Ein neues Wirtschaftsszenario

  • Das Problem ist, dass hier nur der obere Bereich eines möglichen Bürgergeldes diskutiert wird. Es gibt aber weitaus "kargere" Modelle, die von 300-500 Euro ausgehen. Da sind dann auch die Kosten nicht so hoch, vor allem wenn man bedenkt, welcher Wasserkopf an Bürokratie wegfallen könnte.


    Volkswirtschaftlich gesehen ist das, jedenfalls nach dem was ich bisher dazu gelesen habe, gar nicht so utopisch.


    Dass uns ein Anspruch auf Bürgergeld komisch vorkommt ist auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich kommen wir aus einer "Wer-nicht-arbeitet-soll-auch-nicht-essen"-Tradition.


    Es stellt sich nur ganz pragmatisch die Frage, ob man den Leuten nicht einfach ihre 3-500 Euro lassen sollte und sich den ganzen unwürdigen und teuren Aufwand erspart. Und wer weiss, vielleicht hat es langfristig gesehen auch etwas Gutes, wenn man die Arbeitslosen nicht stigmatisiert, so dass sie psychisch krank werden sondern ihnen durch ein Bürgergeld das Gefühl gibt, dass sie noch irgendwo dazugehören.


    Vielleicht braucht man sie ja mal an anderer Stelle.


    P.S.
    Auch die VWL ist eine Geisteswissenschaft ohne wirkliche "Tatsachen".

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von <registered>
    Kennst Du die Simpsonsfolge mit dem "Freidenkeralarm"? Im Ernst, es wird wohl daran liegen, dass das aktuelle Modell sich momentan unbestritten in einer Krise befindet.

    Klar ist die wirtschafliche Lage von Deutschland im Moment nicht so toll, aber deswegen gleich von einer Krise zu sprechen halte ich für überzogen.


    Aber zum Thema: Ich denke niemand kann heute sagen, das es zur sozialen Marktwirtschafte als Wirtschaftsform eine bessere Alternative gibt ... ich bin der Meinung das weder der Sozialismus noch eine radikale Marktwirtschaft akzeptable Wirtschaftsformen sind.


    Zitat

    Original geschrieben von <registered>
    Es stellt sich nur ganz pragmatisch die Frage, ob man den Leuten nicht einfach ihre 3-500 Euro lassen sollte und sich den ganzen unwürdigen und teuren Aufwand erspart. Und wer weiss, vielleicht hat es langfristig gesehen auch etwas Gutes, wenn man die Arbeitslosen nicht stigmatisiert, so dass sie psychisch krank werden sondern ihnen durch ein Bürgergeld das Gefühl gibt, dass sie noch irgendwo dazugehören.


    Auch das halte ich nicht für sinnvoll, den von 300-500€ würden nach den Sozialversicherungsbeiträgen und anderen Versicherungen eh nichts mehr übrig bleiben.


    Und ein durchschnittlicher Angestellter mit vielleicht 1.200€ netto bei ner 37h Woche würde sich zwar sicher über die 300-500€ mehr freuen, aber eine Notwendigkeit besteht da nicht. Bei der heutigen Finanzlage wäre es äusserst kontraproduktiv einfach jedem Bürger 300-500€ in die Tasche zu stecken.


    Das Arbeitssuchende, Erziehende, Schüler und Studierende den eigenen Unterhalt oft nicht voll aus eigener Tasche bestreiten können steht ausser Frage, und da, aber nur da, ist es Aufgabe es Staates den Lebensunterhalt zu sichern.

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    [...]Ich denke niemand kann heute sagen, das es zur sozialen Marktwirtschafte als Wirtschaftsform eine bessere Alternative gibt ... ich bin der Meinung das weder der Sozialismus noch eine radikale Marktwirtschaft akzeptable Wirtschaftsformen sind.


    Meine Rede. Aber wenn es Dich beruhigt, die Idee vom Bürgergeld hat Milton Friedman 1962 formuliert.


    Zitat


    Auch das halte ich nicht für sinnvoll, den von 300-500€ würden nach den Sozialversicherungsbeiträgen und anderen Versicherungen eh nichts mehr übrig bleiben.


    Soll es auch nicht. Ist in der sparsamen Ausführung eher eine Sozialhilfe ohne Bedürftigkeitsprüfung.


    Zitat


    Und ein durchschnittlicher Angestellter mit vielleicht 1.200€ netto bei ner 37h Woche würde sich zwar sicher über die 300-500€ mehr freuen, aber eine Notwendigkeit besteht da nicht. Bei der heutigen Finanzlage wäre es äusserst kontraproduktiv einfach jedem Bürger 300-500€ in die Tasche zu stecken.


