Zukunftssorgen werden zur Depression...

  • Hallo,


    für mich ist das ein sehr ernstes Thema. Ich weiß auch nicht ob es hier her passt. Mich beschäftigt das Thema rund um die Uhr, schlaflose Nächte sind normal und stundenlange Gespräche mit Freunden und Familie. Aber eventuell gibts hier den ein oder anderen, dem es auch so ergangen ist und eventuell einen Ratschlag hat.
    Ich habe 2006 mein Abitur gemacht (war ganz ok 2,3), danach Zivi der mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat, und ja dann direkt ein Studium angefangen zum WS 2007/08.


    Seit gestern bin ich exmatrikuliert.
    Zum Verlauf:
    Nach dem Abi und während des Zivis habe ich mich auf einige Studienplätze beworben um zu schauen, wo ich überall reinkomme. Dank Zivi bekam ich den Platz reserviert. Daher konnte ich 100% sicher sein den Platz später wieder zu bekommen.
    Die Wahl fiel auf ein Fahrzeugtechnik Studium in Esslingen. Esslingen ist in ganz Deutschland bekannt für ihre gute Maschinenbau und Fahrzeugtechnik Fakultät, nicht zuletzt wegen den Beziehungen zu Herstellern im Stuttgarter Raum.
    Nachdem ich den Platz in Esslingen bekommen hatte, war für mich alles klar (der NC dort ist relativ hoch).
    Das Vorpraktikum macht mir superviel Spaß, ich hab mich richtig reingehängt. Drehmaschine und Luftkolbenmotor bauen hats mir echt angetan.
    Der erste Schock kam dann schon während des Vorkurses Mathe. Ich habe mich seit dem Abi wirklich auf nichts vorbereitet, ich habe nicht einmal den Studienplan und die Anforderungen angeschaut.
    Ich merkte ziemlich schnell, dass es einen Unterschied gibt zwischen "sich wahnsinnig für Fahrzeuge zu interessieren" und Fahrzeuge zu entwickeln. Die extreme Theorie eines Grundstudiums eines Ingenieurs ist echt heftig. Nicht unbedingt die Tiefe, an der FH kriegt man es bestimmt einfach mir sehr viel Fleiß hin. Aber in der Realität sieht es dann doch anders aus. Ich weiß, sowas von naiv von mir, jetzt denke ich auch, wie kann man nur. Allerdings machte ich mir nicht sooo sehr den Kopf, sondern machte weiter bis Weihnachten, holte fleißig alle Scheine. Aber dann, während der Weihnachtspause fiel ich in ein Loch. Die Prüfungen jetzt Ende Jan/Anfang Feb mussten intensiv vorbereitet werden. Ich stand jeden Tag um 7Uhr auf, wollte lernen...doch anstatt zu lernen habe ich nur Ängste und Depressionen gehabt. Ich saß teilweise stundenlang am Schreibtisch und hab nur geheult. Sowas kann ich selbst vorher nicht von mir. Ich wusste nicht ob ich weitermachen, oder die andere Alternative, auf ein Architekturstudium umsteigen soll. Allerdings braucht man dafür ein Vorpraktikum, welches ich, wenn ich zum SS anfangen möchte, direkt nach Weihnachten beginnen musste. Daher entschied ich mich. Ich breche ab, und mach Architektur. Ich habe mich intensiv davor informiert, bei einem Bekannten, welcher Architekt ist, und bei Freunden. Architektur ist wesentlich praktischer angelegt, man lernt nicht nur trockenen Stoff sondern erarbeitet sich sein Wissen durch Projekte.
    Seit 2 Wochen bin ich nun Praktikant für mein Architekturstudium.
    Soweit so gut...Doch wirklich aus meinem "Loch" komme ich einfach nicht raus. Ich weiß nicht wirklich was depressiv bedeutet, aber ich befinde mich langsam aber sicher in einer depressiven Phase. Auch wenn ich versuche komplett dagegen zu steuern, es funktioniert nicht. Manchmal nehme ich nichteinmal meine Umwelt wahr.
    Architektur ist sicherlich ein anderes Studium wie Fahrzeugtechnik, aber es ist und bleibt ein Studium, dass zumindest heute sehr sehr bescheidene Aussichten hat.
    Eine Alternative ist eine Ausbildung (stand nie zur Debatte, wegen Eltern und Freunde (wo wirklich keiner ne Ausbildung macht) die alle pro Studium eingestellt sind). Ich mag überhaupt kein theoretisches Lernen, ich bin jemand der wahnsinnig gerne praktisch arbeitet, bzw. einfach projektorientiert arbeitet.
    Ich habe sogar in den letzten 2,5 Wochen, neben Studiumsabbruch, Bewerbung Architekturstudium mich auf verschiedene Berufen beworben (ins. 20 Bewerb.):


