Nokia goes East: Werk in Bochum wird geschlossen


  • Das ist makroökonomisch gesehen genau falsch. Wenn mehr gespart wird, senkt sich über Multiplikatorrunden das Inlandsprodukt und somit auch der Konsum, da dem Wirtschaftskreislauf weniger Geld zur Verfügung steht.
    Es ist also genau 100% anders herum. Steigt der private Konsum, steigt das Inlandsprodukt und etwas verzögert auch der Beschäftigungsgrad.

  • Also ich halte von den VWL-Thesen nicht besonders viel. Ist Euch mal aufgefallen wann die entwickelt wurden? Nach (!) größeren Krisen. Und die den Modellen zugrunde liegenden Prämissen wurden dann nach der nächsten Krise mal eben...naja...anders bewertet.
    Ich wette 100 Euronen, daß in spätestens 10 Jahren ein neues Modell kommt....wie immer zu spät. Der einzige Charme an den Teilen ist doch, daß, wenn genug Leute dran glauben, sich die Prophezeiung selbst erfüllt.
    Mal als Beispiel: das tolle BiP steigt ohne Ende, wenn so viel Leute wie möglich krank werden und so teuer wie möglich behandelt werden. Jeder (reparierte) Autounfall erhöht das BiP..erst recht die Bestattungskosten... ;) ..tolles Wirtschaftswachstum - Made in Germany


    Unsere Zukunft liegt in Dienstleistungen - die kann man nicht transportieren, unterliegen also auch nicht der Globalisierung. Ich würde auch nicht sagen, daß "...Soziale Aufgaben wie Bildung, Infrastrukturerhaltung, sowie eine menschenwürdige Krankenpflege bzw. Altersversorgung.." Kosten sind. Das sind Dienstleistungen, mit denen man auch Leute beschäftigen kann. Wenn aber ein Teenager lieber Geld für nen I-pod anstatt für eine Nachhilfestunde (Dienstleistung!) ausgeben will hat er halt Pech gehabt, wenn er mit seinem Hauptschulabschluß wie Klaus der Staplerfahrer endet. (Achtung: Ironie)

  • Es handelt doch jeder von uns hier so wie Nokia es getan hat. Bekomme ich eine leistung irgendwo günstiger dann nehme ich sie eben dort in Anspruch. Wenn ich weiß, dass ich meinn Fernseher bei Händler XY für 500EUR bekomme und bei meinem kleinen Händler um die Ecke für 700EUR werde ich doch in den allermeisten Fällen diesen beim Händler XY kaufen. Zum Klamotten kaufen fährt man auch eher ins Einkaufszentrum als im Dorf zu gucken. Ich gehe auch eher zum Friseur bei dem ich nur 10EUR für einen Haarschnitt zahlen muss als zu einem bei dem ich das doppelte zahle. Handelt Nokia so sind sie gleich bei "allen" Deutsche unbeliebt, obwohl jeder einzelne täglich Privat genauso handelt.Ich nutze auch eher einen Discount Mobilfunkanbieter oder gehe beim Aldi einkaufen etc.
    Das Nokia Subventionen angenommen hat ist denen nicht vorzuhalten, viel schlimmer ist, dass die Politiker die sich jetzt drüber beschweren, die Subventionen vorher verteilt haben.

  • Hm, ich finde dass gerade Dienstleitungen transportabel sind, und somit der Globalisierung unterliegen. Man betrachte die Callcenter, welche bereits sehr oft nach Indien ausgelagert sind, oder die Programmierung. Gerade das Problem des Transports fällt bei Dls weg, da sie ja einfach über Datenleitungen erledigt werden können.


    Und deine These ist so nicht ganz richtig. Zwar stimmt es, dass Reparaturen und kranke das BIP erhöhen, aber wenn man das Spiel weiter denkt: Mehr Reparaturen -> mehr Angestellte in den Werkstätten um die höhere Nachfrage befriedigen zu können. Ebenso wenn es mehr kranke gibt, dann braucht man mehr Ärzte und Pflegepersonal, oder halt Bestatter.

  • Mmh. Datenleitungen transportieren also nichts......ich glaub, Du weißt schon was ich meine, auch mit dem Wirtschaftswachstum und dem BiP ;)

  • Eigentlich beginnt das gesamte Dilemma doch schon damit, die Krankenversorgung als einen Bestandteil des Gesamtwirtschaftkreislaufes zu sehen.


    Nur daduch kommt es zum Phänomen, das Phamakonzerne lieber am Symptom als an der Ursache herumdoktern. Lieber ein Mittelchen das die Symptome dauerhaft lindert, als eines was einmal eingesetzt die Ursache beseitigt.
    Schon pervers, aber ökonomisch sinnvoll begründet.


