nur am Rande. Lustig damals in den Rechtspsychologie-Veranstaltungen, dass die Juristen immer was Greifbares haben wollten und wir Psychos sie enttäuschen mussten!

  • Die Diskussion um die F-Diagnosen kenne ich. Einen Teil-Katalog, der auch hirnorganische Störungen pathologischen Ausmaßes umfasst, medizinisch oder rechtlich von den Krankheiten abzugrenzen, ist in meinen Augen wenig sinnvoll. Wenn jemand an Morbus Alzheimer "mit Krankheitswert gestört" ist, wird man ihn aus meiner Sicht durchaus als krank ansehen müssen. ;)


    Die berechtigte Frage ist allerdings, ob all das dort aufgeführte auch dort hinein gehört. Das ist aber wieder eine andere Baustelle.


    Die Beratungsstelle in der Charité kenne ich aus Berichten darüber. Vielleicht mögen noch einzelne andere existieren. Notwendig ist aus meiner Sicht aber ein flächendeckendes Beratungsstellennetz, an das sich Betroffene unter Garantie der Vertraulichkeit frühzeitig wenden können. Besteht für Betroffene auch nur der geringste Verdacht, geoutet (und damit gesellschaftlich geächtet) zu werden, werden sie sich nicht helfen lassen.


    In Fällen der Drogensucht kenne ich ein dichtes Netz an Stellen, an die sich Betroffene wenden können. Warum nicht für Pädophile? Sind das so wenige? Das mag ich nicht glauben. Die Dunkelziffer derjenigen, die allein dagegen ankämpfen, dürfte immens sein. Und jeder von ihnen kann eine Zeitbombe sein.


    Betroffene (wie Edathy) wird man vom Jugendalter an meist lebenslang begleiten müssen. Nur so sehe ich eine Chance, krankhafte Entwicklungen wie bei Edathy verhindern zu können. Sind Betroffene erst richtig "angefixt", wird ihnen kaum noch zu helfen sein.

  • Nun ja speziell der Fall Edathy zeigt ja mehr als eindeutig, dass es dringend geboten gewesen ist hier vom Gesetzgeber her nachzubessern und eben klare Grenzen zu ziehen damit sich solche Saubermänner wie Hr. E. dann eben nicht noch rausreden können sie seien lediglich "Kunstliebhaber". Unrechtsbewusstsein oder Einsicht für das eigene Fehlverhalten? Bei Hr. E. bislang doch 0,0. Und warum sollte man sich denn von irgendjemandem beraten lassen, wenn das eigene Verhalten doch angeblich nicht mal strafrechtlich von Belang ist?


    Das man sich jetzt nicht ausschließlich auf die Verschärfung des Rechts verlassen sollte und die Frage der Betreuung und Beratung auch eine Rolle spielen muss steht dabei auf einem anderen Blatt. Wobei ich aber auch nicht unbedingt glaube, dass jeder der betroffen ist sich auch freiwillig an so eine Stelle wenden würde (sofern es sie denn gäbe). Und da ist es nur gut und richtig wenn solche Personen dann eben auch wissen, dass ihr Verhalten eindeutig und ohne jegliche Diskussion strafbar (und damit auch "behandlungsbedürftig") ist.

  • Dem stimme ich zu ... nur dass ich ausreichende Behandlungsmöglichkeiten bei speziell für diese Problematik geschulten Fachkräften für die Behandlungsbedürftigen vermisse.


    Werden nur Strafvorschriften verschärft, könnte eine Situation wie bei strafbewehrten Verstößen gegen das BTMG entstehen. Es wird großzügig eingesperrt und der Rückfall ist die Regel. Mit jeder Verurteilung sinkt die Hemmschwelle, weil der Respekt gegenüber der Tat und Folgen immer ein Stück weiter sinkt. Ist ein Drogensüchtiger dann im vollkommenen sozialen Abseits angelangt, hat er nur noch Kontakt zu anderen Süchtigen. Gleich nach der Haftentlassung landen Betroffene wie selbstverständlich wieder auf der "Platte". So werden Drogenghettos für Ausgestoßene regelrecht gezüchtet. Auch für Missbrauchstäter wäre eine solche Karriere denkbar - in den USA gibt es diese Zustände bereits.


    Die ganze Sache hat nur einen Haken:
    Während Drogensüchtige in erster Linie sich selbst schaden, trifft es beim Missbrauch einen schützenswerten Personenkreis. Und bei dem Gedanken, dass wegen Missbrauchs verurteilten und von der Gesellschaft verstoßenen Tätern nur noch der Kontakt zu Gleichgesinnten bleiben könnte, wird mir angst und bange.


    Mal am Beispiel Edathys:
    Welcher Personenkreis wird sich nach Abschluss des Verfahrens wohl noch an Edathy wenden? Wer wird mit ihm gesellschaftlich verkehren wollen? Auch wenn er sich vielleicht noch am eigenen Schopf aus Misere herausziehen kann, dürften die verbleibenden Sozialkontakte der meisten verurteilten Täter ein weiteres Abgleiten in die "Szene" begünstigen - nur die charakterlich Stärksten (sollte es so etwas überhaupt geben) werden sich dem entziehen können.


    Aber die Hoffnung (dass es nicht so kommt) stirbt zuletzt.

  • Lustig, Morbus Alzheimer kannte ich bisher nur als G-Diagnose. Da hat mal wieder irgendein Depp bei der Neuordnung zugeschlagen, denn F00 sagt ja schon, dass es nachträglich hinzugefügt wurde! Und das berühmte eine Beispiel widerlegt den Rest meiner Aussage nicht. Aber egal, BTT!


    Warum wird eigentlich immer nach vom Staat etc. eingerichteten Stellen gefragt? Jugendliche hängen rum und wollen einen Jugendclub etc. wie wäre es mal mit Eigeninitiative? Wenn jemand bemerkt, dass er ein Problem hat, warum nicht selbst etwas gründen und anschieben? Wie sowas geht, dafür gibt es genügend Beratung! Oder lieber Frank, wenn du da einen Mangel siehst, schiebe eine Petition an, dass dort in dem Bereich mehr gemacht wird. Immer auf die andere Seite zeigen und "die machen ja nichts für uns!" zu sagen, kann nicht als Rechtfertigungsgrund herhalten. Wenn dort eine große Bedürftigkeit nach Behandlung sichtbar werden sollte, wird sicher auch was gemacht werden. Und dass es zu wenig geschulte Fachkräfte gibt, hat sicher auch mit persönlichen Befindlichkeiten der Behandler zu tun. Ich bin leider nicht so schizophren und kann gut wie Anwälte abspalten, mit was für einem Menschen und welcher Problematik bei ihm ich zu tun habe. Ein universeller Behandlungsanspruch sollte nicht so hergeleitet werden. Ärzte z.B. Haben ja auch Fachgebiete, die Psychotherapeuten (von denen es sowieso zu wenig gibt und die von der Anzahl ja noch reduziert werden sollen, dem neuen Gesetz nächstes Jahr zum Dank) aber sollen alles machen? Nein, das lehne ich persönlich ab!

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