Musterung - Möchte nicht zum Bund - was tun?

  • ...


    @ Xoduz und _-=voodoo=-_


    aus euch beiden scheint ja unendliche Erfahrung zu sprechen. Die Weisheit schlechthin.
    Laßt mich raten: Ihr seid nicht beim Bund gewesen......In dem Falle bedarf es denn wirklich keinen weiteren Kommentars mehr. Sofern man derart perfide über diese Einrichtung urteilt bzw. über die Menschen die dort tätig waren, sollte man doch etwas mehr wissen als nur "Hörensagen"


    Trotzdem wünsche ich noch eine gelungene Diskussion.
    grüße

  • Ich weiß, dass dieses Thema polarisiert. Aber im Rahmen der ganzen Musterung hab ich mich sehr ausführlich mit der "Vollausbildung" nach der Grundausbildung beschäftigt. Aufgaben eines Soldaten sind etwas anderes als Aufgaben eines Wehrpflichtigen. Ich urteilte nie über Menschen die beim Bund wahren, ich habe absoluten Respekt vor Menschen, die dort ihre Zukunft sehen und freiwillig dienen.
    Hier geht es nach wie vor um die Frage ob man Menschen zwingen kann, im Zweifel gegen ihren Willen, einen Dienst abzuleisten. Genau dies widerspricht meinem Verständnis einer freien Demokratie, der Grund für die Einführung der Wehrpflicht ist spätestens mit dem Zusammenbruch der UDSSR weggefallen. Das Interesse unserer Nachbarn an territorialer Ausdehnung ist doch sehr begrenzt, oder wollen die Schweizer, Polen, Dänen uns bedrohen? Wir haben ein Europa, welches sich verteidigen können muss, keinen Nationalstaat für den es wichtig wäre seine Grenzen zu sichern. Wenn die Wehrpflicht eine so tolle Idee ist, warum verzichten viele Länder darauf? Warum muss, überspitzt gesagt, mein Nachbar nicht zum Bund, ich soll aber schon (gleiche Tauglichkeitsstufe), es ist absolute Willkür bei der Wahl. Warum werden Gymnasiasten überproportional häufig eingezogen?
    Warum werde ich aufgrund meiner Herkunft benachteiligt gegenüber Menschen mit anderer Staatsangehörigkeit?
    Diese Fragen gehen weit über die Einstellung eines Individuums ggü. der Wehrpflicht hinaus. Ich bin mir auch bewusst, dass es bei dieser Frage ein gewisses Generationsproblem gibt.


    P.S. Ich zieh mich mal aus der weiteren Diskussion zurück, weil es ziemlich sicher ausarten wird. ;)

  • Hier geht es um zwei grundsätzliche Dinge.
    Zum einen um die Frage, ob es in Deutschland einen Grund für Wehrpflicht gibt, oder ob man die besser abschafft,
    zum anderen darum, ob sich jemand der muß, dann drücken darf.
    Die erste Frage ist sicher Diskussionswürdig, aber daraus abzuleiten, daß man selbst mit dem System so nicht einverstanden ist, und man sich deswegen das Recht herausnimmt von sich aus anders zu agieren, ist falsch.
    Es ist richtig, wir haben eine Demokratie in Deutschland. Demokratie bedeutet aber nicht, daß jeder tun und lassen kann was er will, sondern daß die Mehrheit entscheidet. Und wenn die Mehrheit entschieden hat, muß man sich dem beugen, auch wenn man selbst anderer Meinung ist.
    Denn das was voodoo propagiert ist nicht Demokratie, sondern Anarchie.
    Die Wehrpflich in Deutschland ist nun mal Gesetz. Punkt.
    Wenn man das Gesetz falsch findet, kann man versuchen das Gesetz zu ändern, zum Bund muß man aber trotzdem, wenn man den Brief bekommt, solange es das Gesetz gibt.


    Im Übrigen war ich noch 15 Monate beim Zivildienst. Und egal was Drückeberger sagen, beim Zivildienst lernt man schon was. Man lernt daß es einem doch recht gut geht, im vergleich zu manchen anderen. Man lernt bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Menschlichkeit, Mitgefühl.


