Ist Deutschland "bekloppt"? Ein Kommentar zur Kernkraft-Verlängerung.

  • Meine Ausführung sollte keine Bewertung sein ob die "Versicherung" ausreichend ist. Die Regelungen sind nunmal vom Gesetzgeber klar vorgeschrieben. Und nochmals der Vergleich zur KFZ Haftpflicht hinkt einfach, da wir hier von einem ganz anderen Risiko und einem anderen Hintergrund der Versicherungspflicht sprechen. KFZ Pflichtversicherung dient dem Opferschutz. Bei der Atomkraft und möglichen Schäden sprechen wir von einem politischen Risiko, welches durch klassische Versicherungslösungen nicht mehr darstellbar ist.


    Klar bedeutet der Bund wir Steuerzahler aber da sind wir ja auch selber schuld. Das die CDU den Atomausstieg rückgängig machen wird dürfte klar gewesen sein, dass das Risiko bei einem Atomunfall großteils von der Allgemeinheit zu tragen ist, ist auch schon lang bekannt. Trotzdem wurde die Regierung gewählt und hat den "willen" des Volk durchgeführt. Aber nochmals der Energiemix wird durch die Gesetzgebung beeinflusst, genauso wie eine mögliche Haftung im Schadenfall... somit haben wir es alle in der Hand bei den nächsten Landtagswahlen oder durch Demos hier ggf. etwas zu ändern...

  • @ Tahitimini: Gut und richtig formuliert! :top:


    Es steht doch jedem frei, der mit der seit 50 Jahren weitestgehend von Schwarzen, Roten und Gelben konstant betriebenen Kernenergiepolitik nicht einverstanden ist und sie als äußerste Lebensbedrohung empfindet, Parteien zu wählen, die vorbehaltlos die Nutzung der Kernenergie einstellen wollen. ;)


    Ganz ehrlich: wer die Kernenergie als die größte Bedrohung ansieht, der sollte auch dementsprechend handeln und wählen! Eine Partei, die dafür einsteht, im Fall eines alleinigen politischen Mandats die Kernenergie sofort abzuschaffen, steht seit mehr als 30 Jahren zur Wahl, auf Bundes- wie auf Landesebene. Wer anders wählt (oder gar nicht), entscheidet sich eben auch für eine andere Politik in der Kernenergie oder drückt seine Zustimmung durch Schweigen aus. Aber bürgerliche Parteien wählen, damit die Sprit- und Strompreise nicht zu hoch werden und der Wohlstand unserer Industriegesellschaft nicht gefährdet wird und gleichzeitig über die halbherzigen Schritte beim Ausstieg aus der Kernenergie jammern, tut mir Leid, das ist einfach inkonsequent.


    Wenn man etwas als lebensbedrohlich empfindet, dann wird es einem doch wohl derartig wichtig, dass man sein Verhalten danach ausrichtet, die als lebensbedrohlich empfundene Situation zu ändern oder abzustellen. Wer sich anders verhält, ist entweder inkonsequent oder mit der vorhandenen Situation eigentlich einverstanden. In beiden Fällen darf man kaum erwarten, dass ein verbal formulierter, aber nicht durch Verhalten ernsthaft betriebener Widerspruch Ernst genommen wird.


    Das ist genau so wie mit dem Afghanistan-Einsatz. Die Mehrheit der Deutschen ist angeblich GEGEN den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Aber die Mehrheit aller Deutschen wählt seit 2001 beharrlich in großer Mehrheit Parteien, die sich FÜR den Einsatz deutscher Soldaten am Hindukusch einsetzen, weil da ja angeblich unsere Freiheit verteidigt wird.
    Ganz ehrlich: wie soll man eine solche "Mehrheit" denn auch Ernst nehmen, wenn sie sich nicht traut, ihren angeblichen politischen Überzeugungen gemäß zu handeln?


    In der Diskussion um die Kernenergie ist es doch nicht anders, wie ich oben schon dargelegt habe: wie soll man eine angebliche Mehrheit gegen Kernenergie denn Ernst nehmen, wenn diese Mehrheit nicht bereit ist, ihrer angeblichen Überzeugung auch Taten in der Wahlkabine folgen zu lassen.


