Mindestlöhne sinnvoll?

  • Glaubt denn hier auch nur einer es macht den Frisören Spaß ihren Angestellten derartig wenig Geld zu geben? Die Angestellten kurz halten und selber auf großem Fuß leben? In der Theorie vielleicht, die Praxis sieht anders aus.


    Gerade neulich eine interessante Reportage: Frisörladen, 1 Chefin, 2 Mitarbeiterinnen
    Umsatz (nicht Gewinn!!) pro Monat: ca. 5.500 - 6.000 €
    Nach Abzug aller Kosten blieb da schlicht und ergreifend nichts über was man den Mitarbeitern hätte mehr geben können.


    Was passiert also wenn die Chefin verdonnert wird mehr Gehalt zu zahlen:
    Entweder sie schmeißt eine Angestellte raus und macht weniger Umsatz weil sie nicht mehr so viele Kunden bedienen kann oder
    Sie erhöht die Preise um die Gehälter zahlen zu können weswegen die Kunden dann schreien und wegbleiben weil es zu teuer ist.


    Wie auch immer ein Sch***-Situation.


    Es hilft daher also gar nichts bis wenig wenn man am untersten Rand des Lohnrädchens dreht. Langfristiges Ziel muss sein, dass die "Mittelschicht" angemessen entlohnt wird, damit man überhaupt auch mal wieder bereit ist für eine Dienstleistung wie Frisör auch 25 € und mehr zu zahlen. Solange jeder in die "Alles für 10 €" Läden rennt nur weil es billig ist muss man sich nicht wundern, wenn die Leute die in diesen Jobs arbeiten maues Geld verdienen. Nur per Gesetz diese eh schon nicht gut bezahlten Dienstleistungen zwangsweise zu verteuern hilft den Personen nicht weiter.

  • Zitat

    Nur per Gesetz diese eh schon nicht gut bezahlten Dienstleistungen zwangsweise zu verteuern hilft den Personen nicht weiter.


    Wenn alle mehr Geld in der Tasche haben, bin ich gerne Bereit, beim Friseur 3 Euro mehr zu zahlen. kein thema. Also daran liegts nicht. Und wenn alle mehr Geld haben, können alle für irgendwas mehr zahlen.

  • Hätte, wenn und aber...


    Wir haben nun mal nicht einen Sack voller Geld, den wir von heute auf morgen an alle verteilen können.


    Der Ansatzpunkt ist hier aber der falsche, man zäumt das Pferd quasi von hinten auf.
    Denn durch einen gestzlichen Mindestlohn haben eben nicht gleich "alle" mehr Geld, sondern nur diejenigen welche sich wie auch immer dann noch mit den Gehältern irgendwie halten können. Das irgendwie mehr Geld am unteren Ende der Gehaltsskala ankommen muss ist keine Frage, aber das sind einfach keine einfachen Mechanismen bei dem an einer Schraube gedreht werden kann und gut ist. Und dieses Verstädnis fehlt mir bei vielen Diskussionen rund um das Thema Mindestlohn.

  • Mindestlöhne vernichten Arbeitsplätze, daran gibt es keinen Zweifel. Die Auswirkungen sind zwar je nach Branche und der Höhe des Mindestlohnes unterschiedlich. In der Produktion werden halt Arbeitsplätze verlagert verlagert, bei Dienstleistungen wie z.B. Frisör wird die Schwarzarbeit gefördert. Außerdem Hat es Umgehungstatbestände zur Folge, wie du erhälst den Mindestlohn wenn du zusätzliche Stunden ohne Entlohnung arbeitest, andernfalls bekommst du dann den arbeitsplatz nicht oder fliegst raus. Die Gewerkschaften schließen Tarifverträge ab mit Stundenlöhnen von 3,80 Euro, wie z.B. Frisörhandwerk im Osten, und rufen dann nach Mindestlöhnen. Sowas ist nicht redlich. Wir haben in Deutschland Tarifautomie, der Staat hat sich aus der Lohnfindung heraushalten. Ausgenommen natürlich, wo er wie im öffentlichen Dienst, selbst Tarifvertragspartner ist.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Ich bin definitiv für den Mindestlohn, denn das ist ordnungspolitisch dringend notwendig. Auch wenn dabei eine handvoll Arbeitsplätze verloren gehen werden, es geht auch um die grundsätzliche Ausrichtung unserer Gesellschaft.


