Alkohol als gesellschaftliches Problem, wie steht ihr zu dieser brisanten Thematik ?

  • Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogengefahren


    Zitat

    Original geschrieben von DeusExMachina
    Andererseits dürfte so ziemlich jeder Jugendliche dieses Landes sich mindestens einmal richtig die Kante gegeben haben (und mir tun die leid, die eine so klinisch saubere Kindheit hatten, dass sie das nie erfahren durften) - und wenn ihm dieser Rausch gefallen hat, dann wird er es wieder tun. Werbung hat dann höchstens nur noch damit zu tun, mit welchem Alkohol, nicht ob überhaupt!

    Da muss ich doch mal kurz widersprechen: Ich kenne genug Leute, die diese 'tolle' Erfahrung nicht machen 'durften', ganz einfach, weil sie es nicht wollten.
    Besoffene Leute können mehr als abstoßend sein, und die Erfahrung eines Filmrisses und der Kater danach sind auch nicht für jeden erstrebenswert! :rolleyes:
    Und diese Leute brauchen Dir keineswegs Leid zu tun, denn sie haben nicht das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben! ;) Jeder probiert halt andere Dinge aus...



    Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Die Frage ist nur, ob weitere staatliche Reglementierungen in einem Verhältnis zur Gefahr oder zum direkten Nutzen stehen, oder ob es auch andere Steuerungsmöglichkeiten gibt.


    Andere Länder setzen z.B. sehr viel stärker auf Prävention durch nüchterne (= nicht emotionalisierte und moralisierende) Aufklärung und haben damit recht gute Erfahrungen. Das wäre auch eine mögliche der zu diskutierenden Alternativen, ...


    Die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung "Kinder stark machen" erscheint mir z.B. ein brauchbarer Ansatz: Vielleicht sollte man tatsächlich nicht die Drogen bzw. die Werbung dafür verteufeln, sondern eher mit 'Gegen-Werbung'* für starke Kinder/Menschen, die gut mit den Gefahren des Drogenge- und -missbrauchs klarkommen, aufwarten:
    *[small]('Aufklärung' klingt irgendwie so altbacken und nach erhobenem Zeigefinger...)[/small]


    Beispielsweise Prävention per Postkarte:



    "Eine Ente soll vor Sucht und Drogen schützen? - Nein, da braucht es schon etwas mehr, um Kinder in ein Leben ohne Sucht und Drogen zu begleiten. Entspannung zu finden und einmal Abstand vom gewohnten Alltag zu gewinnen, gehört dazu. Mit einem ausgedehnten Schaumbad zum Beispiel oder mit einem langen Spaziergang im Park. Denn wir alle brauchen Ruhepausen, um uns wohl zu fühlen und den Alltagsstress zu verarbeiten. Kinder, die gelernt haben sich zu entspannen und auf ihre Bedürfnisse zu achten, entwickeln ein ausgeglichenes Verhältnis zu ihrem Körper. Sie brauchen keinen Alkohol, keine Schlaftabletten oder Drogen, um abschalten zu können."



    "Kann ein Spiegelei vor Sucht und Drogen schützen? - Nein, so einfach ist es leider nicht, Kinder vor Suchtgefahren zu bewahren. Aber ein selbst gebratenes Spiegelei ist vielleicht der erste Schritt in die Unabhängigkeit und in ein selbst bestimmtes, suchtfreies Leben. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, Eigenverantwortung zu entwickeln und sich auch mal an etwas herantrauen, was sie bisher noch nicht können. Neue Kenntnisse und Fähigkeiten entwickeln, macht stolz und hilft Kindern, selbstständig zu werden. Selbstbewusste Kinder brauchen keinen Alkohol, keine Drogen oder Zigaretten, um sich frei zu fühlen."


    mehr Plakate dieser Kampagne
    weitere Infomaterialien der BZgA



    Jetzt kann man natürlich sagen: Das weiß doch jeder, dass starke Kinder besser mit Gefahren klarkommen und dann auch zu selbstbewussten Erwachsenen werden, die mit Problemen besser umgehen können.
    Trotzdem finde ich es nicht schlecht, immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass nicht der Stoff an sich, sondern der (nicht angemessene) Umgang des Menschen damit das größere Risiko ist. (Dafür muss ich aber nicht alles selber ausprobiert haben.)



    Zur Alkoholwerbung: Ich hätte nichts dagegen, wenn sie verschwindet, da ich sie (bis auf einen gewissen Unterhaltungswert) für überflüssig halte. Aber sie ist - wie hier schon mehrfach betont wurde - nicht die Wurzel des Übels.


    Das ganze Leben ist bekanntermaßen ein Risiko.
    Aber wir machen es uns gerne leicht, indem wir sagen "'die anderen' sind Schuld". - Sich einzugestehen, dass man selber für das eigene Handeln verantwortlich ist, scheint für manche zu schwer zu sein?

