Rückgang der Geburtenrate in der BRD

  • Hallo Forum,


    zur Zeit geistert ja durch alle möglichen Medien das Thema des Rückgangs der Geburten in der BRD, und anscheinend wären wir Deutschen spätestens im Jahr 2500 ausgestorben wenn es so weiter gehen sollte !


    Mal abgesehen davon dass dies keine Prognosen, sondern Schätzungen sind, halte ich das doch ziemlich übertrieben. Kein Mensch kann vorhersehen wie sich unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren entwickelt.


    Vielmehr sorge ich mich jedoch um die Tatsache warum viele Deutsche keine Kinder haben möchten. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und Online bei Bild.de (wer ohne Bild ist werfe den ersten Stein) die angeblichen Aussagen von Männern und Frauen zu lesen. Viele Aussagen kommen auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wieder. Erschreckend daran finde ich den Egoismus in den Aussagen. Da kommen so Aussagen wie z.B. dass die Kariere Vorrang hat, dass man sein Leben genießen will, daß man kein Geld für Kinder hat etc. Diese Aussagen bestätigen leider daß was uns derzeit oft vorgehalten wird: Egoismus und jeder denkt nur noch an sich. Nur die wenigsten wissen auch das es für Kinder finanzielle Unterstützung vom Staat gibt, und somit das Argument des Geldes nicht wirklich zählen kann.


    Also ich bin wahrlich kein Großverdiener und meine Frau arbeitet auf 400.- Euro Basis. Ich muß noch ein paar Kredite zahlen (Wohnung, Auto) und habe eine kleine Tochter mit 16 Monaten. Ich kann euch sagen: keine Karriere und Geld der Welt kann einem das Gefühl schenken daß man hat wenn man morgens in aufgeweckte Kinderaugen sieht ! Und ich will noch ein zweites Kind. Ebenso weis ich daß ich im Alter Kinder habe die mir auch mal helfen können wenn ich körperlich nicht so kann. Nichts ist so groß wie der Zusammenhalt in der Familie. In Notsituationen hilft einem immer die Familie. Freunde eben weniger oder nicht ! Was auch in vielen tatsächlich existierenden Fallbeispielen dargestellt wird.


    Der Faktor Geld laß ich nicht zählen. Zum einem bekommt man Kindergeld, und das wird niemals gekürzt wenn es durch das Amt einmal genemiegt wurde, zum anderen bekommen einkommensschwache Familien das sogenannte Bundeserziehungsgeld in der Elternzeit. Meine Familie bekommt den vollen Satz. Wenn ich es noch richtig weis sind das knapp 250.- Euro monatlich in den ersten 24 Lebensmonaten. Finanzen macht bei uns meine Frau ! Mit Kindergeld und weiteren Vergünstigungen haben wir somit in den ersten 24 Monaten knapp
    400 Euro monatlich von Staatswegen für unsere kleine Tochter. Danach geht sie in den Kindergarten und meine Frau arbeitet wieder voll oder halbtags und verdient auch wieder mehr. Unter dem Strich passt das alles: Wir haben ein Kind, wir haben 2 Autos, eine 100qm Wohnung und können trotzdem noch leben.


    Ich verstehe es einfach nicht, Kinder sind das schönste geschenkt auf Erden und dazu noch nützlich. Man denke nur mal an unser Rentensystem wenn es keine Nachfolger mehr gibt die in dieses einbezahlen.


    Was denkt Ihr ?

  • Die Tatsache, dass a) viele Leute sowieso schon arbeitslos sind oder b) nicht wissen ob sie morgen noch einen Arbeitsplatz haben ist dem Wunsch nach Kindern nicht gerade förderlich.


    In meinen Augen ist das der Hauptgrund dieser Misere.

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  • Denke ich nicht. Auch ohne einen Arbeitsplatz bekommt man Bundeserziehungsgeld und Kindergeld. Ich muß nicht zwingend Arbeit haben um meinem Kind ein schönes Leben zu bieten und dieses zu ernähren. Glücklicherweise leben wir in einem Staat der einem auch hier unter die Arme greift.


