Linksabbieger - Radfahrer von hinten

  • Nun gut ... ein gewisses Verständnis für die Situation habe ich schon. Auch ich war mal in einen Beinahe-Ufall verwickelt. Einen Radfahrer, der mit einem Affenzahn auf der falschen Seite unterwegs war, hatte ich erst sehr spät entdeckt.


    Als ich den Führerschein machte, existierte dieses Thema (noch) nicht. Ob die Radfahrer damals regelgerechter gefahren sind?


    In der Fahrschule wurde ich jedenfalls "gepolt" - gewisse Verhaltens- und Denkweisen sind einfach "drin". Es hat im übrigen Jahre geraucht, bis ich mich an die Nutzung des rechten Seitenspiegels gewöhnt hatte. Auch heute bin ich mir noch nicht sicher, ob ich ihn in allen Fällen nutze, in denen der Blick in diesen Spiegel heute gelehrt wird.


    Von diesen "alten Knöppen", die ihre Fahrerlaubnis Anfang/Mitte der 1980er Jahre erworben haben, dürften noch etliche unterwegs sein. Fahre ich rad, kalkuliere ich manches Fehlverhalten von Autofahrern jedenfalls ein - insbesondere wenn ich als Radfahrer in die hier geschilderte Situation komme.


    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sowohl Radfahrer als auch Fußgänger heute sehr viel selbstbewusster und auch sorgloser mit ihren Rechten umgehen als damals. Krankenhausaufenthalte können dann jeweils genutzt werden, um die Kenntnis des Rechts zu verfeinern. :rolleyes:


    Das mal ganz unabhängig von der (in meinen Augen) ziemlich eindeutigen Rechtslage.

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sowohl Radfahrer als auch Fußgänger heute sehr viel selbstbewusster und auch sorgloser mit ihren Rechten umgehen als damals.


    Ist ja auch gut so, dass Autofahrer nicht mehr als alleinige Verkehrsteilnehmer zählen und alles um sie herum ausblenden können was keine vier Räder hat. Das im Zweifel der Fugänger/Radfahrer der Leidtragende bei einem Unfall ist ist Richtig. Würden die aber immer und überall auf ihre Rechte verzichten ändert sich nie etwas.
    Entmischter Verkehr ist einfach scheiße, alle gehören auf die Fahrbahn, dann sind sie auch im Blickfeld der Fahrer mit pre 80er Jahre Führerschein. Dann kann es aber passieren, dass Autofahrer nicht mehr mit 65 durch die Orte fahren können wie sie es aktuell fast überall tun.

  • Zitat

    Original geschrieben von Jannis71
    Ist ja auch gut so, dass Autofahrer nicht mehr als alleinige Verkehrsteilnehmer zählen und alles um sie herum ausblenden können was keine vier Räder hat. ...


    Es gibt auch jede Menge Radfahrer, die alles um sich herum ausblenden. Und auch noch frech werden, wenn man mit Vollbremsung den Unfall verhindert hat. Obwohl die Gefahrensituation durch die illegale und idiotische Fahrweise des Radfahrers entstanden ist.

  • Gibt es, klar. Ich bin jemand der sich eigentlich immer Regelkonform verhält, aber als Radfahrer tue ich das nicht mehr. Die Beschilderung ist zumindest bei mir im Umkreis von 100km dermaßen mies und falsch, dass ich die nicht mehr beachte sondern einfach mit Verstand fahre. Wenn ich denn mal auf der falschen Seite fahre (kommt ab und zu mal vor wenn die offizielle Verkehrsführung absoluter Blödsinn und durch mehrfache Seitenwechsel gefährlich ist), dann tue ich das sehr defensiv und nur für wenige hundert Meter.
    Andererseits gibts hier immernoch, auch innerorts, genügend kombinierte Rad- und Fußwege auf nur einer Straßenseite, die dann aber von beiden Seiten aus benutzungspflichtig sind. Die nutze ich für gewöhnlich nicht sondern fahre auf der Straße. Darf ich zwar nicht, ist dort aber wesentlich sicherer.

  • Zitat

    Original geschrieben von Jannis71
    genügend kombinierte Rad- und Fußwege auf nur einer Straßenseite, die dann aber von beiden Seiten aus benutzungspflichtig sind. Die nutze ich für gewöhnlich nicht sondern fahre auf der Straße. Darf ich zwar nicht, ist dort aber wesentlich sicherer.