  • Re: Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogengefahren


    Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Aber wir machen es uns gerne leicht, indem wir sagen "'die anderen' sind Schuld". - Sich einzugestehen, dass man selber für das eigene Handeln verantwortlich ist, scheint für manche zu schwer zu sein?


    Ich glaube diese Menschen haben nicht das Beduerfnis danach es sich selbst einzugestehen. Wieso auch? Es lebt sich doch ganz gut und wenn sie sterben, sind sie halt tot.



    Ist ein Bekannter Spruch von Rauchern: "Dann sterb ich halt 9 Jahre früher. Macht mir nix. Wollte eh nicht so alt werden. blablabla". Aber das "wie sie sterben" wird nicht bedacht oder wem sie damit schaden koennten.



    Aus persoenlicher Erfahrung kann ich sagen, dass Suchtpraevention wenig bringt. Ich hab es zigmal in der Schule gehoert, zig Projekttage dazu gesehen, hundert Filme angeschaut und dennoch hab ich als 14-jaehriger jedes Wochenende getrunken. Nicht zuviel, aber das lag wohl eher daran, dass ich nicht genug Geld hatte. Damals gabs noch die Vorgaenger von den beliebten Alkopops, die wir Flaschenweise getrunken haben.
    Irgendwann hab ich zwar aufgehoert, aber nicht, weil mich die Bilder erschreckt oder die Aufklaerung "erwischt" hat, sondern weil ich gemerkt habe, dass ichs nicht brauche und auch so Spaß haben kann. Aber wie gesagt, hat sich das in meinem Kopf abgespielt.


    Was ich damit sagen will?


    Der Staat kann aufklaeren soviel er will. Wenn die Eltern nicht mitmachen, ist es rausgeworfenes Geld. Und da muss der Staat eventuell ansetzen. Ich plaediere ja schon lange fuer Elternkurse (subventioniert), damit die Eltern das erziehen lernen koennen. Ich denke, dass dies frueher nicht so notwendig war, da da meist noch die Großmutter im Haus war und die Kinder unterstuetzt hat. Jetzt sind viele Muetter und Vaeter auf sich alleingestellt.
    Vielleicht schaetz ich das aber auch falsch ein :)

    Die Erinnerung an vergangene schöne Tage und die Hoffnung auf eine noch schönere Zukunft, das sind die zwei Faktoren, die wir zum Leben brauchen. (Karl Popp, 1944)

  • Re: Re: Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogen


    Zitat

    Original geschrieben von IncCy
    Der Staat kann aufklaeren soviel er will. Wenn die Eltern nicht mitmachen, ist es rausgeworfenes Geld. Und da muss der Staat eventuell ansetzen. Ich plaediere ja schon lange fuer Elternkurse (subventioniert), damit die Eltern das erziehen lernen koennen. Ich denke, dass dies frueher nicht so notwendig war, da da meist noch die Großmutter im Haus war und die Kinder unterstuetzt hat. Jetzt sind viele Muetter und Vaeter auf sich alleingestellt.
    Vielleicht schaetz ich das aber auch falsch ein :)

    Nee, der Ansatz ist schon nicht verkehrt. - Die von mir oben als positives Beispiel verlinkte 'Werbung'/Aufklärung richtet sich ja auch vorrangig an Eltern und Erziehungsberechtigte.


    Ein Problem, was hier noch nicht angesprochen wurde, ist nämlich auch, dass sich die meisten Leute erst viel zu spät extere Hilfe holen.
    Das ist auch so ein blöder Irrglaube: "Wenn ich jemanden um Hilfe bitte, bin ich schwach." - Das Gegenteil ist der Fall: Wer sich eingesteht, dass er alleine nicht mehr weiterkommt, und sich um professionelle Hilfe bemüht, der macht alles richtig!


    Das gilt sowohl für die Süchtigen selber (wobei Alkoholsucht da wirklich ein besonders schwieriges Kapitel ist. - "Nein, ich trinke nicht! - Das ist nur Medizin!") als auch für deren Familienmitglieder als auch für überforderte Eltern.
    Wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, ist es meistens schon (fast) zu spät bzw. auf jeden Fall sehr viel schwieriger, die Situation wieder ins Lot zu bringen. :(

  • Re: Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogengefa


    Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    Das ganze Leben ist bekanntermaßen ein Risiko.
    Aber wir machen es uns gerne leicht, indem wir sagen "'die anderen' sind Schuld". - Sich einzugestehen, dass man selber für das eigene Handeln verantwortlich ist, scheint für manche zu schwer zu sein?


    Eine ganz hervorragende Aussage, die ich nur noch um einen Satz ergänzen möchte: "An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern," läßt Erich Kästner in seinem berühmten Kinderroman "Das fliegende Klassenzimmer" den Deutschlehrer Professor Kreuzkamm sagen.