    Wer arbeitet muß dafür angemessen entlohnt werden und auch eine ausreichende Wertschätzung erfahren, die sich unter anderem in einem korrekten Lohn ausdrückt.
    Es ist einfach nicht vermittelbar dass jemand für 500 EUR Vollzeit arbeiten soll wenn zugleich staatliche Transferleistungen, die jedem ohne Wenn und Aber zustehen, doppelt so hoch ausfallen ohne dass man dafür etwas tun muß.


    Wir sind eine soziale Marktwirtschaft und sozial heißt dass in unserem freien Markt dennoch Spielregeln gelten, der Staat mischt sich ja auch in Form von Sicherheitsbestimmungen oder sonstigen Gesetzen für die Rechte von Arbeitnehmern ein, also sehe ich nicht wieso man die Menschen nicht auch in Form eines Mindestlohns vor unternehmerischer Ausnutzung in Schutz nehmen kann. Das funktioniert in fast allen anderen EU-Staaten, es würde hier auch funktionieren.


    Auch wenn erstmal eine handvoll Arbeitsplätze wegfielen - dann ist das der notwendige Preis dafür, dass hier aber generell das System gewahrt bleiben muß, nämlich dass ein Unternehmer seine Angestellten bezahlen muß und es nicht so sein kann und darf dass der Staat die Mitarbeiter bezahlt und der Unternehmer die Gewinne kassiert.


    Es dürften auch kaum allzu viele Arbeitsplätze wegfallen, ich halte das für polemische Angstmacherei. Würden viele Arbeitsplätze wegfallen müßte das ja bedeuten dass im Moment diverse Menschen in Arbeitsverhältnissen sind, die sich eigentlich gar nicht lohnen. Das ist sehr unwahrscheinlich. Schon jetzt wird jeder Unternehmer sparen so gut er kann, seine Leute so rational wie irgend möglich einsetzen. Kein Mensch beschäftigt Mitarbeiter "zum Spaß", dafür kostet auch ein 3-EUR-Stundenlohn-Mitarbeiter zu viel.


    Nein, nein, es werden weiter Haare geschnitten, Gebäude bewacht, Gebäude geputzt, Briefe ausgetragen usw., und da gibt es weder allzu umfangreiche Möglichkeiten der Arbeitsplatzverlagerung nach Fernost noch wird man all diese Tätigkeiten im großen Umfang einstellen.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Auch ich bin für einen Mindestlohn und halte es in den meisten Branchen für dummes Geschwätz das mehr Lohn nicht möglich wäre. In vielen Fällen ist es nur eine Gewinnoptimierung der Firmen und Vorstände und jammern auf hohem Niveau.


    Die Industrie hat aufgrund der Globalisierung gemerkt, das man für viel weniger Geld die gleichen Tätigkeiten verrichten lassen kann und Sie drehen die Schraube bis es weh tut. Dieses hat es getan in dem die Menschen mit Vollzeitarbeit unterstützend zum überleben Sozialhilfe beantragen mussten.


    Ich finde ein Mindestlohn von 6€ für West und 5€ für Ost sollten die staatlichen Mindestsätze für eine Vollzeitbeschäftigung sein. Das ist niedriger wie von der Politik gefordert. Zwar immer noch nicht gerecht aber immerhin ein Richtwert.


    Aber wer selbst dann nicht in der Lage ist diesen Mindestlohn zu zahlen, der sollte sein Geschäftsmodell an den Nagel hängen. Den es kann auch nicht sein, das man sein Unternehmen nur führen kann weil Vater Staat das Personal mitsponsert.