    Genau die Straße ist sicher wie der Radweg. Das denken die Presswürste in Rennsuite auf 2 Rädern auch immer. :D
    Es wird halt einfach zuwenig kontrolliert und die Strafen sind zu niedrig.

  • Zitat

    Original geschrieben von murmelchen
    Genau die Straße ist sicher wie der Radweg. Das denken die Presswürste in Rennsuite auf 2 Rädern auch immer.


    Mein Freund, das ist Gesetz, Radfahrer gehören immer auf die Straße weil es dort eben sicherer ist. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Verkehrsbehörden sie auf Radwege lenken, nämlich nur an besonderen Gefahrenstellen. Das die Verkehrsbehörden sich nicht an die Regeln halten steht auf einem anderen Blatt, aber diese Gesetze gelten bereits seit 15 Jahren.

  • Zitat

    Original geschrieben von Jannis71
    eigentlich immer Regelkonform verhält, aber als Radfahrer tue ich das nicht mehr


    Genau das ist das Problem mit Radfahrern - sie sind der Meinung sie könnten sich aussuchen welche Regeln sie befolgen und welche nicht. (Meistens übrigens nach dem Muster, diejenigen zu befolgen die zu ihrem Vorteil sind und die anderen zu ignorieren). Immer mit der überheblichen Begründung sie wüssten schon selbst was am Besten (gerne wird das auch "am sichersten" genannt, weil man ja gegen Sicherheit nichts sagen darf) für sie ist.
    Die Einsicht, dass sie das eben nicht wissen und das die Berechenbarkeit aller Verkehrsteilnehmer den grössten Sicherheitsfaktor schlechthin darstellt, fehlt leider.

    „Im Übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht“
    (Kurt Tucholsky)

  • Zitat

    Original geschrieben von TM1
    Genau das ist das Problem mit Radfahrern - sie sind der Meinung sie könnten sich aussuchen welche Regeln sie befolgen und welche nicht.

    Grundsätzlich hast du Recht - allerdings ist (bis auf Aufnahmen in sehr wenigen Städten) der Radverkehr in Deutschland in den letzten Jahrzenten dermaßen vernachlässigt worden, dass man zum Teil gar nicht regelkonform fahren kann, ohne die eine oder andere Regel zu brechen - oder das Rad die komplette Strecke zu schieben. Und das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein. Ich sehe es so: die Befolgung der Regeln kann gerne stärker unter die Lupe genommen und konsequent(er) sakntioniert werden - aber dann muss man bitte vorher angemessene Rahmenbedingungen für die Radfahrer schaffen.


    Und eins noch nebenbei: Annähernd jeder Radfahrer ist auch Fußgänger und Autofahrer, wir sitzen also alle in einem Boot.

  • Eben. Würden solche baulichen Verhältnisse und Beschilderungen wie sie auf Radwegen existieren auf den Straßen herrschen, dann würde sich auch kein Autofahrer an die Regeln halten können bzw. dann würde dort natürlich sofort Abhilfe geschaffen.
    Wie gesagt, ich halte mich an die Spielregeln, aber nicht wenn ich dies nachweislich nicht kann bzw. s nachweislich keinerlei Sicherheitsvorteil bringt sondern nur den Nachteil an Abbiegungen nicht gesehen zu werden etc. Dann ist mir mein Leben wichtiger als ein Schild.

