Unionsparteien möchten Studiengebühren einführen und Bafög abschaffen

  • Zitat

    Original geschrieben von Marko
    warum sollen also ALLE Bürger, auch die, die kein Abitur haben und daher niemals die Uni besuchen werden, das Studium und das später höhere Gehalt der Studenten finanzieren... ;)


    gegenfrage: findest du es okay, das im falle eines krankenaufenthaltes der großteil der kosten von der allgemeinheit getragen werden, obwohl die meisten leute nichts mit dir zu tun haben? sollten dann nicht jeder selber die kosten dafür tragen, denn die meisten können sich das ja leisten? :rolleyes:

  • Hi,
    seid doch mal realistisch:


    Studiengebühren werden erhoben. Die Uni sieht keinen Cent mehr, da


    1. weniger studieren werden (Kostenfaktor, siehe später)


    2. die Mittel ähnlich denen der Langzeitstudenten im normalen Etat versacken.


    3. ODER:die Landesbeiträge im gleichen Umfang zurückgefahen werden, nach dem Motto: Ihr bekommt ja jetzt die Gebühren der Studenten.


    So, und jetzt reden wir mal von 500,-- € pro Semester. Zzgl. des Sozialbeitrages von ca. 100-150,-- €/Semester liegen wir also bei guten 1.200€ pro Jahr. Bedeutet, dass der Studi zwei Tage mehr pro Monat arbeiten muß, falls dies überhaupt noch möglich ist.


    Glaubt ihr, dass dadurch jemand schneller studieren kann?


    Eine Privat-Uni als Vorbild zu nehmen, ist etwas illusorisch. Wie erklärt ihr das jemanden, der wieder keinen Schein machen kann, da das Seminar überfüllt ist...


    greetz
    cm

  • Hallo,


    genau deshalb ist ja die Reihenfolge wichtig: erst die Qualität (mit öffentlichen Mitteln) deutlich verbessern und dann die Studiengebühren (nachgelagert!, mit Rückzahlung nach Einkommen) einführen. Das würde ein Modell sein, welches die Qualität deutlich verbessert und sozialverträglich ist.
    Aber die Erfahrungen z.B. hier in NRW mit den Langzeitstudiengebühren zeigen leider etwas anderes: es werden lediglich die Haushaltslöcher des Landes damit gefüllt, die Qualität der Hochschulen wird eher noch schlechter, weil die Universitäten mit der Verwaltung der Studienkonten zusätzlich belastet werden.
    Solange Studiengebühren nur dafür verwendet werden sollen, den überbordenden Bürokraten- und Subventionsstaat zu finanzieren, bin ich ganz klar dagegen!
    Wenn sie sozialverträglich wären und der Verbesserung der Qualität dienen würden, wäre ich dafür, das ist aber leider derzeit nicht die Hauptdebatte.


    Herzliche Grüsse


    Rainer

  • Man darf nicht den Fehler machen zu glauben, ein Student der Bafög erhält lebt im finanziellen Wunderland.


    Der Höchstsatz liegt bei ca. 580€ im Monat, den bekommt ein Studi aber nur wenn die Eltern sehr wenig verdienen und daher nicht in der Lage sind, ihr Kind zu unterstützen.


    Schnell muss man hier auch Kürzungen hinnehmen, egal wie die tatsächlichen Verhältnisse sind (bzw. die Eltern müssen nur auf dem Papier theoretisch in der Lage sein noch Unterstützung leisten zu können.)


    Ich habe genug Komillitonen, welche ca. 400€ im Monat bekommen, von den Eltern kommt nichts dazu. Davon kann kein Mensch leben, also muss neben dem Studium gejobbt werden und zwar nicht nur 2 Std. am Wochenende sondern schon erheblich mehr, damit es für das Nötigste reicht.


    (Im Vergleich hat ein Student der keine elterliche Unterstützung erhält also weniger Geld zur Verfügung als jemand der ALG 2 bezieht, dort werden neben den 345€ Monat ja wenigstens noch die Mietkosten etc. mitübernommen.)


    Gerade diese Gruppe hat zur Zeit richtig Panik, für viele würde eine Studiengebühr von 500€ / Semester bedeuten, dass ein Studium für sie nicht mehr tragbar ist.