    Oder anders formuliert: Die Mehrheit der deutschen Wähler und die Gesamtheit aller deutschen Nichtwähler hat sich bei der letzten Bundestagswahl für eine Koalition entschieden, die bereits VOR der Wahl ganz klipp und klar angekündigt hatte, aus dem rot-grünen Kernenergieausstieg wieder auszusteigen. Wer sich also darüber beschwert, sollte sich zuvor noch einmal ganz genau daran erinnern, wo er am 27.09.2009 seine Kreuzchen auf dem Wahlzettel machte. Oder ob er nicht als Nichtwähler sein Einverständnis mit dem Wahlergebnis durch Schweigen erklärte. Ihre Mehrheit im Bundestag (und in allen Angelegenheiten, die die Kernkraft betreffen, hat der Bund die letzte Entscheidungsgewalt) haben die Schwarzen und Gelben ja nicht durch Wahlbetrug erzielt. Es gibt also in diesem Land eine Mehrheit der wahlberechtigten Bürger FÜR den sogen. "Ausstieg aus dem Ausstieg," da beißt keine Maus einen Faden von ab. Nichtwähler erklären sich ohnehin von vornherein mit jedem Ergebnis einverstanden, das zustande kommt; anderenfalls würden sie von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    ...
    Ganz ehrlich: wie soll man eine solche "Mehrheit" denn auch Ernst nehmen, wenn sie sich nicht traut, ihren angeblichen politischen Überzeugungen gemäß zu handeln?
    ....


    Was für ein Glück, dass die Wahlprogramme der Parteien jeweils nur ein oder zwei Punkte umfassen. Da die Parteien ja nur diese ein, zwei Positionen vertreten, fällt die Wahlentscheidung sicher immer ganz leicht und wird ganz eindeutig nur aufgrund dieser Positionen getroffen.


    Du verwechselst offensichtlich Wahlen mit Volksentscheidungen.



    Gruß


    Pitter

  • Zitat

    Original geschrieben von Pitter
    Was für ein Glück, dass die Wahlprogramme der Parteien jeweils nur ein oder zwei Punkte umfassen. [...]
    Du verwechselst offensichtlich Wahlen mit Volksentscheidungen.


    Wie schade, dass Du meinen Beitrag offenbar nicht richtig gelesen oder nicht verstanden hast. Da der Beitrag aber etwas länger ist und ich Dir die Lektüre des kompletten Textes nicht zumuten möchte, zitiere ich mal den auf Deinen Einwand bezogenen Teil:


    Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989
    Ganz ehrlich: wer die Kernenergie als die größte Bedrohung ansieht, der sollte auch dementsprechend handeln und wählen! [...] Aber bürgerliche Parteien wählen, damit die Sprit- und Strompreise nicht zu hoch werden und der Wohlstand unserer Industriegesellschaft nicht gefährdet wird und gleichzeitig über die halbherzigen Schritte beim Ausstieg aus der Kernenergie jammern, tut mir Leid, das ist einfach inkonsequent.


    Du versteht sicher: entweder ist einem dieser eine Punkt so wichtig, dass man sich dem gemäß für eine Partei entscheidet, die für den Kernenergieausstieg eintritt. Oder die Sorgen um niedrige Sprit- und Strompreise, den Lebensstandard, den nächsten Fernurlaub usw. sind einem wichtiger, dann entscheidet man sich für eine Partei, die diese Sorgen vorrangig behandelt.


    Es geht also um Prioritäten. Wer aber die Priorität vom Ausstieg aus der Kernenergie immer nur dann entdeckt, wenn gerade irgendwo ein KKW havariert ist, der ist inkonsequent und von daher nicht ernstzunehmen. Das gilt übrigens für die Wähler ebenso wie für die Parteien, die gerade aus opportunistischen Gründen entschieden haben, mit einer beinahe eleganten Pirouette ihr Mäntelchen in den Wind der öffentlichen Hysterie zu hängen und den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg zu verkünden. :flop:


    Und damit das nicht falsch verstanden wird: Ich bin durchaus kein Kernkraft-Fan. Aber ich bin für eine ehrliche und klare Linie, nicht für populistische Kapriolen um das Kalb der gerade vorherrschenden öffentlichen Meinung.