    Halt, das Bürgergeld bekommt man nur, wenn man gerade kein zu versteuerndes Einkommen hat oder wenn man nur ein sehr niedriges Einkommen erwirtschaftet. Dann aber schnell und unbürokratisch. Die Höhe wäre gestaffelt.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Ich denke die beiden Situationen kann man nicht vergleichen.


    1300€ sind deutlich mehr als nicht einmal 400€. Während man von 1300€ zwar nicht im Luxus, aber durauch passabel leben kann, ist das mit unter 400€ nicht möglich.


    Ausserdem wäre das Bürgergeld etwas auf das man Anspruch hat, ALG II ist ja keine Anspruchsleistung sondern eine Notleistung.


    Fairer Weise sollte man sagen, dass zu den 400 € noch eine warme Wohnung hinzu kommt. Damit wäre man irgendwo bei 700 bis 800 € und damit müssen manchen noch ein Auto finanzieren, um zur Arbeittstelle zu kommen.

  • @ bluejacker:


    Die Sozialversicherungen sind auch mit dem 48% abgedeckt. Diese magische Zahl von 48% kommt daher daß Du (zusammengerechnet) ca. 48% Steuern von deinem Bruttogehalt zahlst mit dem alles abgedeckt ist.


    ChickenHawk:


    Also dem DM geht es mehr als nur gut. Quelle im eigenen Interview und das http://www. Also warum sollte der Chef dann darüber diskutieren ? Ganz einfach: Er weis dass das jetzige System nicht mehr lange klappt. Und dieses beschrieben Szenario ist auch nicht zwingend von ihm. Wie jemand geschrieben hat wurde dieses Modell schonmal ein paar Jahr früher diskutiert.


    Verzeih mir für das was ich jetzt nachfolgende schreibe:


    Deine beiden Artikel zu diesem Thema zeigen genau dass auf was momentan in Deutschland passiert: Jemand hat ne Idee und diese wird gleich in Frage gestellt, keine Alternativen aufgezeigt und zum Schluß ein polemischer Abschluß gebracht (Zitat: Aber wenn man bei betandwin Wetten darauf abschließen könnte ob und wann ein solches System tatsächlich eingeführt wird könnte ich sicherlich den ein oder anderen € als Gewinn einstreichen.)


    So kommen wir wirklich nicht weiter ! Auch Grundsatzdiskussionen müssen sein um eventuell alternative (bessere ?) Grundsätze zu finden, da wir alle nahezu einheitlich der Meinung sind daß es so nicht weiter geht !

  • Zitat

    Original geschrieben von VFBler
    Verzeih mir für das was ich jetzt nachfolgende schreibe:


    Deine beiden Artikel zu diesem Thema zeigen genau dass auf was momentan in Deutschland passiert: Jemand hat ne Idee und diese wird gleich in Frage gestellt, keine Alternativen aufgezeigt und zum Schluß ein polemischer Abschluß gebracht (Zitat: Aber wenn man bei betandwin Wetten darauf abschließen könnte ob und wann ein solches System tatsächlich eingeführt wird könnte ich sicherlich den ein oder anderen € als Gewinn einstreichen.)


    So kommen wir wirklich nicht weiter ! Auch Grundsatzdiskussionen müssen sein um eventuell alternative (bessere ?) Grundsätze zu finden, da wir alle nahezu einheitlich der Meinung sind daß es so nicht weiter geht !


    Das ist schon richtig. Nur wenn ich Deine Aussage lese, dann bedeutet eine Grundsatzdiskussion doch nur, daß jeder bei einem neuen Vorschlag begeistert "Hier" zu schreien hat, und jede kritische Stimme dazu, sofort als "Der will nur nix verbessern" abgetan werden kann.
    Eine Diskussion ist OK, nur muß man eben dann auch aktzeptieren, daß nicht jeder nur Vorteile in dem System findet, sondern eben auch mögliche Probleme. Und gerade das ist doch der Sinn der Diskussion. Mögliche Vorteile und mögliche Probleme des Systems vorher abzuschätzen und dann zu einem Urteil zu finden. Wenn man gleich sagt: "Es dürfen aber nur Vorteile besprochen werden, wer einen Fehler findet, soll bitte ruhig sein", dann können wir uns die Diskussion gleich sparen.


    Wenn man nämlich die möglichen Probleme nicht vorher anspricht, könnte man später gewaltig auf die Nase fallen.

    **** Commodore 64 Basic V2 ****
    64K RAM System 38911 Basic Bytes Free
    READY.

  • war das schonmal so in einem land das nach den wahlen sooooooooo lange debatiert wurde wer nun wo was macht `? das ist doch wohl nicht mehr normal

    sorry fuer die feehla

  • Zitat

    Original geschrieben von nutellatoast
    Fairer Weise sollte man sagen, dass zu den 400 € noch eine warme Wohnung hinzu kommt. Damit wäre man irgendwo bei 700 bis 800 € und damit müssen manchen noch ein Auto finanzieren, um zur Arbeittstelle zu kommen.