  • Das Hauptproblem sind nicht irgendwelche vorhandenen oder nicht vorhandenen "Radwege".
    Das Problem ist das grundlegend fehlende Verständnis und eine gewisse Geisteshaltung des "Anti"- bzw. des "Euch gibt es gar nicht" von beiden Seiten. Und noch viel häufiger das Beharren auf dem eigenen Recht. Erst das führt zu wirklich gefährlichen und absolut vermeidbaren Situationen, jenseits jeglicher baulicher Gegebenheiten.
    Da ich beides bin, Autofahrer und Rennradfahrer, glaube ich, das einigermaßen beurteilen zu können.
    Es gibt Rennradfahrer, die aus sportlichen Gründen alles dem "Schnitt" opfern und alles und jeden, der diesen Schnitt gefährden könnte, als Übeltäter deklarieren.
    Mit anderen Worten: sie beharren auf Ihrem sog. bzw. vermeintlichen Recht.
    Genauso gibt es aber auch Autofahrer, die Radfahrer grundsätzlich als Hindernisse empfinden, die auf Strassen nichts, aber auch rein gar nichts zu suchen haben und sie daher schneiden usw. wo es nur geht.
    Dann wiederum gibt es sehr, sehr viele Autofahrer, die besonders schnellere Radfahrer überhaupt nicht einschätzen können. Sie sehen ein Fahrrad und verknüpfen damit vielleicht 10 km/h. Dass gerade Rennräder durchaus aber auch mal 30, 40 und sogar deutlich schneller sein können, ist ihnen überhaupt nicht bewusst. Hinzu kommt die typische Komponente der schmalen Silhouette, was auch Motorradfahrer nur allzu gut kennen.
    95% aller negativen Erlebnisse liessen sich durch mehr Geduld, Rücksicht und Verständnis problemlos von beiden Seiten von vorne herein vermeiden bzw. die potentiell von ihnen ausgehende Gefahr verringern.
    Aber da draussen sind von allen Seiten so viele Sturköppe unterwegs, dass man gerade als Radfahrer nichts anderes tun kann, als jederzeit mit einem solchen Verhalten von Autofahrern zu rechnen.


    Ein paar Beispiele:


    - meine Erfahrung ist, je näher ich am Seitenbegrenzungsstreifen fahre, desto enger fahren Autos an mir vorbei. Je näher ich am Seitenbegrenzungsstreifen fahre, desto weniger Raum bleibt mir, auszuweichen. Und in sehr, sehr vielen Fällen führt ein Ausweichen nach rechts jenseits des Streifens unweigerlich zum Sturz, was wiederum auch nicht ganz ungefährlich ist. Daher fahre ich grundsätzlich ca. 50cm links des Seitenbegrenzungsstreifens. Meine Erfahrung zeigt mir, dass mich Autofahrer dann ganz anders wahrnehmen und von vorneherein ein Ausweichen auf die Gegenspur einplanen und entsprechend langsamer fahren, warten und bei Gelegenheit ausscheren. Andernfalls brettern sie auf der rechten Spur mit meist weniger als 1m an mir vorbei, wobei ich dann vielleicht 20-35 fahre und sie gerne auch mal die erlaubten 70, 80 oder 100. In weniger als 1m Entfernung macht das nicht wirklich Spaß. Aber das ist Autofahrern nicht bewusst oder tw. sogar egal.


    - gerade bei Rechts vor Links, also Auto von Rechts, ich habe Vorfahrt, sehen einen Autofahrer wegen der A-Säule manchmal nicht oder sehr spät und/oder sie schätzen meine Geschwindigkeit völlig falsch ein. Das gleicht gilt bei von links einscherenden Autos, die mir sowieso Vorfahrt achten müssen. Hier halte ich früh und lange direkten Blickkontakt mit den Augen des Autofahrers, um zu sehen, ob er mich wahrnimmt und wie er sich verhält.


    - Strasse gabelt sich, als Radfahrer fahre ich gerade aus, Auto will hinter mir rechts abbiegen. Hier sind Autofahrer oft immer noch deutlich schneller unterwegs und es ist besonders schwer, hier nicht zwischen die Fronten der weiter fahrenden Autos und der abbiegenden Autos zu geraten


    - je leerer die Landstrasse, desto enger wird überholt.


    - Herdentrieb: überholt der erste eng, machen es die meisten hinter ihm ihm nach


    - das allergefährlichste ist Gegenverkehr auf der Landstrasse und überholen. Das können einige Autofahrer nicht einschätzen. Wenn dann der Gegenverkehr auch noch überholt, wird es ganz schnell ganz eng. Autofahrer können und/oder wollen oft nicht einmal für wenige Sekunden ihr Tempo drosseln und erst dann überholen, wenn die Situation weniger gefährlich ist. Nein, es "muss" oft noch auf den letzten Drücker und dann natürlich entsprechend schneller und enger der Radfahrer überholt werden.


    Wie gesagt, etwas mehr gegenseitiges Verständnis täte allen gut. Wir müssen uns die Strassen nun mal teilen und ich bin fest davon überzeugt, dass dies mit den genannten Voraussetzungen auch weitestgehend reibungslos vonstatten gehen kann.
    Wenn man nur will und ein paar Dinge versteht. Von beiden Seiten.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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