    Und die Pharmaindustrie ist nur ein Beispiel von unzähligen, die auf einer ähnlichen Basis agieren. Energiekonzerne kaufen fleißig Patente und Lizenzen um ihre Unternehmung nachhaltig abzusichern. Oder vielleicht doch nur deswegen, um Ihr derzeitiges betriebenes Geschäftsmodell weiterhin ökonomisch zu maximieren.


    Auf Dienstleistung alleine kann ein auch nach außen geöffneter Binnenmarkt niemals langfristig bestehen. Die zum Bestehen notwendiger weise eingeführten Güter würden diesen zwangsweise mittelfristig austrocknen. Dieses könnte auch niemals durch den export von Dienstleistungen kompensiert werden. Eine weiter gerne von der Politik benutzte Mär, die der Dienstleistungsgesellschaft.


    Aber wir sind ja bei Nokia. Oder hat das Beispiel vielleicht doch was mit dem bereits genannten Phönomen der Pharmaindustrie zutun?

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Aber wir sind ja bei Nokia. Oder hat das Beispiel vielleicht doch was mit dem bereits genannten Phönomen der Pharmaindustrie zutun?


    Kommt drauf an. Wenn man überlegt, wie viele Leute heute (Montag) in ganz D arbeitslos geworden sind (im Durchschnitt mit Sicherheit mehr als 2000) ist das Beispiel Nokia genau das: Rumdoktern an den Auswirkungen...


    Die Frage ist doch, warum die Leute nicht schnell woanders einen Job bekommen usw. usf. Wenn es draußen regnet such ich auch Schirm und Mantel und reg mich nicht bis zum nächsten Sonnenstrahl auf....Aber da wir ja Exportweltmeister sind haben wir es vielleicht auch bald geschafft, diese Meckerei in alle konkurrierenden Länder zu exportieren und dann schlägt hier die große Stunde :(

  • also....


    @magnum
    als erstes habe ich nirgends behauptet, dass es Massen sind, die viel zu viel verdienen. Bitte meinen beitrag lesen! ich bin lediglich der Meinung, dass diese in der Großindustrie tätigen Arbeitnehmer etwas zuviel hatten (zumindest damals) verglichen mit Angestellten aus dem Mittelstand und das bei nicht unbedingt qualifizierteren Jobs! Man überlege, wir reden von diesen Gehältern 1996! Nichts desto trotz gönne ich es diesen! Und nirgendwo steht geschrieben, dass ihr alle hier Aktien von Nokia habt. Bitte mal genau lesen und nicht irgendwelche Wörter aus meinem Text zusammen setzen. Und bezüglich der Aktien und es wurde ja auch schon geschrieben: Hast du eine Rentenversicherung oder Lebensversicherung oder was auch immer? Falls ja, muss ich dazu nicht mehr schreiben....


    Zu den Gewinnen der Firma: Ja sie haben eine soziale Verantwortung, aber in erster Linie haben sie eine Verantwortung gegenüber den Besitzern und IMHO agieren Firmen hier größtenteils auch sozial, ansonsten würde die Beschäftigunbgsstruktur hier schon ganz anders aussehen.
    Kleineres Beispiel: Deine eigene Firma. Sie erwirtschaftet 200.000,-€ Gewinn im Jahr vor Lohnkosten!!! Du hast 3 Angestellte, welche sagen wir mal Jobs ausführen, die ca. 30.000,- € wert sind (nach Marktlage). Stockst du deren Gehalt auf 40.000,-€ - 50.000,-€ auf? Wohl kaum! Bi Goßunternehmen ist die
    "gefühlte" soziale Verantwortung ungleich höher, aber gerade bei diesen Uternehmen machen sich mögliche Sparmaßnahmen nicht unwesentlich bemerkbar! Egal, jeder denke darüber mal in diesem Kontext nach.


    Und zu deiner bemerkung, dass die Reallöhne in den letzten 10 Jahren nicht gestiegen sind kann ich nur sagen: Schwachsinn, das ist wirklich Phrasendrescherei. das hat sich ein wenig anders zusammen gesetzt, worauf ich hier jetzt aber nicht näher eingehen möchte, nur ein Wort: Umverteilung und IMHO eine gesunde dazu....
    Und zuletzt: gerade die Geiz ist Geil Mentalität ist ein großes Problem in der Konsumgesellschaft und bereitet genügend Firmen Existenzprobleme. Ohne Gewinn der Firma keine Gehälter und kein Konsum, nicht anders herum!


    @ Siemensanier
    Diese genannte Einkommensklasse war definitiv nicht unbedingt die
    Hauptklientel, welche das Geld gebracht hat. Mehr als ein Handy war damals noch nicht so angesagt. es war genau wie hier bei TT, keine Kohle aber Handy!


    ich wollte auch nicht auf die Aktionärsproblematik selbst eingehen oder hinweisen, sondern nur darauf aufmerksam machen, dass auch die großen Unternehmen mit sozialer Verantwortung einen (oder viele) Besitzer haben.
    Ich denke, diese Tatsache wird allzugern vergessen. Wäre ich Nokia, ich hätte genauso entschieden!