    Die Briten haben für solche Gelegenheiten übrigens ein treffendes Sprichwort:


    You can't have the cake and eat it! :D

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • HappyDay: Du hast wohl noch etwas Falsch verstanden?
    Die Parteien im Bundestag werden von mehr als einer Person gewählt. Und wenn nun eine Person gegen AKW ist, und auch entsprechend wählt, die anderen aber anders wählen, darf dann die eine Person die entsprechend gewählt hat, nicht jammern, weil SIE ja anders entschieden hat?
    Mit welchem Recht nimmst Du Dir heraus, zu bestimmen daß diejenigen die jetzt gegen AKW sind von ein paar Jahren CDU/CSU gewählt haben? Wer sagt das? Wie kommst Du zu den Schluss? Und wenn diejenigen die jetzt jammern, damals Grün oder sonst etwas anderes gewählt haben, warum, sagst Du denen jetzt, daß sie nicht jammern dürfen, weil ja anders gewählt wurde. Warum wirfst Du denjenigen vor, falsch gewählt zu haben?
    Zusätzliche: Wenn ich mir die letzte Wahl (oder genauer den Wahlkampf davor) so ansehe, dann haben die Schwarzen auch kein Schild hochgehalten: "Wir werden als erstes die Laufzeiten der AKW verlängern". Da waren ganz andere Dinge im Gespräch. Klar, wer die Partei kennt, hätte es sich vielleicht denken können. Aber ganz ehrlich: Ich mag die Schwarzen Parteien absolut nicht (nur braune sind noch schlimmer), aber daß die sowas wie die Verlängerung der AKW Laufzeiten fabrizieren, hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können. Also ich bin mir sicher, die wenigsten die schwarz-Gelb gewählt haben, haben das erwartet, und sicher noch weniger erhofft. Gewählt wurden die wegen ganz anderer Dinge oder Erwartungen.


    Um die Wirtschaftlichkeit von AKWs noch weiter zu beleuchten würde ich nicht nur die Frage der Versicherung anwenden. Hier gebe ich meinen Vorrednern Recht, 2,5 Mio Deckungssumme sind ein Witz. Die Deckungssumme muss sich immer nach dem Gefahrenpotential richten, also nach dem was theoretisch als Gefahr Möglich erscheint. Und bei einem AKW braucht es keinen GAU um mehr als 2,5 Mio Schaden anzurichten. Wer ein AKW betreiben will, sollte also schon einen Versicherungsschutz über mehrere Milliarden vorweisen können. Es ist schwer zu berechnen welche Summe fällig ist, wenn plötzlich halb Deutschland unbewohnbar ist, aber eine Deckungssumme die einigermaßen den Schaden abdecken kann, sollte schon sein. Dafür gestehe ich den Betreibern das Recht zu, die Versicherung ähnlich einer Lebensversicherung zu gestalten, also nach Ablauf der Versicherungszeit (also wenn das AKW nicht mehr existiert), kann sich der Betreiber das eingezahlte Geld samt Zinsen auszahlen lassen.


    Aber es gibt noch weitre Kosten, die mit AKWs in Verbindung stehen, und für die meines Erachtens auch die Betreiber aufkommen sollen: Die Endlangerung. Zugegeben, bisher weiß keiner wie diese überhaupt funktionieren soll, aber dennoch sollte man an die Kosten denken. Ich stelle mir das in Form eines Fonds vor. Die Betreiber zahlen darin ein, und aus diesem Tipf wird dann die Endlagerung, und der Betrieb des Lagers bezahlt. Der Fonds sollte so angelegt sein, daß nach derzeitiger vorraussichtlicher Entwicklung mindestens 200 Jahre die Kosten gedeckt sind. Zugegeben, 200 Jahre sind im Vergleich zu der Erwartenden Lagerungszeit ein Witz, aber andererseits ist es schon schwer genug heute zu sagen, wie die Welt in 200 Jahren aussehen wird. den Fonds auch eine noch längere Zeit anzulegen wäre einfach nicht Planbar.
    Zusätzlich müssten die Kraftverksbetreiber verpflichtet werden, alle Kosten für Atoimmülltransporte, also auch die Kosten für Polizeieinsätze etc. zu übernehmen. Zahlen muss immer derjenige der die Gefährdung verursacht.
    Wenn diese Kosten alle von den Betreiber getragen werden, dann ist es mit dem Märchen vom billigen Atomstrom wohl schnell vorbei.