    IT-System-Kaufmann, Automobilkaufmann und Technischer Produktdesigner.


    Ich war schon bei Daimler, bei Audi, als Automobilkaufmann. Nächste Woche habe ich dort ein Vorstellungsgespräch (Bewerbertest war erfolgreich).


    IT-System-Kaufmann habe ich sozusagen 2 Verträge vor mir liegen, bei einem Tag Probearbeiten kam allerdings in mir Zweifel auf.


    Technischer Produktdesigner kommen die Vorstellungsgespräche noch.



    Im Prinzip habe ich von den 20 Bewerbungen keine Absage bekommen. Und die bisherigen Gespräche und Tests verliefen sehr gut. Ich hatte teilweise das Gefühl, ich kann tun und sagen was ich will, ich hab den Platz sowieso sicher. Das gibt mir zu denken.
    Ich möchte keinem zu Nahe treten, der eine Ausbildung gemacht hat. Allerdings bin ich 20, habe immerhin Abitur und denke, nachher bin ich unterfordert. Das Niveau von Studium zu Ausbildung klafft schon extrem auseinander.


    Ich habe das Gefühl, dass ich mittlerweile nicht mehr weiß was ich mir zutrauen kann, was ich möchte, was ich kann und was ich will.
    6 Semester Bachelor machen, dann 4 Semester Master für Architektur? Danach dann 2000€ Brutto bekommen....
    Oder ne Ausbildung? Bei der man vll sogar mehr verdient? Allerdings: Die Ausbildung beginnt im Sept. 08. Bis ich angefangen habe bin ich 21. Und was mache ich 8 Monate bis dahin? Jobben und Geld verdienen, logisch...aber 8 Monaten sind ne lange Zeit....


    Vielen Dank schonmal euch fürs Lesen, ist eventuell etwas durcheinander geraten.




    Einen schönen Abend euch, biketunE

  • Geh nen Jahr ins Ausland, sammel dort Erfahrungen, lerne neue Leute und Kulturen kennen, und chill mal. Nimm Abstand von deinem Umfeld. Der Druck der hier auf dir lastet ist viel zu hoch.(Sofern dus dir leisten kannst ->finanziell!).


    Ansonsten kann ich dir nur eins raten: Geh deinen Weg, egal was andere sagen.
    Nimm dir Zeit, dir darüber im Klaren zu werden, wohin du gehen willst.
    Suche neue Perspektiven, versuche das Schöne im Leben kennen zu lernen/zu erkennen.


    Hört isch zwar kitschig an, hilft aber.


    Grüße
    Andreas

    Meilensteine der Handygeschichte: Nokia 3210 - Siemens SL45 - Nokia 3650 - SE K750i - Nokia N95 - Apple iPhone

  • Du solltest das tun, was Dir am meisten liegt und wovon Du Dir vorstellen kannst, daß Du es die nächsten 45 Jahre Deines Lebens tun kannst, ohne davon blöd zu werden.


    Ich möchte Dir eine Geschichte aus meinem Leben erzählen:


    Ein halbes Jahr vor dem Abitur habe ich die Schule abgebrochen. Aus heutiger Sicht würde ich die Sachlage - romantisch verklärt - umdeuten in "ich wollte mich von der Pike auf hocharbeiten". Damals hätte ich vermutlich einfach gesagt, ich hatte keinen Bock mehr.