    In einem anderen Thread (ich glaube es waren die Mindestlöhne) wurde darüber debattiert, ob diese gut sein oder nicht. Wie schon geschrieben gibt es dazu bereits wissenschaftliche Arbeiten, aber selbst wenn diese nicht korrekt das Szenario abbilden besteht nach wie vor die Problematik, dass auch gerade bei Dienstleistungen kaum ein Konsument bereit ist, die leistung entsprechend zu bezahlen (da war es wieder: Geiz ist geil!) und woher soll dann der Mindestlohn des Angestellten kommen? Gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe können das nicht stemmen, oder sollte der Unternehmer erst mal sein Privatvermögen investieren, in der Hoffnung dass das aus seiner Kasse gezahlte Geld doch wieder über den erhöhten Konsum hereinkommt und die tatsächlichen Gelehrten Unrecht haben und unsere Spezialisten aus der Politik doch Recht?
    Tut mir leid, ich vertraue da logisch nachvollziehbaren wissenschaftlichen Arbeiten als dem Geschwafel der Politiker, weil von den Ex Angestellten und den Politikern habe ich im Falle der Insolvenz keine Hilfe zu erwarten.
    im zweifelsfalle hätte ich dann auch noch den Vorwurf der zu hohen Gewinnentnahme oder der Mißwirtschaft zu erwarten.
    Aber weil ich dann so sozial war, bekomme ich immerhin Hartz IV oder wie?


    By the way: Ja, ich kaufe beim örtlichem Fachhandel um das Geld in der Umgebung zu lassen. Und wenn der Preisunterschied zu groß ist, dann handel ich auch, aber immer so, dass wenigstens etwas für den Händler verdient wird!
    Vielleicht kommt es ja mal zurück, aber ganz bestimmt kommt es nicht vom Media Markt zurück.......

  • Ich stimme mit der Bewertung des Mottos "Geiz ist geil" vollkommen zu.


    Sicher ein fataler und falscher Weg, die zu einer Fehlbewertung von Leistung führt. Aber es war doch genau die von dir bereits erwähnte Metro Gruppe die Ihr Geschäftsmodell auf genau dieser Basis aufbaute. Und der Konsument dieses Spiel für sich konvergierte.


    Du sprachst wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich Ökonomie an. Vieles für mich mittlerweile nichts anders mehr als Religion bzw. Theologie. Entweder man glaubt daran, oder nicht. Wirklich fundamental bewiesenes Wissen ist bei beiden kaum vorhanden. Und die Politik ist eben wie die Gläubigen, wo halt die Einen Christen sind, die anderen Islamisten. Würden sie sich mal wirklich zusammensetzen so müßten sie vielleicht erkennen, dass ihr unterschiedlicher Glaube, mag er noch so unterschiedlich scheinen, mehr oder minder doch nur einen Ursprung hat. So ist es eben auch bei der ganzen Kapitalisten bzw. Solzialisten Debatten. Die Lehre hat sie mittlerweile soweit von sich eingenommen, dass die Meisten einfach nicht mehr in der Lage sind die wirklich angefallenen Probleme unabhängig ihrer Lehre zu betrachten.


    Ich komme nochmal zum Beipiel Gesundheitswesen. Es ist absolut unmöglich ein Gesundheitssystem was einzig die Gesundheit ihres Kunden im Auge hat auf Basis von Kostenoptimierung und ökonomischen Gesichtspunkten zu führen. Wenn nicht sogar inhuman. Während die eine Seite versucht dies durch Anpassungen (Streichungen von Leistungen) innerhalb des Systems zu vollziehen und somit inhuman argiert. Versucht die andere Seite durch vollkommenen ökonomisches Selbstmord das Problem in den Griff zu bekommen. Wobei dieser Selbstmord ebenso inhuman ist, nur eben an anderer Stelle.


    Das Problem bleibt also bei beiden bestehen, ohne einer möglichen Lösung auch nur einen Schritt näher zu kommen.


    Ebenso ist es solange sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht als eine unzertrennliche Einheit sehen. Wobei wir jetzt bei der Frage wären, wer hat damit begonnen diese Einheit zu trennen?



    Siemensanier

  • Zitat

    Original geschrieben von Siemensanier
    Ebenso ist es solange sich die Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht als eine unzertrennliche Einheit sehen. Wobei wir jetzt bei der Frage wären, wer hat damit begonnen diese Einheit zu trennen?


    Nun, wenn es eine Einheit war, dann kann es logisch nur so sein, daß sie sich spontan selbst aufgetrennt hat oder durch äußere Einwirkung aufgetrennt wurde. Wäre nur noch die Frage, ob je notwendig oder arbiträr... ;):D

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