Beiträge von Robert Beloe

    Pitter, ich werde mir ab und zu Ratschlag bei Dir holen, da Du ja offenbar den großen Überblick hast, während ich mit meiner 'eingeschränkten' Sichtweise und kognitiven Begrenzungen zu kämpfen habe.


    Vielen Dank jetzt schon für Deine aufopferungsvolle, selbstlose und vorurteilsfreie Hilfe!


    (BTW: Bei den Bildern aus Ungarn wurden keine Kinder in die Kamera gehalten. Aber was soll's.)

    Gehirnwäsche? :rolleyes: Vielleicht ist es auch einfach flach recherchiert gewesen. Das ist nach meiner Erfahrung wesentlich plausibler. Ich kann man an keine Gehirnwäsche-Aktion erinnern, an der ich als Journalist teilhaben musste. Viele haben einfach nicht zutreffende Vorstellungen, wie journalistische Arbeit funktioniert.


    Das Problem solcher Angaben (sollten sie denn wirklich unzutreffend sein) liegt meistens in unzureichenden Quellen bzw. deren unzureichenden Prüfung. Journalisten erfinden solche Sachen nicht, sie geben die Ergebnisse ihrer Recherche wieder. Deren Qualität ist direkt abhängig von der Qualität der Quellen. Wenn die Recherche unzureichend ist, dann ist das schlechter Journalismus. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit 'Lügenpresse' oder 'Gehirnwäsche'.


    Und wenn Dir die Kommentierung im Spiegel nicht zusagt, dann wirf einen Blick in die FAZ oder die Welt - dort wirst Du ein etwas anderes Meinungsspektrum wiederfinden.


    Wir kommen an diesem Punkt aber ohnehin nicht zusammen, mir war allerdings wichtig, meinen Standpunkt hier zu dokumentieren und den Lügenvorwurf nicht unkommentiert zu lassen. Dass ich die Mehrzahl der in diesem Thread beteiligten User nicht überzeugen kann, ist mir ohnehin klar.

    Ich sehe nicht besonders viel fern, sondern lese eher Zeitung. Aber in den Berichten, die ich gesehen habe, waren Bilder von Männern zu sehen. Ich habe das ziemlich lebendig in Erinnerung, weil in meinem Bekanntenkreis gerade nach den Bildern aus Ungarn dieser Umstand intensiv diskutiert wurde. Zudem ist der Männerüberschuss seit Wochen immer wieder thematisiert worden.


    Um es zu wiederholen: Die Behauptung, die Medien begleiteten die Flüchtlingspolitik unkritisch, trifft schlicht und ergreifend nicht zu. Aber man wird Leute, für die das zum festen Bestandteil ihres politischen Glaubens gehört, von dieser Meinung auch nicht abbringen, das habe ich schon bei früheren Debatten auf TT festgestellt.


    Aber gut, wenn Du meinst, dass ich so rechne, als 1+1= 3, dann erübrigt sich eine Diskussion zwischen uns.

    Die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise in der Presse ist m.E. im Ganzen absolut okay, und viele der Vorhalte gegenüber der Presse sind schlicht und ergreifend nicht zutreffend. Beispielsweise wird gern behauptet, dass in der Presse überwiegend von Familien die Rede sei, die nach Europa kämen, dabei seien es doch überwiegend Männer. Tatsächlich ist der Männerüberschuss aber nie verschwiegen worden, im Gegenteil.


    Dann wird gesagt, die Presse begleite die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin völlig unkritisch. Wenn ich so etwas höre oder lese, muss ich mich wirklich fragen, ob Leute, die dergleichen behaupten, überhaupt eine gedruckte Tageszeitung in die Hand nehmen. Ich muss annehmen, dass sie das nicht tun, denn sonst wäre es nicht die Presse, die lügt, sondern sie selbst: Schon in der bloßen Berichterstattung wurde von Beginn auf die Kritik an Frau Merkel, etwa innerhalb der Union hingewiesen und ausführlich darüber berichtet. Die Gewalt gegen Flüchtlinge, die es schon damals gab, rückte da zeitweise völlig in den Hintergrund (was ich nur konstatiere).


    Besonders aber in den Kommentaren der Tageszeitungen gab es sehr viel Kritik an Frau Merkel. Nun sind Kommentare Meinungsäußerungen und unterliegen damit anderen Gesetzmäßigkeiten als die Berichterstattung. Genau deshalb sind sie auch als Kommentare gekennzeichnet. Kommentare sind ein Meinungsangebot, das man als Leser annehmen oder ablehnen kann. Schon deshalb wäre es albern, wenn man von 'Lügenpresse' spricht, weil die Kommentarspalten der Tageszeitungen die eigene Meinung nicht wiedergeben. Bei der gegenwärtigen Debatte kann man jedoch überhaupt nicht davon sprechen, dass die Kommentierung in der Presse uniform war. Es reicht aus, sich allmorgendlich die Presseschau im Deutschlandfunk anzuhören, um zu erkennen, wie bunt, vielfältig und kritisch die Flüchtlingspolitik kommentiert wurde. 'Die Welt' beispielsweise schreibt seit Wochen gegen Frau Merkel an, mit zum Teil inhaltlich vernichtenden Kolumnen. Die 'FAZ' ist gespalten - es gibt höchst kritische Kommentatoren wie Herrn Müller, und das Feuilleton der FAZ druckte Beiträge von Jörg Baberowski und Manfred Hettling ab, die sich ebenfalls sehr kritisch zur Flüchtlingspolitik äußerten. Zugleich gibt es in der FAZ allerdings auch Kommentatoren, die die Politik der Kanzlerin unterstützen.


