c-n y-- r--d th-s? - Interessanter Artikel

  • Im Deutschen verlassen wir uns natürlich nicht nur auf den ersten und letzten Buchstaben, sondern auch darauf, ob ein Wort groß oder klein geschrieben ist ;) Nicht umsonst bekommen hier die alle-wörter-klein-schreiber (;)) öfters mal eins auf die Mütze, sie mögen doch die Nomen ("Hauptwörter") bitte (gefälligst) groß schreiben :)



    Und dann ist mir zu dem Text natürlich noch gleich ein psychologisches Experiment eingefallen :) Und zwar würde ich zwei Gruppen gerne gegeneinander austesten (Mittelwertsvergleich bei unabhängigen Stichproben):
    Nach der Persönlichkeitstheorie nach Carl Gustav Jung haben wir zwei grundlegende Funktionen: Wahrnehmen und Beurteilen. Die Funktion "Wahrnehmen" ist ein Kontinuum, auf der einen Seite steht mehr die intuitive Wahrnehmung, auf der anderen Seite die Wahrnehmung mit den Sinnen. Bestes Beispiel: die Leute mit der Präferenz des intuitiven Wahrnehmens sehen den gesamten Wald, die Leute mit der Präferenz zum sinn-lichen Wahrnehmen eher die einzelnen Bäume, also die Details.
    Hypothese: Personen mit der Präferenz zum intuitiven Wahrnehmen haben im Durchschnitt weniger Schwierigkeiten die Buchstaben-permutierten Texte zu lesen als Personen mit der Präferenz zur sinn-lichen Wahrnehmung.
    Begründung: die einen achten mehr auf die einzelnen Buchstaben und nehmen die Verdreher verstärkt wahr, die anderen achten mehr auf die Form des Wortes.


    Sodele, Interessenten für die Semesterarbeit dürfen sich ab sofort bei mir melden :D

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Schon interessant das.
    Aber auch, dass ein Englischlehrer grosse Probleme mit einem Text hat, den ich ähnlich flüssig lesen konnte wie den deutschen :rolleyes: Oder bestätigt das nur den Wahrheitsgehalt von Vorurteilen einer gewissen Personengruppe gegenüber...?
    Nur bei mses blieb ich hängen und musste auf den Zusammenhang gucken.
    Ich gehe sowieso davon aus, dass man aufgrund seiner Leseerfahrung das nächste Wort oder zumindest den weiteren Zusammenhang quasi schon erwartet. Bei einem philosophischen Text (nehmen wir mal Heidegger) dürften ziemliche Probleme auftreten, ebenso bei sozialwissenschaftlichen Artikeln - die sind meistens schon im Klartext kaum zu verstehen (oder drücken Triviales wie den Zusammenhang zwischen Glashäusern und Steinen / IQ und Kartoffeln möglichst unverständlich aus). - Ist aber reine Spekulation von mir, ohne es getestet zu haben :rolleyes:


    Wer darin jetzt einen Freibrief für Hingerotztes sieht, ist aber schief gewickelt:
    Denn es kommen alle Buchstaben eines Wortes vor und Anfangs- plus Endbuchstabe müssen korrekt sein. Und das ist wesentlich mühsamer, als gleich richtig zu schreiben :cool:
    Zusätzlich ist ein solcher Text zwar lesbar, erfordert aber mehr Aufmerksamkeit.


    Von daher ist diese Studie für Sprachwissenschaftler (sehr?) interessant, aber für den Hausgebrauch bringt sie nix. (Na, haben auch alle gemerkt, dass ich beim letzten Wort obige Regeln angewandt habe...? :D)

  • Etwas OT:


    Wer sich unter Heidegger nichts rechtes vorstellen kann, soll einmal versuchen, folgenden Satz zu verstehen:


    "Wir nennen jetzt jenen herausfordernden Anspruch, der den Menschen dahin versammelt, das Sichentbergende als Bestand zu bestellen - das Ge-stell. (...) Ge-stell heißt das Versammelnde jenes Stellens, das den Menschen stellt, d.h. herausfordert das Wirkliche in der Weise des Bestellens als Bestand zu entbergen. Ge-stell heißt die Weise des Entbergens, die im Wesen der modernen Technik waltet." (Aus: "Die Frage nach der Technik" (1953) des Philosophen Martin Heidegger)


    Den hatten wir im Ethik-Unterricht mal spaßeshalber durchgenommen und auch ein paar Originaltexte gelesen - echt krass wie er das schreibt ;)

    Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, daß sich so wenig Leute damit beschäftigen. Henry Ford

  • Zitat

    Original geschrieben von Gracchus
    Sollte das so viel gerühmte, multiasking-fähige Hirn der Frauen am Ende doch nicht so leistungsfähig sein ;)


    Gruß,
    Kai


    Schönen guten Morgen,
    also was mein Hirn angeht, so konnte es den Text ohne Probleme lesen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich es im Englischen zwar lesen konnte, aber es ein ganz klein wenig länger mit ein bisschen mehr Überlegen gedauert hat.