    Beim ALG II hast du natürlich absolut recht, aber beim Bürgergeld gibt es dazu ja keine Regelung, da es das Bürgergeld noch nicht gibt, und hoffentlich auch nie geben wird.


    Aber ich wäre auch beim ALG II und der Sozialhilfe stark dafür, das die Miete nicht direkt übernommen wird, sondern entweder erstattet wird, oder einfach die ALG II Sätze angehoben werden. Das hätte für die ALG II Empfänger den Vorteil das sie sich gegenüber ihrem Vermieter nicht outen müssten.

  • Zitat

    Original geschrieben von MisterVegas
    war das schonmal so in einem land das nach den wahlen sooooooooo lange debatiert wurde wer nun wo was macht `? das ist doch wohl nicht mehr normal

    Na weil sich die Lage seit Jahren nicht verbessert, sondern verschlimmert. Da müssen solche Diskussionen in der Breite aufkommen. Und wenn es so weiter geht, wird es sicher nicht bei Diskussionen und Debatten bleiben... irgendwann führt so etwas zu einem Volksaufstand (und das ist nicht nur meine persönliche Meinung, auch Marx hat das bspw. vorrausgesagt - und seine Thesen haben sich ja zu einem Großteil bewahrheitet).


    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Das ist schon richtig. Nur wenn ich Deine Aussage lese, dann bedeutet eine Grundsatzdiskussion doch nur, daß jeder bei einem neuen Vorschlag begeistert "Hier" zu schreien hat, und jede kritische Stimme dazu, sofort als "Der will nur nix verbessern" abgetan werden kann.
    Eine Diskussion ist OK, nur muß man eben dann auch aktzeptieren, daß nicht jeder nur Vorteile in dem System findet, sondern eben auch mögliche Probleme. Und gerade das ist doch der Sinn der Diskussion. Mögliche Vorteile und mögliche Probleme des Systems vorher abzuschätzen und dann zu einem Urteil zu finden. Wenn man gleich sagt: "Es dürfen aber nur Vorteile besprochen werden, wer einen Fehler findet, soll bitte ruhig sein", dann können wir uns die Diskussion gleich sparen.


    Wenn man nämlich die möglichen Probleme nicht vorher anspricht, könnte man später gewaltig auf die Nase fallen.

    Da stimme ich dir völlig zu - ich denke, hier hat auch keiner gefordert oder gewollt, dass das Modell ausschliesslich hochgelobt wird.
    Jedoch sind die meisten Postings im Thread gegen dieses Modell nicht besonders sachlich, sondern lehnen das Modell gleich ab. Jedem seine eigene Meinung, aber ich halte es für falsch, neue (ok, so neu ist er nicht) Ansätze von vornherein als falsch einzustufen. Es ist doch klar, dass die Mehrheit erstmal an das bestehende System (in diesem Fall die soziale Marktwirtschaft) gewohnt ist. Deshalb erscheint einem dies auch am Ehesten als das Richtige. Jedoch sehen wir doch auch alle, dass es momentan so nicht läuft, und ich denke, da muss eine grundlegende Veränderung her, welche ich in der bisherigen Politikdebatte so bisher nicht sehe.
    Dieses Modell setzt mal ganz woanders an, und klar muss man über pro und Contra reden, aber dann sollte dies auch sachlich geschehen. Nur, weil wir uns dieses Modell nicht vorstellen können (da wir es nie erlebt haben und das jetztige gewoht sind), müssen wir es nicht gleich ablehnen.


    In diesem Fall finde ich Aussagen über die Wahrscheinlichkeit einer Realisierung dieses Modells auch völlig fehl am Platz. Es geht ja hier nicht darum, ob dieses Modell wirklich kommen wird (denn dafür bräuchte es wie schon geschrieben die Überzeuung der Politik & Wirtschaft, und dass dies erstmal nicht wahrscheinlich ist, ist jedem hier klar), sondern über die Folgen oder auch Vor- und Nachteile, denn Nachteile hat sicher jedes System, aber man sollte schauen, welches System die Hauptprobleme am Besten löst - und eines der Hauptprobleme ist ja unumstritten momentan die Arbeitslosigkeit - und da sollte man sich schon die Frage stellen, ob ein grundlegender Systemwechsel dies nicht löst, da alle anderen, vermeintlich gut durchdachten Versuche bisher gescheiert sind - und da sage jetzt keiner, es läge an Rot-Grün - solche Aussagen führen eine Debatte immer vom Thema weg, da beide politischen Lager am Problem beteiligt waren und sind und ich glaube, dass die Politik mit dem Problem seit Langem überfordert ist.

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    Der Mensch erfand die Atombombe. Keine Maus würde auf die Idee kommen, eine Mausefalle zu bauen. (Albert Einstein)

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