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  • Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm


    Zusätzliche: Wenn ich mir die letzte Wahl (oder genauer den Wahlkampf davor) so ansehe, dann haben die Schwarzen auch kein Schild hochgehalten: "Wir werden als erstes die Laufzeiten der AKW verlängern". Da waren ganz andere Dinge im Gespräch. Klar, wer die Partei kennt, hätte es sich vielleicht denken können.


    Es ist aber auch nun wirklich kein Geheimnis gewesen wie die CDU/CSU in der Vergangenheit zur Atomkraft gestanden hat, der Plan der Laufzeitverlängerung war auch im Parteiprogramm drin und selbst der sehr oberflächliche Wahl-O-Mat hatte das Thema mit drin.


    Insofern ist es schon sehr treffend formuliert, dass man sich hinterher nicht darüber beschweren darf, wenn man das geliefert bekommt was man eben bestellt hat.


    Und wer jetzt behauptet er hätte von den damaligen Plänen von Schwarz/Gelb nichts gewusst und hätte ja sonst ganz anders gewählt wenn man das nur vorher hätte ahnen können, der sollte in Zukunft den Wahlkabinen lieber fernbleiben.

  • Und nochmal: Aus was schließt Du daß diejenigen die sich jetzt beschweren, daß diejenigen auch schwarz gewählt haben?

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  • Die Politik dreht sich doch nicht ausschließlich um die Kernkraft!


    Ich persönlich gehöre zwar zur grünen Stammwählerschaft - der Punkt Kernkraft ist dabei aber nur einer von vielen. Entsprechend dürfte es bei den Wählern der Union aussehen, bei der das Thema Kernkraft nur eines aus einem umfassenden Parteiprogramm ist (wenn auch ein wichtiges).


    Eine politische Partei, die exakt meine Vorstellungen hat, wird es niemals geben. Zugeständnisse wird der Wähler immer machen müssen - obwohl er persönlich vielleicht ganz anders denkt. Nicht jeder Wähler der Union muss der Kernkraft gegenüber zwangsläufig positiv eingestellt (gewesen) sein.


    Frankie

  • Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Mit welchem Recht nimmst Du Dir heraus, zu bestimmen daß diejenigen die jetzt gegen AKW sind von ein paar Jahren CDU/CSU gewählt haben?


    Das habe ich doch gar nicht. Ich habe lediglich gesagt, dass es ganz offenbar eine schwarz-gelbe Mehrheit im Bund gibt, und damit auch eine Mehrheit FÜR die Nutzung der Kernenergie. Denn absolut JEDER, der schwarz oder gelb gewählt hat, hat damit auch FÜR die Nutzung der Kernenergie gestimmt. Und diejenigen, die sich enthalten haben, haben ebenfalls FÜR die Nutzung der Kernenergie gestimmt, denn sie waren offenbar mit jedem Wahlausgang einverstanden.


    @ frank_aus_wedau: Man kann doch nicht allen Ernstes sagen: ich habe diese oder jene Regierung gewählt, aber doch nur, weil ich ausschließlich die Punkte 1, 3, 5, 9 und 100 aus dem Regierungsprogramm umgesetzt haben will. In den Punkten 2, 4, 6-8 und 10-99 bin ich strikt anderer Meinung und protestiere aufs Schärfste gegen diese Regierung, die ich selbst gewählt habe. Wie schizophren ist das denn bitte! :rolleyes: Wer eine bestimmte Partei wählt, der hat damit ihr gesamtes Programm gewählt, nicht bloß die zwei, drei kleinen Häppchen, die ihm daraus gefallen. Oder anders formuliert: wenn ich mir eine Erbsensuppe mit Bockwurst bestelle, dann ist es zwar mein gutes Recht, nur die Bockwurst zu essen und die Erbsensuppe stehen zu lassen. Aber das gibt mir noch längst nicht das Recht, beim Kellner darauf zu bestehen, dass ich nur die Wurst bezahlen werde, nicht jedoch die Erbsensuppe, weil ich die ja nicht gegessen habe. :)



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Und wenn diejenigen die jetzt jammern, damals Grün oder sonst etwas anderes gewählt haben, warum, sagst Du denen jetzt, daß sie nicht jammern dürfen, weil ja anders gewählt wurde. Warum wirfst Du denjenigen vor, falsch gewählt zu haben?