    Ich habe schließlich eine Ausbildung im Verkauf gemacht (die in der heutigen Zeit den schlechtesten Ruf von allen genießt) und habe seitdem in Supermärkten oder Elektrogeschäften gearbeitet.


    Seit drei Jahren bin ich selbständig und verdiene gutes Geld, von dem mancher Akademiker vermutlich träumen würde.


    Bereut habe ich meine Entscheidung eigentlich keinen Tag. Ich fühlte mich niemals unterfordert, weil mir mein Beruf immer Spaß gemacht hat und ich mich mit dem identifizieren kann, was ich tue.


    Ich kann Dir nur empfehlen, in Dich reinzuhören und Dich für einen Beruf zu entscheiden, der Dich auch anspricht, anstatt zu studieren, weil "man" das halt tut oder weil andere das von Dir erwarten.


    Der Weg, den ich gegangen bin, ist sicher der Härtere, der mit den größeren Durststrecken und den Entbehrungen. Aber es ist ein Weg, der mich morgens mit einer gewissen Befriedigung in den Spiegel schauen läßt, weil ich weiß, ich habe mir das, was ich jetzt habe, redlich erarbeitet.


    Wie weit Deine Stimmung aus dieser Unzufriedenheit im Studium und Deiner Unentschlossenheit resultiert, das wissen unsere Foren-Psychoonkels sicher besser als ich, aber selbst ich als Laie würde da einen direkten Zusammenhang herstellen.


    Wünsche Dir viel Glück auf Deinem weiteren Berufsweg, und daß Du das für Dich richtige findest :)


    cu


    NoTeen

  • Evilandi666


    Du hast schon recht, Zeit wäre gerade jetzt nötig. Aber naja, ist leichter gesagt. Bis nach dem Wochenende muss ich mich entscheiden ob ich die Ausbildung möchte (da soll ich unterschreiben).
    Ausland wäre genial, aber ich glaub ich halt das nicht aus. Ich möchte endlich was werden bzw. was machen. Außerdem finanziell siehts auch nicht optimal aus. Zumindest nicht für länger....


    NoTeen


    Ich bewundere Menschen die mit ihrem Leben zufrieden sind so wie es ist. Auch glaube ich nicht daran, dass man unbedingt Akademiker sein muss, um Erfolg zu haben...

  • Den technischen Produktdesigner würde ich als allerletzten Strohalm ansehen, das Designer hört sich in der Berufsbezeichung ja toll an, letztendlich ist es aber doch nur ein Technischer Zeichner etwas aufgepeppt.


    Wie schauts den mit nem Sabbatjahr vor Deinem Studium aus? Klingt zwar doof, aber einfach mal komplett ausklinken, sich sammeln und sich seiner selbst bewust werden.
    Wenn Du im Zivildienst etwas soziales gemacht hast, ist evtl ein Jahr in einem dritte Welt Land etwas was dich wieder nach vorne blicken lässt.


    Hein

  • Keiner, wirklich keiner meiner Bekannten und Freunde ist bei dem Studium geblieben, das er oder sie angefangen hat. Etliche haben sogar mehrfach die Studienrichtung gewechselt, manche auch ganz aufgehört und ganz was anderes gemacht. Die Berufswahl ist wohl das schwierigste überhaupt, man muß einfach seinen Weg finden, auch wenn das Zeit braucht.


    Ansonsten würde ich mal Rat bei einem Psychologen suchen. Nur um sicherzustellen, daß sich keine ernsthafte Depression entwickelt und Du aus der depressiven Stimmung wieder rauskommst.


    Viel Glück!

    Samsung Galaxy S7
    iPhone 7

  • Zitat

    Original geschrieben von Saint Hein
    Den technischen Produktdesigner würde ich als allerletzten Strohalm ansehen, das Designer hört sich in der Berufsbezeichung ja toll an, letztendlich ist es aber doch nur ein Technischer Zeichner etwas aufgepeppt.