    Und was auch bei der "Wieso sollte ich Dich finanzieren"-Stammtischmentalität ja gerne wegfällt: Bafög muss in Teilen zurückgezahlt werden, es ist also keine unentgeltliche Leistung.


    Wie durch die Einführung von Studiengebühren die Qualität und die Zeit verbessert werden sollen ist unter den tatsächlichen Umständen daher nicht nachzuvollziehen.
    Müssen die Studis mehr zahlen, heißt es sie müssen noch mehr neben dem Studium jobben. Da bleibt weniger Zeit für Nachbereitung oder man kann überhaupt gar nicht erst an der Vorlesung teilnehmen ergo dauert das durchschnittliche Studium eher länger als das man schneller fertig wird.


    CH

  • Genau das soll ja aber nicht der Fall sein, denn die Erhebung von allgemeinen Studiengebühren soll und muß einhergehen mit sozialverträglichen Finanzierungsmodellen, die es jedem erlauben zu studieren (in finanzieller Hinsicht). Diese Finanzierungsmodelle müssten und würden über die jetzige BaföG-Regelung hinausgehen, ansonsten würde wohl der von dir beschriebene Effekt eintreten.


    Das Bundesverfassungsgericht hat im übrigen nur die formelle Verfassungswidrigkeit des Verbots festgestellt, d.h. daß das Gesetz nicht nach den verfassungsrechtlichen Grundsätzen zustande gekommen ist. Materiell, also inhaltlich, hat das BundesVerfG das Gesetz ja weder geprüft noch bewertet. :)

  • Ohne das das jetzt zu populistisch klingen soll:


    Der Politiker der zu den angesprochenen Finanzierungsmodellen einen anständigen Vorschlag macht, muss erst noch geboren werden.


    So schön die Vorträge da klingen, es bleibt doch zu befürchten, dass dort einfach erstmal Geld eingesackt wird um andere Löcher zu stopfen anstatt die Hochschulen auf Vordermann zu bringen.


    CH

  • Da würde ich wetten daß dann ruckzuck dem Bundesverfassungsgericht wieder ein entsprechender Antrag vorliegt :)


    Wie gesagt: je nach Ausformulierung eines Gesetzes über allgemeine Studiengebühren und je nach Voraussetzung ist man da ja schnell wieder in einem Bereich, der eine Prüfung in Karlsruhe rechtfertigen würde.

  • Also ich bin prinzipiell für Studiengebüren (und ich bin grade im 1. Semester).


    Das Problem ist aber, dass das Geld bestimmt nicht für die Fakultäten verwendet wird und die Studenten nicht die Macht bekommen schlechte Doktoren rauszuschmeißen (wie man es ja mit jedem in der Arbeitswelt macht, wenn er schlecht arbeitet).

    my phone: iPhone SE
    "Wenn ich übers Wasser laufe, dann sagen meine Kritiker, nicht mal schwimmen kann er."

  • Ich studiere auch und kann von meinen Eltern im Moment keine Unterstüzung erwarten (natürlich nur was das Geld angeht ;) )! Das heißt ich müsste neben her noch mehr arbeiten als ich ohnehin schon muss um Wohnung, Essen, Bücher, usw zu bezahlen. Ich bin dann mehr am jobben als in der Uni und vernachlässige so (ungewollt) mein Studium :(
    Jaja, die Union ... ich habs ja schon immer gesagt, aber auf mich hört ja keiner ...

  • Dass die Gebüren in den unionsgeführten Ländern jetzt kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Was am Anfang passieren wird, denk ich, dass es einen grossen Run auf Länder gibt, in denen keine Gebühren erhoben werden.


    Daraus folgt, dass Unis, die nicht durch Studiengebühren finanziert werden auch noch eine grössere Studentenlast zu tragen haben (mal vorausgesetzt die Gebühren kommen den Unis zugute :rolleyes: ).


    Nicht durch Studiengebühren finanzierte Unis werden den Ruf bekommen überfüllt, schlecht ausgestattet und qualitätsmässig allgemein auf unterem Niveau zu rangieren wohingegen die anderen den Ruf von Nobelunis bekommen werden.


    Im Endeffekt wird unsere Studienlandschaft einfach bisschen neoliberalistischer - ach wie schön! :flop:

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