    Was Dusa mit dem Groß-Klein-Schreiben schon angedeutet hat, finde ich existiert auch bei den Kommas. Mir fällt es nämlich wahnsinnig schwer, Sätze von euch sofort zu verstehen, wenn die Kommas fehlen oder komplett falsch gesetzt sind. Ich meine, das passiert jedem mal, aber wenn sie ganz durcheinander sind, bin auch ich durcheinander.


    Gruß
    Mekong


    Edit: @ Gracchus: Wenn dir so was gefällt, empfehle ich dir die Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer.

    Ein Hund denkt: "Sie füttern mich, sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich...
    ...sie müssen Götter sein!"


    Eine Katze denkt: "Sie füttern mich, sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich...
    ...ich muss ein Gott sein!

  • Also mir persönlich fielen die englischen texte am leichtesten zu lesen, bei Deutsch ging's auch noch, jedoch bei diesem Deutschen Text musste ich beim laut lesen feststellen, dass ich nicht die richtigen Wörter sage sondern teilweise einfach das was dort steht auch wenn es keinerlei Bedeutung hat...


    Zitat

    Original geschrieben von Gracchus
    Wir nennen jetzt jenen herausfordernden Anspruch, der den Menschen dahin versammelt, das Sichentbergende als Bestand zu bestellen - das Ge-stell. (...) Ge-stell heißt das Versammelnde jenes Stellens, das den Menschen stellt, d.h. herausfordert das Wirkliche in der Weise des Bestellens als Bestand zu entbergen. Ge-stell heißt die Weise des Entbergens, die im Wesen der modernen Technik waltet." (Aus: "Die Frage nach der Technik" (1953) des Philosophen Martin Heidegger)


    Was mir aber gerade einfällt, es ist eine Erklärung warum man z.b. bei einem Deutschaufsatz oder einem Diktat den Text schnell überfliegt gerne mal sehr triviale Rechtschreibfehler übersieht..
    Mfg
    Michael

  • Finde die Studie sehr interessant, und es verbüfft mich eigentlich auch gar nicht so sehr.
    Wer einen Text aus dem Zusammenhang lesen kann, hat auch sonst viele Vorteile.
    Es ist z.B. auch beim sogenannten Diagonal-Lesen der Fall, ein Text wird nicht wie üblich gelesen,
    sondern durch das diagonale Überfliegen von links oben nach rechts unten nimmt das Auge,
    und letztendlich das Gehirn Screenshots der Wörter auf, die dann sofort in Wörter und Kontext umgewandelt werden.

    Signatur ist so 2002.

  • Ich habe mal vor ein paar Jahren in einem englischsprachigen Magazin (sowas ähnliches wie "popular science"?) darüber gelesen und fand es auch faszinierend.
    Wenn man die Buchstaben so geschickt vertauscht, dass das Wort auf den ersten blick gleich aussieht (auf Höhe und Formen der Buchstaben achten), fallen den meisten Menschen beim schnellen lesen die Fehler offenbar erst gar nicht auf. In dem Magazin wurde glaube ich verschiedenen menschen so ein Text mit verdrehten Wörtern vorgelegt, und je schneller sie gelesen haben, desto weniger Fehler haben sie überhaupt wahrgenommen (bzw. waren davon überzeugt, dass sich in dem Text überhaupt keine Fehler befanden).

  • Mr ist aufgefallen, dass im englishen Text einige der kurzen Verbindungswörter" noch "ganz" sind. Damit erschliesst sich der
    Satzzusammenhang wesentlich einfacher.


    Vermutlich fällt einem der englische Text deswegen einfacher.



    Orlet

  • Zitat

    Original geschrieben von orlet
    Mr ist aufgefallen, dass im englishen Text einige der kurzen Verbindungswörter" noch "ganz" sind. ...


    Da das erste und der letzte Zeichen nicht vertauscht werden darf, um den Effekt zu erzielen, müssen die englischen Wörter mit drei oder weniger Zeichen richtig bleiben. Im Deutschen sind die Wörter länger und dürfen gemixt werden.
    Vgl.:
    an Elingsh uinervtisy: einer (enier)
    a (wrod) are: einem (eienm) sind (snid)
    can (be a toatl mses / sitll raed it): kann (knan)
    we do not raed: nicht (nihct)
    ervey lteter by ilstef: jeden Buchstaben einzeln (eniezln)
    but the wrod as a wloh = sondern (snodren)

  • Fehler (dennoch) finden:


    Zitat

    Original geschrieben von Wusucker

    Was mir aber gerade einfällt, es ist eine Erklärung warum man z.b. bei einem Deutschaufsatz oder einem Diktat den Text schnell überfliegt gerne mal sehr triviale Rechtschreibfehler übersieht..
    Mfg
    Michael


    Genau. Am schwierigsten ist es, Fehler in einem selbstgeschriebenen Text zu finden. Da ist es hilfreich, den Text Wort für Wort rückwärts zu lesen. So fällt der Kontext weg - und die Fehler auf!

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