Elektrosmog - wo sind die gesellschaftlichen Grenzwerte ?

  • Zum Thema Elektrosmog möchte ich hier gerne mal eine Aussprache eröffnen - das soll kein ent- oder weder sondern eine Diskussionsplattform sein.


    Was mir dazu einfällt ...


    Die aktuellen "Grenzwerte" beziehen sich allein auf thermische Effekte. Das ist Fakt.


    Wer soll über aktzeptable Grenzwerte entscheiden ? Die "Mehrheit" ? Wissenschaftler ? Lobbyverbände ?


    Soll ein Mast im Wohngebiet gebaut werden dürfen, weil das der Mobilfunkanbieter will oder soll es das Recht geben, einen
    Mast ausserhalb der Wohnbebauung vorzuschreiben, auch wenn das für den Anbieter Einschränkungen bedeutet ?


    Wie ist die Diskussion "je näher der Mast am Endgerät ist, um so niedriger ist die Exposition" zu führen ? Ein Mobilfunkgegener
    kann ja mit Recht behaupten, was interessiert mich, wenn die Handynutzer durch einen entfernten Masten mit einer höheren Sendeleistung
    ihres Geräts leben müssen - ich dafür aber insgesamt weniger exponiert bin ?


    In einem aktuellen Teltarifartikel über temporäre Mobilfunkabschaltung auf Sylt heisst es:
    "Ein Ersatz­standort sei keine Option gewesen, erläu­terte George McKinney von der Deut­schen Telekom. Dafür habe kein Platz zur Verfü­gung gestanden. Dass die Antennen abge­schaltet werden, wenn in der Nähe gear­beitet wird, sei im Bundes­immis­sions­schutz­gesetz fest­geschrieben. „Das ist sicher­lich gesünder für die Mitar­beiter.“"


    Diese Aussage impliziert, dass es eine Gefahr gibt. Ich kann auch dem Telekom Sprecher Dr. Jodl nicht so einfach folgen wenn er meint, das Unternehmen halte sich an die gesetzlichen Bestimmungen und damit sei alles gut. Jeder weiß, dass die Telekom mit entsprechenden Lobbyverbänden daran arbeitet, das die Grenzwerte möglichst hoch angesetzt werden, weil
    darauf Ihr Geschäftsmodell aufbaut. Wer will allen ernstes behaupten, dass die Überschreitung des Grenzwertes um 1 % eine Gefahr bedeutet, die Einhaltung des erlaubten Maximum aber keine
    Gefahr birgt.


    Was meint ihr dazu ?

  • Diese Aussage impliziert, dass es eine Gefahr gibt.


    Hast du schon mal ein rohes Ei in die Mikrowelle gelegt und eingeschaltet? Dann kannst du dir in etwa vorstellen was mit deinem Kopf passiert wenn er aus ein paar Zentimetern Entfernung mit mehreren hundert Watt elektromagnetischer Strahlung bestrahlt wird. Eine Mikrowelle ist nämlich nichts anderes als ein leistungsstarker Hochfrequenzgenerator welcher innerhalb einer Abschirmung (Metallgehäuse) betrieben wird.


    Du hast die thermischen Effekte ja bereits angesprochen: Wenn das Körpergewebe einem starken elektromagnetischen Feld ausgesetzt wird erwärmt es sich. Bei sehr starker Strahlung kommt es dabei - wie z.B. beim Berühren einer heißen Herdplatte - zu Verbrennungen. Auch nicht gut ist wenn sich z.B. das Blut derart erhitzt daß sich Luftblasen bilden - aber bevor das erreicht wird ist man sowieso schon tot, denn bei 42°C beginnen die Eiweißmoleküle fest zu werden (siehe Eierkocher).


    Um das zu verhindern gibt es gesetzliche Grenzwerte, basierend eben auf diese thermischen Effekte, was dazu führt daß rund um Sendeanlagen Sicherheitsabstände eingehalten werden müssen. Ist es nicht möglich diese Sicherheitsabstände einzuhalten, z.B. während Arbeiten direkt an der Antennenanlage, dann muß der Sender eben abgeschaltet werden. Ist halt so.


    Mit zunehmender Entfernung zum Sender lassen diese thermischen Wirkungen aber sehr schnell nach, da die Feldstärke im Quadrat zur Entfernung abnimmt.


    Darüber hinaus gibt es immer wieder mal Spekulationen über sogenannte nichtthermische Wirkungen. Im Netz findet man dazu die tollsten Theorien: Mobilfunkstrahlen beeinflussen Gehirnströme, verändern das Zellwachstum, zerstören die DNA, machen Rinder verrückt, etc... Obwohl diese Thematik seit Jahrzehnten weltweit erforscht wird konnten derartige Wirkungen bisher noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Aus diesem Grund kann man wohl davon ausgehen daß Mobilfunkstrahlen nicht gesundheitsschädlich sind - nach derzeitigem Stand der Wissenschaft. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird oder die Wissenschaft vielleicht doch noch zu einem anderen Schluß kommt? Wer weiß das schon.

  • Ich spreche darüber immer mal wieder mit den unterschiedlichsten Leuten. Finde es immer wieder interessant, dass immer nur die Mobilfunkstrahlung so gefährlich ist. Ja klar, bei 1 oder 2W, die von einem Mast ausgehen *lol*
    Kein Mensch hat sich jemals über die Standorte von DVB-T2 oder DAB+ beschwert, die mit 10-100MW senden. Oder die zig Satelliten, die sich im All befinden und runterstrahlen. Aber sich dann auch stundenlang der UV-Strahlung aussetzen.