    Oder ist das finanzieren von Handy, Spielkonsole, „Ferrariekinderwagen“, dreimal im Jahr Urlaub im Ausland, etc. zwingend zum Leben Voraussetzung ? Meine Tochter freut sich mehr über die Tatsache daß ich mit Ihr auf der Straße oder dem Spielplatz spiele als wenn ich Ihr was zum Spielen kaufe. Die meisten Spielsachen interessieren meine Tochter schon nicht mehr. Finanziell waren viele Spielsachen, so denke ich mittlerweile, nicht notwendig. Wie gesagt: das Argument „Geld“ kann und will ich nicht zählen lassen !


    Ist es hauptsächlich der Egoismus hier in der BRD ?

  • Dass Geld durchaus ein ernstzunehmendes Argument ist, kann ich nachvollziehen.
    Ganz egal, wieviel der Staat an Unterstützung leistet, es reicht definitiv nicht aus, um ein Kind einigermaßen vernünftig großziehen zu können.


    Ich selber bin mittlerweile 2-facher Vater (eine Tochter 4,5 Jahre alt, ein Sohn von 5 Monaten), beide Kinder waren nicht geplant, aber um keinen Preis der Welt würde ich wieder ohne sie sein wollen (auch wenn ich sie kaum sehe, aber das is ein anderes Thema).


    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man zuerst einmal etwas für die Karriere tun sollte.
    Aber eben nicht, bis man 35 ist, man sollte sich einfach eine möglichst solide berufliche Basis schaffen, auch wenn mir bewusst ist, dass soetwas heutzutage recht schwierig sein kann.
    Man sollte seinem Kind einfach eine gewisse Sicherheit bieten können, auch finanziell.


    Natürlich könnte man wieder Diskussionen darüber vom Zaun brechen, ob die Politik versagt hat und ob man nicht von Seite des Staates mehr tun müsste und könnte, um Kinderkriegen wieder attraktiver zu machen.
    Könnte man, sollte man...nichtsdestotrotz liegt die "Hauptverantwortung" nach wie vor bei den potentiellen Eltern und bei niemandem sonst.


    Man muss Kinder wirklich wollen, und das hat nichts mit einer Kosten/Nutzen-Rechnung zu tun, sondern mit Gefühlen.
    Und ich glaube auch, dass hier das eigentliche Problem liegt.
    Viele Leute wollen wirklich keine Kinder mehr, im Laufe der letzten Jahrzehnte hat der Egoismus einfach massiv zugenommen.
    Früher waren Kinder ein fester Bestandteil der Lebensplanung, heutzutage sind sie eine Variable geworden.
    Wenn es die Umstände zulassen, könnte man sich das mit einem Kind ja mal überlegen.


    Dazu kommt, dass auch im grundsätzlichen Beziehungsleben ein Wandel stattgefunden hat.
    Lebenslange Beziehungen können sich viele Menschen garnichtmehr vorstellen, geschweige denn wären sie dazu imstande, sie zu führen.
    Tauchen Probleme auf, wird weggelaufen.
    Dass dabei dann kein passendes Umfeld entsteht, in dem man sich über Kinder Gedanken macht, ist nachvollziehbar.


    Alles in Allem spielen unzählige Faktoren bei der Entwicklung eine Rolle, sowohl soziale, wie auch politische und wirtschaftliche.
    Der Geburtenrückgang innerhalb der letzten 6 Jahrzehnte ist durchaus besorgniserregend, nicht nur im Hinblick auf das Rentensystem, das ohnehin dringend reformiert werden müsste.
    Ich finde es vielmehr aus rein menschlicher Sicht erschreckend.


    Zugegeben: bevor ich mit 21 Vater wurde, konnte ich Kindern auch nichts abgewinnen.
    Aber seit dem Tage, an dem ich von meiner Tochter erfahren habe, hat sich das grundlegend gewandelt.
    Ich liebe meine Kinder über alles, würde alles für sie tun und ich bin auch der Meinung, dass wenn man wirklich ein Kind will, es auch immer Wege gibt, ihnen ein schönes Leben zu bieten und sie entsprechend großzuziehen.
    Man muss es nur eben wollen...leider wollen das viele garnicht mehr und oftmals trifft das Kinderglück dann die Falschen.


    Dass aber die deutsche Bevölkerung ernsthaft vom Aussterben bedroht ist, halte ich für eine ausgesprochen gewagte These, auch wenn sich die Geburtenanzahl in den letzten 60 Jahren halbiert hat.

  • Zitat

    Wie gesagt: das Argument „Geld“ kann und will ich nicht zählen lassen !


