Erwartungshaltungsirrtümer rund um 5G-SA

  • Hallo in die Runde,


    die 5. Generation des Mobilfunks (5G) wird auch als NR (New Radio) bezeichnet.


    Damit es schneller starten konnte, hat man am Anfang 5G-NSA verwendet, wobei NSA für Non-Stand-Alone steht. Dabei wird die Infrastruktur von 4G/LTE verwendet und um Funk-"Kanäle" mit NR (verbesserte Modulation, die störungssicherer ist) kombiniert.


    Seit einiger Zeit experimentieren die Netzbetreiber mit 5G-SA, was 5G-Standalone bedeutet und pures 5G mit eigener Vermittlung ("Core") erfordert.


    Kunden müssen ein 5G-SA fähiges Gerät haben und bei ihrem Netzbetreiber eine Option buchen und da geht es schon los.


    Telekom:


    5G-SA ist möglich, wenn man die 5G-Gaming-Option bucht und sich beim Spieleportal sorastram anmeldet und die App startet.

    Während der Spieleverbindung wird ein Slice geöffnet und es soll sogar VoNR (Telefonieren über 5G) möglich sein.


    Praktische Erfahrungen mit iPhone 15 Pro und Sorastream Account: Kein nutzbarer Effekt merkbar. Viele Spiele auf dem Handy unspielbar (bin kein Spielefreak)


    Vodafone


    5G-SA ist möglich, wenn man eine top aktuelle SUCI-SIM hat (Kartenntausch notwendig) - und geeignete Geräte - es funktioniert, Vorteile konnte ich keine entdecken.

    Mit dem iPhone 13, 14, 15, 16 kann nur n28 (700 MHz) für 5G-SA genutzt werden.


    VoNR scheint möglich zu sein?


    o2 Telefónica


    Man muss die Option (kostenlos) buchen und nach 1 Jahr verlängern.

    Es sind u.U. neue SIM-Karten (SUCI ?) notwendig.

    VoNR ist möglich, wenn das Handy das kann.



    Mit dem iPhone (15 Pro) funktioniert es (bei mir) nicht, eine nagelneue eSIM wird als "nicht kompatibel" angezeigt. o2 sagt, es sei ein Software-Update von Apple notwendig. Wann das kommt, wie das kommt, oder ob das schon kam, unklar.


    1&1


    5G-SA ist geplant, wird derzeit nicht angeboten .


    Allgemein:


    5G-CA (Carrier Aggregation zwischen 5G-SA Frequenzen) gibt es kaum, bei 5G-NSA sind heute schon Geschwindigkeiten von 1 GB/s und mehr möglich.


    Mein Fazit:


    5G-SA funktioniert aktuell nur mit einer Handvoll Geräte, eher in der Top-Luxus-Klasse (z.B. Samsung, vielleicht Apple 15, 16, evtl. auch 13, 14)


    Wir sind wohl einfach viel zu früh dran.



    Wie sind Eure Erfahrungen?

    Netz, Tarif, Gerät, lief sofort oder musste im Gerät umprogrammiert/eingestellt werden?

  • Wie sind Eure Erfahrungen?

    Wie schon nebenan geschrieben:


    Erwartet hatte ich erstmal nur, dass ich mit NR-SA keinen 4G-Layer mehr für den Control-Traffic benötige, und das wurde erfüllt.


    Nicht erwartet hatte ich, dass NR 700 im Vergleich zu LTE 800 bei sehr schlechten Empfangssituationen doch spürbar besser funktioniert.


    Netz (o2) und Tarif (Free L Boost 2019 mit entsprechender Option) waren unproblematisch, dem Pixel 9a musste ich mittels Shizuku und Pixel IMS auf die Sprünge helfen, aber das ist halt Googles Politik der zögerlichen Updates solcher Carrier-Settings geschuldet.


    Den von vielen erhofften "magischen" Rückgang der Ende-zu-Ende-Latenzen habe ich nie erwartet.

  • Kannst Du die Shizuku Prozedur mal erläutern?

    Die ist hier ganz gut beschrieben: https://hilfe.o2online.de/andr…ne-root-aktivieren-645800


    Kurz: Shizuku nutzt die Schnittstelle zum WiFi-Debugging um darüber Pixel IMS die nötigen Rechte zu verschaffen, damit NR-SA eingeschaltet werden kann. Die Änderung ist Reboot-fest, muss aber nach dem nächsten Android Update wiederholt werden.


    Ist das für "Normal" Anwender oder "technisch interessierte" machbar?

    Einem Normalanwender ist das nicht zuzumuten (aber dem ist in der Regel eh egal, ob er NR-SA hat oder nicht), schlimmstenfalls "bricked" er sich sein Gerät.


    Geht der Stromverbrauch bei Dir zurück? (Hält der Akku mit reinem 5G-SA länger?)

    Da habe ich keinen Unterschied festgestellt.

  • hrgajek möchtest Du mit Deiner Überschrift "Erwartungshaltungsirrtümer" sagen, daß wir Endanwender die falschen Erwartungshaltungen haben? Oder möchtest Du die Telekom-Policy unterstützen?


    Es ist doch so: das Marketing der Provider hat den Nutzern hohe Erwartungen an 5G verkauft. Das trifft auch auf 5G SA zu.


    Ich kenne mehrere Orte, an denen NR SA eine stabilere Verbindung (vermutlich hautsächlich durch den Uplink) zu Internetdiensten erreicht. Praktisch wird das aber dadurch kompromittiert, daß man es nur bei bestimmten Kombis von Provider/Android-Gerät erzwingen kann. Das wiederum ist auch nur ein Workaround, denn bei einem Ortwechsel steht man dann schnell "im Dunkeln".


