ZitatOriginal geschrieben von drueckerdruecker
"For you. Vor Ort."
Seltsam: Obwohl mir sowohl die eigene Sprache am Herzen liegt, obwohl sich mein Englisch auch im ausschließlichen Einsatz immer reibungsfrei bewährt hat, obwohl ich englische Floskeln vermeide , trotzdem kann ich auch als genereller Nichtdrogeriebesucher dem Schleckerspruch eher Symphatie als Aversion entgegenbringen. Er spielt mit Sprachen, der englischsprachige Teil ist für praktisch jeden verständlich, er reimt sich, er stimmt und mit der Filialenvielzahl trifft er sogar den Schleckerkern. Beim Selberschreiben würde sicher der ein oder andere "For" und "Vor" entweder verwechseln oder nur eins von beiden benutzen. Aber wer schreibt heutzutage denn überhaupt noch, zumal ohne abzuschreiben? <-;<
Über den früheren Umgang der Unternehmensführung mit seinen Ladenangestellten gibt's wohl nicht gutes darüber hinaus zu berichten, daß überhaupt so viele Menschen dort Arbeit fanden. Daß der Unternehmensgründer über ein Vermögen von ungefähr 2 Milliarden Euro verfügt und gleichzeitig die Firma sich nun in der Insolvenz befindet sind ja zwei verschiedene Baustellen. Auf den ersten Blick könnte man vielleicht verlangen, daß er sein Privatvermögen in die insolvente Firma einbringt. Aber das wäre eine moralische, aber durch nichts anderes zu rechtfertigende Forderung.
Hallo,
zu der Verwirrung um die Rechtsform ist zu sagen, dass nicht mal die Gewerkschaft die gerade in die Bücher geschaut hat, durchzublicken scheint. Eine Insolvenz kann ein e.K. nur anmelden, wenn auch sein Privatvermögen nicht flüssig ist. Es gibt meines Wissens im Insolvenzfall keine Unterscheidung zwischen Privatvermögen und Firmenvermögen, auch wenn im praktischen Leben 'Privat'- und Firmenkonten getrennt gehandhabt werden und für den Privatkonsum des Eigentümers Privatentnahmen verbucht werden.
Das ist die letzten Jahrzehnte dermaßen unüblich geworden dass es sich die meisten kaum noch vorstellen können (zumal bei einem Handelsbetrieb dieser gigantischen Größenordnung) und doch ist es so. Um es noch klarer zu sagen:
Beim Einzelkaufmann gibt es nur sein Gesamtvermögen. Durchaus vorstellbar, dass die 1,6 Milliarden auf die er taxiert wurde, (fast) nur in Form von Warenbeständen existieren. Das ist bei Mittelständlern gar nicht so unüblich, dass deren Gesamtvermögen "die Firma" ist und eben nicht ein fettes Bankkonto (melden die Zeitungen nicht immer wieder dass er auch kein Fremdkapital hat?)
Von der Insolvenz ist Schlecker Homeshopping GmbH und Schlecker XL (die "neuen" Märkte bei denen es Wirbel um die Dumpinglöhne gab) mitbetroffen weil die in die Konzernbilanz mit dem Einzelkaufmann einbezogen sind. Ich vermute, dass die Insolvenz des e.K. auf diese Firmen voll durchschlagen kann, weil die Gläubiger des e.K. in dessen gesamtes Vermögen vollstrecken können.
Aber... Wie sind die Macht-Verhältnisse im Falle dass die Gläubiger der Planinsolvenz nicht zustimmen?
Wer sind die Gläubiger:
- Mitarbeiter: bekommen ab jetzt das Geld von der BA
- Vermieter: haben langfristige Verträge geschlossen und erwarten dass die bedient werden
- Markant Einkaufsgemeinschaft: diese hat die Ware auf Ziel verkauft und A.S. schuldet denen bereits einen dreistelligen Millionenbetrag.
Welche Werte sind da?
- Regale in den Filialen - alter Plunder, bringt pro Filiale maximal 100 Euro, wenn überhaupt.
- Leuchtstofflampen an der Decke: gehören dem Vermieter.
- Ware in den Regalen. Wenn Schlecker regulär in Konkurs geht, ist von "jetzt auf gleich" zwar Ware in Millionenhöhe vorhanden, aber verzettelt und verteilt auf > 7000 Filialen.
Markant als grösster (einziger?) Gläubiger müsste Personal (mindestens eine Kassiererin) in 7000 Filialen schicken um diese Ware zu verwerten. Die Ware einzusammeln, würde einen Logistikdienstleister erfordern - und diesen zu beauftragen wäre mangels Liquidität unmöglich!
Denn: dem Einzelkaufmann Anton Schlecker - das Wort "alter Fuchs" gebrauche ich hier voller Respekt - gehört kein einziger Lkw - die Lastzüge die zu den 22 Logistikzentren fahren, gehören der rechtlich selbständigen Logistikfirma, ebenso wie vermutlich die Grundstücke der Logistikzentren. Und diese Logistikfirma , dieses Filetstück (um in der Metzgersprache des Gründers zu bleiben) , dieses Rückgrat gehört den Kindern Meike und Lars Schlecker und die sind offenbar nicht insolvent und selbst wenn, wäre es eine GmbH ohne Auswirkung auf deren Privatvermögen ![]()
Diese "Insiderinfo" habe ich wenn ichs recht erinnere aus dem Managermagazin Januar 2011, ist also gar keine Insiderinfo ![]()
Und nun bedenke man folgendes:
Im Falle eines ungeplanten überstürzten Konkurses verbrennen die geschätzten 100 Millionen Aussenstände bei Markant sofort und unwiderruflich und die aktuelle Rate von 20..30 Millionen Euro wegen denen die aktuelle Lage entstanden ist, sind vermutlich uneinbringlich. Denn die Gläubiger müssten die Ware in allen 7000 Einzelfilialen vor Ort vier Wochen lang mindestens 8 Stunden am Tag zum "Ausverkauf" bereithalten - das aber kann niemand billiger als Schlecker mit seinem eingelernten konkurrenzlos billigen Stammpersonal.
Es wird also bei Markant viele Tränen geben wegen der aktuellen Situation. Ein Lehrer in der Schule sagte mir mal: "Wenn du 10000 Mark bei der Bank schulden hast , hat dich die Bank in der Hand. Wenn du zehn Millionen Mark Schulden hast, dann hast du die Bank in der Hand!"
Genauso hat Schlecker seine Lieferanten in der Hand. Werte sind ausser der z.t. verderblichen Ware (Lebensmittel) nicht vorhanden und verwertbar im Rahmen einer Versteigerung ist die Ware ebenfalls nicht wirtschaftlich. Möglicherweise würde ein Konkurs mangels Masse sogar abgelehnt.
Ich habe mal bei einem Papiergroßhandel erlebt, ich wollte einkaufen und sah schon auf dem Parkplatz dass etwas anders war als sonst. Die dort versteigerten Bürodrehstühle, Tische, Bänke, Zurichtetische o.ä. waren zwar an sich werthaltig, aber die Erlöse aus Sicht der Gläubiger dürften mickrig gewesen sein.