    Willkommen im Leben.
    Von purem Idealismus kann man sich leider nicht ernähren.


    Und wenn die eigene Zukunft unsicher ist, bin ich doch so verantwortungsbewußt und setze nicht noch ein Kind in die Welt, daß auch noch ernährt werden muß.


    Wie soll man denn mit einem sorgenvollen Leben einem Kind eine unbeschwerte und glückliche Kindheit bieten?

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Ganz schön geschriebn, VFBler.


    Dazu kann ich auch mal ein Statement abgeben:
    Lange, lange, lange....habe ich mir nicht vorstellen können ein Kind zu haben. Nur irgendwann hat es "Klick" gemacht und der Kinderwunsch war da (meine Theorie: das ist die Mutter Natur, die einem mit dem Älterwerden klar macht, dass da ein Nachfolger her muß ;) ).


    Um es kurz zu machen: ich habe es nicht bereut und es gibt wirklich nichts schöneres als in strahlende Kinderaugen zu schauen (ob morgens oder abends) oder zu sehen, wie ein Kind freudestrahlend einem abends entgegenläuft und "Papa, Papa" ruft (*träneausdemaugewisch*).


    Die eigentlich Misere erlebe ich selber: meine Freundin hat aufgehört zu arbeiten und ich habe mich auch noch waghalsigerweise während ihrer Schwangerschaft selbstständig gemacht. Geld haben wir nicht viel, und wir müssen auch immer überlegen, was wir uns leisten möchten (ausser Handys :D ). Trotzdem geht alles. Und trotzdem würde ich es immer wieder tun. Es gibt Dinge, die sind nicht mit Geld aufzuwiegen.


    Aber grundsätzlich liegt hier das Problem: in der heutigen Zeit, wo jeder Angst um seinen Arbeitsplatz haben muß, wo der Wegfall eines Gehaltes finanzielle Krisen auslöst und wo man ungern seinen Lebensstandard ein wenig runterschraubt, ist es schwer glaubhaft zu machen, dass man alles wieder zurück bekommt. Nicht materiell, sondern auf einer ganz anderen Ebene.


    Zu der Unterstüzuung vom Staat: hier widerspreche ich VFBler ein wenig. Die Unterstützung ist vielleicht im ersten Jahr noch ganz gut (Kindergeld+erhöhtes Erziehungsgeld, wenn man das nur ein Jahr lang bezieht), danach ist aber Sense und es gibt nur noch . Vom Kindergeld bekommt man ja gerade mal die Pampers und vielleicht noch etwas zu essen. Jetzt wird unser Kleiner zweimal die Woche zu meinen Eltern "abgeschoben", damit meine Freundin noch was verdienen kann. Nur, wie soll das aussehen, wenn mal ein zweites Kind gewünscht wird?


    Dann noch zur Debatte um die Rentenkürzung:
    Reflexartig habe ich gedacht: Richtig so! Aber so einfach ist das Ganze dann doch nicht. Was ist mit Leuten, die keine Kinder bekommen können? Was ist mit den Selbsständigen, die eh aus der gesetzlichen Rentenversicherung raus sind? Was ist mit Adoptivkindern?


    Nein, ich denke das ist eine "Phantomdebatte", die das eigentliche Kernproblem umgeht: die gesetzliche Rentenversicherung an sich. DIE muss umgebaut werden (und IMO privatisiert werden) und nicht mit irgendwelchen Regelungen flickschusterhaft am Leben erhalten werden. Egal was an Regelungen dazu noch kommen wird, es wird das eigentliche Problem nicht lösen. Aber daran krankt ja auch die Krankenversicherung, nur leider wagt sich da kein Politiker ernsthaft ran.


    Mein Fazit:
    Es gibt keine Ausreden, um nicht doch noch Kinder zu bekommen. Es gibt auch keinen richtigen Zeitpunkt ("später, wenn ich mal was gearbeitet habe"). Entweder man "macht's" oder nicht, der Rest erledigt sich seit tausenden Jahren von selbst ;).

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
    Der RAY.

  • Chevygnon


    Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Es gibt immer Wege einem Kind ein schönen Leben bieten zu können.


    Zitat

    Original geschrieben von raix
    Willkommen im Leben.
    Von purem Idealismus kann man sich leider nicht ernähren.