    Die Automatismen, die die Netzsteuerung aktuell verwendet, zur Auswahl von SA/NSA sind noch kein Grund zur Freude. Bei iOS kommt man um die auch nicht herum.


    Es wäre schön, wenn die Netzbetreiber den Anwendern hier mehr Möglichkeiten gäben.

  • Es ist doch so: das Marketing der Provider hat den Nutzern hohe Erwartungen an 5G verkauft. Das trifft auch auf 5G SA zu.

    Wer dem Marketing von Providern glaubt, der ist selbst Schuld. *SCNR*


    Schon bei 3G und wieder bei 4G wurden uns ganz wunderbare Dinge versprochen. Die 2013er-Versuche der Telekom, wieder Volumentarife im Festnetz zu etablieren, wurden mit Versprechungen zu ganz tollen "special services" kombiniert. Nichts davon kam so...


    Niemand, der es ernst meint, wird eine Anwendung implementieren, die auf das, was mit 5G versprochen wurde, wirklich angewiesen ist. Selbst wenn die Netze irgendwann absolut stabil liefern könnten, hast Du "davor" und "danach" genug Stellen, wo es zu Unterbrechungen kommen kann, also braucht man robuste Anwendungen, die auch mit hohen Latenzen und Unterbrechungen zurecht kommen.


    Beispiel autonomes Fahren (wofür flächendeckendes 5G mit niedrigsten Latenzen oft als Voraussetzung genannt wurde): Ein Fahrzeug, dass wirklich autonom (!) fahren soll, darf nicht auf eine ständige Datenverbindung angewiesen sein, sonst ist es nicht autonom. Es kann sein Kartenmaterial sowie Verkehrs- und Wetterdaten aktualisieren um Weg und Geschwindigkeit zu optimieren (aber das geht grundsätzlich auch mit 4G und normalen Latenzen), es muss aber trotzdem jederzeit mit Ereignissen rechnen, die ihm nur die On-Board-Sensorik mitteilen kann, und auch damit sicher zurecht kommen können.

  • Ich finde eher, dass die Anbieter mit dem Technologie-spezifischen Marketing aufhören sollten:


    Den Otto-Normal-Kunden im Festnetz interessiert nicht, ob sein Internet-Anschluss mit ADSL, ADSL2+, VDSL, VVDSL, SVVDSL, DOCSIS, FTTB, Q.fast oder FTTH läuft, der achtet auf Preis, Geschwindigkeit und idealerweise noch Stabilität. Warum sollte es ihn dann beim Mobilfunk interessieren, ob da nun 4G, 5G oder 6G angezeigt wird? Er wird trotzdem i.d.R. nicht mehr als bisher dafür zahlen wollen. (Das es uns Freaks hier interessiert, das steht auf einem anderen Blatt.)


    Wenn die Netzbetreiber durch die nächste Generation an Mobilfunktechnik eine bessere Leistung (Geschwindigkeit und/oder Stabilität) zu gleichen Kosten oder die gleiche Leistung (Geschwindigkeit und/oder Stabilität) zu geringeren Kosten anbieten können, dann reicht das für mich als Motivation für die nächste Generation an Mobilfunktechnik.

  • Ich nutze es mit Pixel 9 Pro XL und gebuchter SA Option bei o2.


    Stelle in der Regel monatlich nach Update mittels Pixel IMS um. Für Otto Normalverbraucher wohl nix, für uns geübte in einer Minute gemacht.


    Mir geht es nicht um mögliche bessere Geschwindigkeit oder Ping. Da reicht mir mobil LTE.


    Sondern

    - technisches Interesse

    - die Erwartung, am Rande der Versorgung mit 700 SA doch noch (Daten) Verbindung zu haben, wo sonst nix mehr geht oder auf 2G fallen würde. Habe aber noch keine belastbaren Praxiserfahrung damit. Aber laut dw4817 soll es tatsächlich besser sein.

    - die Erwartung, bei großer Menschenansammlung mit SA noch Verbindung zu haben, wo LTE vielleicht überlastet.


    Gewöhnen musste ich mich erst daran, dass man ggf. in einem entfernten 700 SA Sender eingebucht ist, und nicht in den nebenstehenden LTE Sender, der kein SA hat.

    Aber kein Problem, die Verbindung funktioniert ja und würde wechseln auf LTE, wenn zu schlecht.


    Stromverbrauch kann ich auch keinen Unterschied bemerken derzeit.

  • Dann ist 5G ein optimiertes 4G und dann bleibt die Frage, ob 6G a) notwendig und b) welchen Sinn es machen könnte :-)

    5G ist wirklich nur 4G+. Etwas mehr Datendurchsatz als (habe von 10-15% gelesen) und etwas höhere Reichweite bei gleicher Frequenz. Die eigentliche Geschwindigkeit kommt durch Band 78 und deren Bandbreite zustande. Hätte man L78 etabliert mit 100 MHz Bandbreite, hätte man wahrschlich mehr davon als von dieser 5G-Krücke.


    5G ist keine Revolution, eher einer leichte Weiterentwicklung von 4G.


    Ob es 6G besser macht? Ich hoffe doch. Wichtig wären mehr Kapazitäten in der Luft, die den ansteigenden Datenhunger auch übertragen kann. Vielleicht gibt es auch noch eine Revolution, wie man die Daten wesentlich effizienter übertragen, das heißt effizienter beim Stromverbrauch und mehr Daten pro MHz. Am wichtigsten wäre aber, 6G erst auszurollen, wenn alles funktioniert (SA, CA, Roaming, Sprache und natürlich schnelle Daten) und den NSA-Fehler nicht zu wiederholen.

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