    Jeder ist also nicht nur für seine Taten, sondern auch für seine Unterlassungen verantwortlich. Und zwar jeder. Die Verantwortung immer nur auf andere oder einen abstrakten "Staat" abzuwälzen, das geht nicht.


    Viele Grüße und einen
    Happy Day

    Viele Grüße und einen Happy Day


    Guy Fawkes was the only person ever to enter Parliament with honest intentions.

  • Re: Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogengefa


    Zitat

    Original geschrieben von Elke2002
    ...
    Das ganze Leben ist bekanntermaßen ein Risiko.
    Aber wir machen es uns gerne leicht, indem wir sagen "'die anderen' sind Schuld". - Sich einzugestehen, dass man selber für das eigene Handeln verantwortlich ist, scheint für manche zu schwer zu sein?


    Deinen Ausführungen kann ich nur voll zustimmen. J.S. Mill hat dies schon 1859 in seinem Aufsatz zum Thema Freiheit sehr schon dargelegt:



    "That the only purpose for which power can be rightfully exercised over any member of a civilized community, against his will, is to prevent harm to others. His own good, either physical or moral, is not a sufficient warrant."


    Selbiges scheint leider für viele (insb. auch auf politischer Ebene) ein echtes Problem zu sein. Anders kann ich mir die momentane Regelungswut (auch auf anderen Gebieten) nicht erklären.


    In den USA (z.B.) ist ja bekannterweise in vielen Staaten der Alkoholkonsum erst ab 21 Jahren gestattet. Ich habe aber noch nie so viele total betrunkene Teens gesehen (die größtenteils auch noch mit dem Auto nach Hause fuhren) wie während meiner Zeit in den USA.


    Ich denke, dies zeigt, daß solche Verbote, so gut sie auch gemeint sind, i.d.R. wenig Erfolg beschieden ist.


    njoy_az

    Zwar weiss ich viel, doch möcht' ich alles wissen...

  • Re: Re: Pro: Werbung _für_ einen guten/kompetenten/angemessenen Umgang mit den Drogengefa


    Zitat

    Original geschrieben von njoy_az
    In den USA (z.B.) ist ja bekannterweise in vielen Staaten der Alkoholkonsum erst ab 21 Jahren gestattet. Ich habe aber noch nie so viele total betrunkene Teens gesehen (die größtenteils auch noch mit dem Auto nach Hause fuhren) wie während meiner Zeit in den USA.

    Die Erfahrung hab ich auch gemacht. Und die amerikanischen Austauschschüler hier (meine zwei ehemaligen Schulen haben da einen alle 2 Jahre, wir hatten 3x ein Ami hier) kommen auch mit den deutschen Freiheiten null klar, weil sie das alles nicht gewohnt sind.


    Wobei in USA die Mentalität da imho auch nochmal anderst ist, auch was die "Pädagogik" in der Schule betrifft. Meine Beobachtung war, dass die Amis ihre Kinder/Schüler nicht zur Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit erziehen, bzw. nur sehr halbherzig. Wenn ich als 17jähriger in der 12. Klasse einen Hall Pass brauche, um während der Schulstunde mal schiffen zu gehen, ist das mehr als Kindergarten. Motto: "wir müssen den Daumen drauf halten, sonst flippen die hier aus, die sind geistig ja noch zu unreif selbstständig zum bathroom zu laufen und es heil wieder zurück ins Klassenzimmer zu schaffen" :rolleyes: Naja, und mit der Mentalität flippen die lieben Schülerlis natürlich auch aus, sobald sie am Weekend zum Dead End gefahren sind hauen sie sich die Birne zu :flop:
    Und wehe, wenn sie im College freigelassen...

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Zitat

    Original geschrieben von UltraApfelsaft
    zu alkohol, teenies und usa fällt mir doch glatt das hier wieder ein:
    Tot einer Unschuldigen


    Wenn ich mich richtig erinnere ist dieses Gedicht in meinem Englischbuch der 11. Klasse gewesen. 100% sicher bin ich mir allerdings nicht :)


    Die Übersetzung ist aber nicht so "schoen" (Gedicht-maeßig)

    Die Erinnerung an vergangene schöne Tage und die Hoffnung auf eine noch schönere Zukunft, das sind die zwei Faktoren, die wir zum Leben brauchen. (Karl Popp, 1944)

  • dieses gedicht geht auch in vielen Motorrad (:D ) - und autoforen um, allerdings auf deutsch.. vor allem immer wieder dieses ", mama" ist ziemlich dramatisch geschrieben :(


    :cool: -Andi-

    Zitat

    Original geschrieben von cyrus69
    Im Prinzip geht es nicht darum, nur ihm mit Respekt zu begegnen, sondern auch dem Typen mit der großen Nase oder dem Mädchen mit der Glatze.

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