    Und wenn die eigene Zukunft unsicher ist, bin ich doch so verantwortungsbewußt und setze nicht noch ein Kind in die Welt, daß auch noch ernährt werden muß.


    Wie soll man denn mit einem sorgenvollen Leben einem Kind eine unbeschwerte und glückliche Kindheit bieten?



    Was verstehst Du unter „einem Kind ein glückliches Leben geben zu können ?“
    BTW: Was machst Du ohne Renten-Beitragszahler im Alter ? Wen fragst Du ob er dir helfen kann wenn Du körperlich nicht in der Lage bist eine „Aufgabe“ zu bewältigen ? Denke dran: Kinder sind auch dafür dar dir zu helfen. Meine Mutter kann körperlich keine schweren Arbeiten mehr tätigen. Ich gehe oft zu Ihr und helfe Ihr im Garten so gut ich kann. Sie könnte niemals eine „fremde“ Hilfe bezahlen geschweige denn Freunde fragen. Die kommen vielleicht einmal im halben Jahr. Familie ist das schönste und wichtigste auf dieser Erde.
    Sorry raix, aber so wie du schreibst siehst Du ein Kind nicht als Lebewesen sondern als eine Ware um die Du dich nicht kümmern must. Aber im Alter sollen sich gefälligst andere um dich kümmern, gell ? Das erschreckt mich.

  • Schön, daß du mir sowas einfach in den Mund legst.


    Kinder sind für mich nicht meine Altersvorsorge.
    Darum habe ich mich zu kümmern und ich werde auch versuchen meinen Kindern, diese Bürde nicht zusätzlich aufzuhalsen.


    Deine Vorstellung von Kinder=Altersvorsorge ist leider schon ein paar Jährchen überholt.

    Original geschrieben von bernbayer:
    "Eine Kampagne in ZUsammenhang mit Guttenberg kann man der Bild-Zeitung nicht vorwerfen."

  • Zitat

    Original geschrieben von Ray
    Zu der Unterstüzuung vom Staat: hier widerspreche ich VFBler ein wenig. Die Unterstützung ist vielleicht im ersten Jahr noch ganz gut (Kindergeld+erhöhtes Erziehungsgeld, wenn man das nur ein Jahr lang bezieht), danach ist aber Sense und es gibt nur noch . Vom Kindergeld bekommt man ja gerade mal die Pampers und vielleicht noch etwas zu essen. Jetzt wird unser Kleiner zweimal die Woche zu meinen Eltern "abgeschoben", damit meine Freundin noch was verdienen kann. Nur, wie soll das aussehen, wenn mal ein zweites Kind gewünscht wird?


    So nicht ganz richtig: Da ich im Auge des Staates ein Geringverdiener bin, und meine Frau ihr 400.- Euro nicht versteuern muß, haben wir einen Härtefall beantragt und bekommen nun das volle Bundeserziehungsgeld für die ersten 24 Lebensmonate meiner Tochter. Danach geht meine Frau wieder arbeiten und die Kleine in den Kindergarten, es sei denn ein Geschwisterchen kommt schneller als gedacht ;-)


    Aber das mit Abends nach Hause kommen kann ich voll unterstreichen ! Es gibt nichts schöneres !

  • Zitat

    Original geschrieben von raix
    Schön, daß du mir sowas einfach in den Mund legst.


    Kinder sind für mich nicht meine Altersvorsorge.
    Darum habe ich mich zu kümmern und ich werde auch versuchen meinen Kindern, diese Bürde nicht zusätzlich aufzuhalsen.


    Deine Vorstellung von Kinder=Altersvorsorge ist leider schon ein paar Jährchen überholt.


    Dann schreib deine Aussagen so daß man nicht zwingend dazu verleitet wird etwas mißzuverstehen was eigentlich nicht mißverstanden werden kann ;)


    Wenn Kinder nicht deine Altersvorsorge sind, wer versorgt dich dann im Alter ? Dank unserer Medizin werden wir ja mittlerweile richtig steinalt. Da wäre ich froh ich hätte gesunde Kinder in der Familie die mir helfen können wenn ich körperlich nicht mehr so kann.


    Kinder sind einfach alles: sie bereiten einem freude, aber manchmal auch Wut (wenn sie was angestellt haben), sie können einem helfen und sie spenden einem Trost. Warum sonst bekommt man Kinder ? Zur Arterhaltung alleine sicher nicht !

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