    Auch das habe ich nicht. Ich habe lediglich jeden gebeten, VOR dem Meckern über die Nutzung der Kernenergie noch einmal zu überlegen, wo er bei der letzten Bundestagswahl seine Kreuzchen gemacht hat. Ich finde nämlich, dass CDU- und FDP-Wähler absolut kein Recht haben, sich über den Ausstieg aus dem Ausstieg zu beschweren, weil sie genau dafür gestimmt haben! Wer sich darüber beschwert, dass er genau das bekommt, was er bestellt hat, bei dem dürfte die klinische Analyse wohl lauten (siehe oben): akute Schizophrenie.


    Wer damals an der Wahl teilgenommen hat und gegen die "Pro-Kernenergie"-Parteien gestimmt hat, kann sich sicherlich beschweren und hat sogar ein Anrecht, damit Ernst genommen zu werden, weil sein Verhalten und sein Reden übereinstimmen. Es ist allerdings das Recht der demokratisch legitimierten Mehrheit, anderer Meinung zu sein, und die damit verbundenen Konzepte auch durchzusetzen, soweit sie dazu die Macht bzw. Befugnisse haben. Es liegt an den Menschen selbst, diese Mehrheitsverhältnisse bei der nächsten Wahl zu ändern. Das ist in erster Linie eine Frage der Prioritäten.



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Zusätzliche: Wenn ich mir die letzte Wahl (oder genauer den Wahlkampf davor) so ansehe, dann haben die Schwarzen auch kein Schild hochgehalten: "Wir werden als erstes die Laufzeiten der AKW verlängern".


    Das ist schlicht und einfach nicht wahr! Weder die CDU noch die FDP haben jemals einen Hehl daraus gemacht, dass sie die rot-grüne Regelung zum Ausstieg aus der Kernenergie kippen werden. Klar, viele Wähler mögen sich nicht gründlich informiert haben, bevor sie ihre Kreuzchen machten, aber ganz ehrlich: an ihrer Faulheit oder Gleichgültigkeit, sich gründlich zu informieren, tragen sie doch selbst die Schuld. Vielleicht haben sie sich sogar informiert und die Pro-Kernenergie-Haltung der Union und der Liberalen war ihnen egal. OK, dann haben sie entsprechend ihrer persönlichen Prioritäten gehandelt und haben bekommen, was sie haben wollten.



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Aber ganz ehrlich: Ich mag die Schwarzen Parteien absolut nicht (nur braune sind noch schlimmer), aber daß die sowas wie die Verlängerung der AKW Laufzeiten fabrizieren, hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können. Also ich bin mir sicher, die wenigsten die schwarz-Gelb gewählt haben, haben das erwartet, und sicher noch weniger erhofft. Gewählt wurden die wegen ganz anderer Dinge oder Erwartungen.


    Wie gesagt: wer eine Partei wählt, weil er sich ganz andere Dinge von ihr verspricht als in ihrem Parteiprogramm stehen, falsche Erwartungen an sie richtet oder sich falsche Vorstellungen über ihr bereits angekündigtes Handeln nach der Wahl macht, dem ist nicht zu helfen.



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Um die Wirtschaftlichkeit von AKWs noch weiter zu beleuchten würde ich nicht nur die Frage der Versicherung anwenden. Hier gebe ich meinen Vorrednern Recht, 2,5 Mio Deckungssumme sind ein Witz. Die Deckungssumme muss sich immer nach dem Gefahrenpotential richten, also nach dem was theoretisch als Gefahr Möglich erscheint. Und bei einem AKW braucht es keinen GAU um mehr als 2,5 Mio Schaden anzurichten. Wer ein AKW betreiben will, sollte also schon einen Versicherungsschutz über mehrere Milliarden vorweisen können.


    Da bin ich grundsätzlich mit Dir einer Meinung. Aber auch hier liegt eben ein gesellschaftlich akzeptiertes Risiko vor.