    Wie schauts den mit nem Sabbatjahr vor Deinem Studium aus? Klingt zwar doof, aber einfach mal komplett ausklinken, sich sammeln und sich seiner selbst bewust werden.
    Wenn Du im Zivildienst etwas soziales gemacht hast, ist evtl ein Jahr in einem dritte Welt Land etwas was dich wieder nach vorne blicken lässt.


    Hein


    Und ich kann dem auch nur zustimmen, und folgendes ergänzen:


    It System kaufmann, du bist praktisch veranlagt`? Informatik/Informationstechnik ist sehr sehr viel Theorie.(Ich bin mir jetzt aber nicht sicher inwieweit ein IT System Kaufmann das lernen muss)


    Grüße
    Andreas

    Meilensteine der Handygeschichte: Nokia 3210 - Siemens SL45 - Nokia 3650 - SE K750i - Nokia N95 - Apple iPhone

  • Zitat

    Original geschrieben von biketunE
    (...) Ich bewundere Menschen die mit ihrem Leben zufrieden sind so wie es ist. (...)

    Einfache Lösung: Ändere Dein Denken und sei, bzw. werde zufrieden.


    Hier mal eine schöne Geschichte:

    Quelle: simplify


    ;)


    VIEL ERFOLG!


    Herzlichst
    Laubi

    Newbie-Reloaded :-)

  • Erstmal finde ich respektabel, dass du so offen mit deiner Geschichte umgehst. Da gehört ne Menge Mut zu. Ich kann dir vielleicht aufmunternd eine kleine Geschichte dazu erzählen:


    Ich habe nach meinem bescheidenen Abi (3,5) erst Zivi und dann ne Lehre als Speditionskaufmann gemacht, die mir super viel Spaß gemacht hat. Es war recht easy, ich hab auf 2 Jahre verkürzt. Danach das Studium der Wirtschaftswissenschaften. Dann kam Mathe: Keinen Plan von gar nichts. Glatt unterschätzt, zwischen interessieren und Studium lag wie du schon gesagt hast ein riesiger Unterschied.
    Dann reingehängt und mich dazu gezwungen zu lernen. Irgendwann klappte es wie von selbst, die Erfolge motivierten mich noch mehr zu tun. Jetzt bin ich fertig in 5 Semestern und mache den Master hinterher. Vor 2 Jahren wollte ich wegen Mathe noch abrechen.


    Du hast geschrieben, du hast dich reingehangen und die Scheine gemacht. Trotz Schwierigkeiten die Fächer gemeistert. Du bist nicht auf den Kopf gefallen und hast den Abschluss gesucht. Die eigene Hilflosigkeit und Angst hat dich wahrscheinlich mehr gelähmt, als das nicht verstehen des Stoffes. Aber bist du deshalb perspektivlos? Bei weitem nicht!


    Du siehst doch selbst, auch Abseits dieses Studiums gibt es viele Perspektiven, die für dich Interessant sein können. Und die positiven Vorstellungsgespräche geben dir recht! Nur aufgrund des Studiums jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, ist falsch. Du suchst dir doch schon neue Alternativen: Mach da weiter und zieh dich raus. Unabhängig davon, ob andere sagen, zum studium gibt es keine Alternative! Wenn du die Möglichkeit hast, sammel im Ausland Erfahrungen, nutz die Zeit das Vergangene sacken zu lassen und neue Chancen aufzugreifen. Und mach dir nicht zu viele Gedanken über Perspektiven und Verdienstmöglichkeiten in anderen (Studien)richtungen. Vor ein paar Jahren hatten wir noch ein Überangebot an Ingenieuren.Jetzt sieht es auf einmal ganz anders aus.


    Ich wünsch dir ganz viel Erfolg bei deinen weiteren Chancen. Versuche das Vergangene hinter dir zu lassen und neue Chancen zu nutzen. Denn die kommen bestimmt!


    Gruß Nordisc

    -I-


  • Genial! :top:

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