    Vor über 10 Jahren war ich mal auf so einer Bürgerversammlung. Da hieß es, vor kurzem wurde ein neuer Mast im Dorf errichtet und die Leute berichteten, dass sie seitdem viel schlechter schlafen und tagsüber Konzentrationsstörungen hätten.
    Nachdem alle zu Wort kamen hat der Moderator mitgeteilt, dass der Mast zwar aufgebaut, aber noch gar nicht erschlossen wurde (Strom+Mobilfunknetz). Danach war erstmal Stille :D


    Anderes Beispiel: sagt einer, ja von WLAN geht nicht so viel Strahlung aus (grundsätzlich richtig, da nur ca. 100mW) und ich hab ja nur einen AP im Haus. Dann mal NetSpot angeworfen und ihm die 40 WLANs in seiner Umgebung gezeigt -> da war er erstmal platt. Konnte wahrscheinlich die Nacht auch nicht schlafen :)


    Was ich sagen will: die Leute sehen nur Gefahr von Dingen, die sie optisch auch tatsächlich sehen (wie hier: Mobilfunkmast).


    Unser Land hat doch die geringste Strahlenbelastung, da wir das schlechteste Netz der Welt haben *ironieoff*


    Außerdem ist es so, dass die Leute heutzutage insgesamt weniger telefonieren (da Messaging-Junkies), dazu dann auch nicht immer direkt am Kopf, da Headset oder Freisprechen verwendet wird.


    Also macht bitte nicht so ein Drama um dieses Thema. Es gibt echt Schlimmeres (Stickoxid, Feinstaub, Mikroplastik, Atommüll, Glyphosat... und nein, ich bin kein Grüner).

  • Wie ist die Diskussion "je näher der Mast am Endgerät ist, um so niedriger ist die Exposition" zu führen ? Ein Mobilfunkgegener
    kann ja mit Recht behaupten, was interessiert mich, wenn die Handynutzer durch einen entfernten Masten mit einer höheren Sendeleistung
    ihres Geräts leben müssen - ich dafür aber insgesamt weniger exponiert bin ?

    Wenn genügend Handynutzer in der Nähe sind ist die Belastung auch für die Person mit der Angststörung höher.

  • Wie sind denn die aktuellen "Grenzwerte"? Wie sind die definiert?


    Ich lese immer etwas von "3-6W/m2" bei einem addierten Frequenzbereich von 120MHZ-3GHZ", dann von 10uW/cm2, Schweizer Grenzwerten etc.
    Dann wird auch noch in V/m gemessen.


    So richtig verlässliche Einheiten und deren Erklärung habe ich trotz langem Suchen noch nicht wirklich gefunden!


    Gruss Wolfgang

  • Ist so ähnlich wie mit der Radioaktivität, Gamma Strahlung ist ja auch eine elektromagnetische Strahlung
    Viele Einheiten die unterschiedliches Aussagen und nicht unmittelbar miteinander verglichen werden können.
    Man weiß nur ab welcher Dosis man auf jeden Fall erkrankt.
    Da man nicht weiß was darunter passiert wird nach dem Grundsatz so wenig wie möglich, so viel wie nötig agiert.
    Die Telekom scheint so zu arbeiten, ich lese hier im Forum häufiger davon dass wenn mehrere Anbieter vom selben Mast funken das Telekomsignal am schwächsten ist.
    Und Grenzwerte sind meistens auch nur gewürfelt bzw. werden entsprechend der Situation angepasst, wie nach Tschernobyl.

  • Das Argument "andere Umwelteinflüsse wie Strassenverkehr / allgemeine Lebensrisiken" ist natürlich berechtigt. Hab diese Überlegung auch schon gehabt aber keine richtige Antwort gefunden.


    Zum konkreten Fall ... dürfte man heute noch ein Siemens Porty P1 (5 Watt Mobilgerät mit abgesetzter Antenne) betreiben - und wenn ja gäbe es einen Mindestabstand zum Kopf ? (ja, ich weiß dass heute keine GSM Zellen mehr 5 Watt Geräte erlauben aber darum geht es ja nicht).
    Eigentlich ja - an der Zulassung hat sich doch wahrscheinlich nichts geändert - oder ? Wenn bis heute nur thermische Effekte betrachtet werden, dann dürfte man das doch auch heute ohne Einschränkungen benutzen ?


    Generell sehe ich die Tendenz, dass man sich immer weiter auf das Eis begibt um zu schauen, ab wann am Versuchsobjekt Mensch
    in der Praxis und nicht im Labor "Schäden" nachzuweisen sind. Wir haben bald 4 Mobilfunkstandarts auf unterschiedlichsten Frequenzbereichen
    am Start - wenn es nach den Unternehmen geht könnten es auch ein "Strahlenbombardement" geben - es gibt ja keine Regulierung, wie der weitere Zuwachs an Frequenzverteilung in den kommenden Jahren weitergeht.


    Das nächste große Ding ist die Vereinnahmung der noch verbliebenen Rundfunk und Fernsehfrequenzen - 5G Broadcast - um das Geschäft
    auf die großen Telkos zu switchen.

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