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Ich bin definitiv für den Mindestlohn, denn das ist ordnungspolitisch dringend notwendig. Auch wenn dabei eine handvoll Arbeitsplätze verloren gehen werden, es geht auch um die grundsätzliche Ausrichtung unserer Gesellschaft.
    usw ...


    Das hätte ich so nicht besser schreiben können, Danke :top:
    Ich möchte mich diesen Ausführungen vollinhaltlich anschliessen :top:

    Gier frisst Hirn, soweit vorhanden | Rauchen bildet - Krebs Meine Frau starb daran.

  • Zitat

    Original geschrieben von wswasser
    Siehste, und genau das ist quatsch. Andere Länder machen es vor und es funktioniert. Das ist eine sache, die Dir eingeredet wird. Und wer Angst hat und keine Zeitung liest, der glaubt den Spuk.


    1. wer soll mir das eingeredet haben?
    2. wie soll man Angst schüren bei Leuten die sich nicht irgendwo informieren?
    3. Meine Meinung bilde ich mir in dem Fall aus nem BWL Studium mit sehr fähigen Professoren in VWL sowie vielen Informationen die man z.B. in der Zeitung bekommt aber vor allem auch wertet und nicht einfach glaubt.

    Zitat

    Original geschrieben von wswasser
    Leider gibts die nicht. Beweist ja der Strom und Gas/Ölmarkt. Kannste machen was Du willst. Interessiert keinen.


    Daran das es in einem (ok, in den meisten) Feldern nicht klappt kann man nicht sagen das es die nicht gibt - viel mehr werden existente Modelle aus populistischen Gründen nicht eingeführt.
    Mir fällt da z.B. was nettes ein das in die richtung "soziale Kosten" geht - denke mal an das Dosenpfand - bräuchte man nicht wenn der Staat ein System mit sozialen Kosten aufbauen würde, also die tatsächlich anfallenden Kosten auf die Kunden umgelegt (gerne schon bei verlassen der Fabrik) werden und eben nicht jedes Müllteilchen das den grünen Punkt trägt identisch belastet wird.
    Wie gesagt, es geht nicht ums Dosenpfand - das soll nur ein Beispiel für den Fehler im System sein.


    Die hier genannten Argumente Pro Mindestlohn finde ich übrigens gut bzw. bin ich dafür das die hier definierten Ziele verfolgt werden - der Weg die Ziele über Mindestlohn zu erreichen ist aber meiner Meinung nach der falsche.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Mindestlohn ist Unsinn. Es gibt kein vernünftiges Argument dafür. Und er hilft auch keinen Betroffenen. Arbeitsplätze, wo die Lohnkosten sich nicht rechnen, werden abgebaut, anders funktioniert eine Marktwirtschaft nicht. Es ist besser der Staaat zahlt einen Zuschuß zum Lohn, als der Arbeitsplatz ganz wegfällt und er dann die ganzen Kosten für nicht mehr vorhandene Arbeit zu tragen hat. Warum haben Rot-Grün denn eigentlich den Mindestlohn nicht zu Ihrer Regerungszeit eingeführt, wenn der so sinnvoll sein soll? Ganz einfach, daß ganze ist nur Wahlkampfgetöse. In der Regierungszeit von Schröder wurde massiver Sozialabbau betrieben, jetzt tritt man wieder als der soziale Wohltäter auf. Zick-Zack-Kurs nennt man sowas.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Mindestlohn ist Unsinn. Es gibt kein vernünftiges Argument dafür.

    Genau, find ich auch - was die Befürworter hier schreiben ist totaler Stuss und die Vernunft (und womöglich damit auch der Verstand) scheint sie schon vor langer Zeit verlassen zu haben. Da braucht man gar nicht weiter drauf eingehen und argumentieren :top:

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