    Wie gesagt: Leute, die ihre Anti-Kernenergie-Haltung immer nur schubweise entdecken, wenn gerade irgendwo auf der Welt in einem KKW eine Kernschmelze droht und die ansonsten Stammgäste auf der Webseite von Billiger-Tanken.de sind und darauf achten, stets den günstigsten Stromanbieter rauszusuchen, vermag ich bezüglich ihrer angeblichen Ablehnung der Kernkraft nicht so recht Ernst zu nehmen. ;)



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Es ist schwer zu berechnen welche Summe fällig ist, wenn plötzlich halb Deutschland unbewohnbar ist, aber eine Deckungssumme die einigermaßen den Schaden abdecken kann, sollte schon sein.


    Es ist nicht nur schwer zu berechnen, sondern ganz und gar unmöglich. Wer die Frage nach den Kosten eines nuklearen Unfalls der Stufe INES 7 stellt, hat damit auch unausweichlich die Frage nach dem Preis eines menschlichen Lebens aufgeworfen. Ganz ehrlich: wer will sich vor die Öffentlichkeit stellen und diese Frage mit einer Zahl beantworten? :eek:



    Zitat

    Original geschrieben von Brainstorm
    Aber es gibt noch weitre Kosten, die mit AKWs in Verbindung stehen, und für die meines Erachtens auch die Betreiber aufkommen sollen: Die Endlangerung. Zugegeben, bisher weiß keiner wie diese überhaupt funktionieren soll, aber dennoch sollte man an die Kosten denken.
    [...]
    Wenn diese Kosten alle von den Betreiber getragen werden, dann ist es mit dem Märchen vom billigen Atomstrom wohl schnell vorbei.


    Bei der Frage nach der Endlagerung und ihren Kosten berührst Du schon einen sehr sensiblen Punkt. Ich gehe da sogar noch einen Schritt weiter: Das Teuerste an der Endlagerung sind gar nicht die Kosten für "1 x 1 Endlager und 50 x Polizeieinsatz zum Schutz von Castor-Transporten." Das Teuerste ist die Notwendigkeit der permanenten Überwachung und das Umlagern von Castor- in Pollux-Behälter (kein Scherz!) sowie die Lagerung, Instandhaltung des Lagers und regelmäßige Erneuerung der Behälter für die nächsten 10.000, 30.000 oder 100.000 Jahre, die vergehen müssen, bis man den radioaktiven Sondermüll sich selbst überlassen kann. Ganz zu schweigen von der ungeheuren Verantwortung, die man damit kommenden Generationen aufbürdet, ohne sie zu fragen, ob sie damit überhaupt einverstanden sind.



    Wer sich dies alles vor Augen führt, diese Situation als lebensbedrohlich empfindet und dann immer noch nicht so konsequent ist, dem entsprechend zu handeln (und das schließt ein entsprechendes Verhalten an der Wahlurne ein!), der ist in meinen Augen inkonsequent oder schizophren und hat keinen Anspruch darauf, dass man seine Anti-Kernkraft-Äußerungen Ernst nimmt. Das war alles, was ich damit sagen wollte. Wer dagegen angesichts der Faktenlage zu einer anderen Risikoeinschätzung kommt ("Et hätt noch immer jot jejange."), nun gut, der wird sich wohl auch nicht beschweren, und damit handelt er wenigstens konsequent. Man kann nur hoffen, dass er genau so konsequent handelt, wenn er oder seine Lieben gegen jede Wahrscheinlichkeit Opfer eines nuklearen Unfalls werden.



    [small]Edit: noch ein paar Kleinigkeiten korrigiert... :rolleyes:[/small]

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Zitat

    Original geschrieben von HappyDay989


    Es ist nicht nur schwer zu berechnen, sondern ganz und gar unmöglich. Wer die Frage nach den Kosten eines nuklearen Unfalls der Stufe INES 7 stellt, hat damit auch unausweichlich die Frage nach dem Preis eines menschlichen Lebens aufgeworfen. Ganz ehrlich: wer will sich vor die Öffentlichkeit stellen und diese Frage mit einer Zahl beantworten? :eek:


    Ergänzend hierzu: Risiko-Versicherer Munich RE: Schäden durch AKW-Unfälle nicht versicherbar


    Aus Sicht des Vorstandschefs des Rückversicherers Munich RE, Nikolaus von Bomhard, ist eine Absicherung von Atomunfallrisiken für Versicherer und Kraftwerksbetreiber nicht tragbar.


    Ebenfalls gestern in der FAS

    Vertrauensliste: 1,2,3,4

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