    Zu sagen, die Presse verschweige mutwillig Missstände oder erfinde Dinge, ist schlicht und ergreifend nicht zutreffend. Was man allerdings nicht verlangen kann, dass die Presse die Dinge so schildert, wie man sie selbst am liebsten hätte.

    Zitat

    Original geschrieben von Braindead
    Aber die ganzen Facharbeiter müssen doch qualifiziert sein, sonst kann daran was nicht stimmen. Die Presse lügt doch nicht.


    Das tut sie auch nicht. Ich habe auch in keinem Presseartikel bisher gelesen, dass die Flüchtlinge ausschließlich aus Facharbeitern bestehen.


    Wie viele der Mitkommentatoren hier, die über die 'Lügen' in der Presse schimpfen, lesen überhaupt eine seriöse Tageszeitung?

    Zitat

    Original geschrieben von oo7x
    So die Schweden haben jetzt auch genug. Dort brennen jetzt auch schon mehrfach Flüchtlingsheime.


    http://www.welt.de/politik/aus…en-Schweden-am-Limit.html


    Ich denke nicht, dass der Brand des Flüchtlingsheims die Meinung 'der' Schweden widerspiegelt. Und ich bin auch relativ sicher, dass auch die inzwischen zahlreichen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte nicht die Billigung 'der' Deutschen finden. Auch wenn hier in diesem Thread niemand über diese Anschläge spricht.


    Die Belastung von Schweden ist allerdings in der Tat enorm - wie in der OZ zu lesen war, hat sich der Rostocker OB Methling von Österreich inspirieren lassen und leitet Flüchtlinge einfach in das nördliche Nachbarland weiter.


    ----


    Jetzt da der Winter vor der Tür steht, hoffe ich, dass das UNHCR und die Hilfsorganisationen, die in Syrien, Irak, im Libanon und Jordanien aktiv sind, endlich die ausreichende Unterstützung erhalten. Es ist im Grunde skandalös, dass die humanitäre Hilfe vor Ort so lange so drastisch unterfinanziert war. Da muss sich niemand wundern, dass sich dann die Menschen auf den Weg machen.


    Wen es interessiert und da es zur Reaktion der Hilfsorganisationen im Rahmen der Flüchtlingskrise bisher wenig Presseberichterstattung gibt: Die Organisationen koordinieren seit einigen Jahren ihre Nothilfe dankenswerterweise besser nach den durchwachsenen Erfahrungen im Rahmen der Tsunami-Katastrophe, und sie bilden unterschiedliche Schwerpunkte. Oxfam beispielsweise ist auf die Bereitstellung von Wasser und sanitärer Infrastruktur spezialisiert, die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet dagegen hauptsächlich mit lokalen Partnern im Irak und in Jordanien zusammen und unterstützt Flüchtlinge, die außerhalb von Camps (also bei Gast-Aufnahmefamilien beispielsweise) Schutz suchen. Der Krieg macht die Arbeit für die Hilfsorganisationen aber leider extrem schwierig.

    Ich werde mich erst mal hier zurückziehen, möchte aber doch auf dieses Posting noch eingehen:


    Zitat

    Original geschrieben von beesdo77
    Fehlen dir die Argumente.


    Ich nehme an, dass das eine Frage sein soll. Der Grund, warum ich vorhin wirklich zu viel hatte, war nicht ein Mangel an Argumenten, sondern das Bild, das mezzomania verlinkt hat. Den Link hat er nun zum Glück entfernt.


    Zu Printus Text will ich nur so viel sagen, dass sich die Auseinandersetzung nicht auf Kritik an der praktischen Politik entwickelt hatte, das finde ich okay. Da bin ich zwar auch etwas anderer Ansicht, aber der Streit entwickelte sich ziemlich eindeutig an anderen Punkten. Was die historischen Kenntnisse in dem Text angeht, na ja. Aber was soll's.


    Zitat

    Es reicht nicht, jeden Kritiker als rechtslastigen, blöden Nazi hinzustellen und damit mundtot machen zu wollen. Das radikalisiert Menschen nur.


    Ja, genauso habe ich argumentiert. :rolleyes: Dagegen ist die Bezeichnung derALs als linksradikal natürlich eine differenzierte Betrachtungsweise.

    Zitat

    Original geschrieben von lumia
    Wieso Stabilisieren ? Die Frage liegt eher darin warum man Libyen destabilisiert hat bzw. wer ?. Muss ich hier jemanden aufzaehlen wie gut es den leuten dort unter Gadafi ging ?


    Diese Frage kann man sicher stellen und wird auch aufgearbeitet werden, vermutlich entsteht zu dieser Frage bereits irgendwo eine zeithistorische Dissertation. Nur: Das löst akut die Flüchtlingskrise nicht. Daher finde ich es nicht unberechtigt, darüber nachzudenken, wie das Land jetzt stabilisiert werden kann. Eine einfache Antwort gibt es darauf mit Sicherheit nicht, und eine schnelle Lösung wird es vermutlich auch nicht geben.


    Hul: Danke. Ich denke, die meisten wollen so wie Du wirklich helfen, aber natürlich gibt es Sorgen, wie das alles zu stemmen ist. Das geht mir auch so, das geht vermutlich allen so. Wobei die Sorge eben vor allem der kommende Winter ist.


    Und ich glaube auch nicht, dass sich der Streit um diese Frage gedreht hat.

    Um die Fluchtursachen zu bekämpfen, müsstest Du Libyen stabilisieren und den Krieg in Syrien beenden und das Land anschließend noch zur Ruhe kommen lassen. Gegenwärtig fehlt es mir an Vorstellungskraft, wie das gehen soll, insbesondere seitdem die Russen auf Seiten Assads in den Krieg eingegriffen haben.