    Ich hatte zum Anfang auch absolut keinen Bock da drauf. Aber ich hab dann verweigert, weil ich mir gedacht habe: "Lieber Zivi als Bund" auch wenn mir gar nix am liebsten gewesen wäre. Hat aber eben nicht geklappt. Heute bin ich um eine Erfahrung reicher, und ich denke schon, daß ich (wenn auch vielleicht nur ein bischen) ein klein wenig ein besserer Mensch geworden bin. Und nach ein paar Monaten zivildienst, ist jeder auch ein gutes Stück erwachsener.

    **** Commodore 64 Basic V2 ****
    64K RAM System 38911 Basic Bytes Free
    READY.

  • Zitat

    Original geschrieben von Chris19
    Warum bitte soll ich denn was für Deutschland tun, wenn Deutschland für mich auch nichts tut. Man bekommt vom Staat das Geld aus der Tasche gezogen und mehr nicht und dann dem Land dienen?? Nein, absolut nicht!!!!


    @ voodoo


    Gebe dir vollkommend Recht mit deiner Meinung. Durch Zivis will der Staat billige Arbeitskräfte und auch beim Bund sitzt man die Zeit nur ab. Kameradschaft kann ich auch wo anders lernen. Da muss ich nicht 9 Monate meines Lebens verschwenden.


    ich habe da nicht mehr weitergelesen...sry wenn ich viel überfliege aber denke das es nur das gelaber über den sinn oder unsinn der wehrpflicht ist (ich bin ein beführvoerter dieser übrings)


    zu deinem komentar: der staat unterhält straßen hat dir deine schulbildung (und auch ein großen teil deiner berufsausbildung) bezahlt! bei mir war es sogar die komplette ausbildung (im zivilen bereich der BW). auch wenn ich über die hohen abgaben mich beschwere aber wenn ich drüber nachdenke bezahle ich GERNE steuern. (wenn ich höre wie die gelder verschwnedet werden kommt auch bei mir eine krampfader das mal nebenbei).
    sich das mal vor die augen zu halten und dann über dein post mal drüber nachzudenken lege ich dir sehr ans herz.... eventuel siehst du dann ja das es mehr ist als geld aus der tasche ziehen....


    wünsche dir viel erfolg mit so einem auftreten beim bund.... und schöne 9 monate....

  • Ist imho ein grundsätzliches Phänomen:


    Steht man auf der "Nehmer-" bzw. auf der "Bedürftigen"seite neigt man schnell dazu nach allen Unterstützungen zu schreien die nur irgendwo möglich sind.


    Steht man auf der "Geber-" bzw. "Zahler-"seite sieht man immer erst nur den eigenen Geldbeutel.


    So funktioniert eine Solidargemeinschaft die wir ja nun mal seien sollen aber nicht.
    Nur die "Vorteile" mitnehmen ohne was zu geben geht auf Dauer eben nicht.
    Genausowenig kann der Einzelne immer nur nehmen oder nur geben.

  • Ich kann wirklich die Leute, die hier behaupten, dass die Wehr-/Zivildienstzeit verschenkte Zeit gewesen ist, nicht verstehen. Ich habe Zivildienst gemacht und möchte diese verdammt tolle Zeit wirklich nicht missen.


    Natürlich kommt es auf die Zivildienststelle an, bei der man seinen Dienst leistet, aber meine Zivizeit hat mir menschlich so viel gegeben, wie mir 10 Monate Arbeit bestimmt niemals gegeben hätten (Zivi in einer Schule für behinderte Kinder).


    Diese Zeit hat soviele Ansichten von mir verändert. Nurmal eines von vielen Beispielen: Man ist IMMER grundsätzlich irgendwie unzufrieden und mögen es noch solche unwichtigen Kleinigkeiten sein, weil es einem in dieser Gesellschaft einfach zu gut geht.....Aber wenn man mal solche Schicksale kennengelernt hat (und teilweise haben solche Kinder wirklich richtig üble Vorgeschichten...) und sieht, mit was sich so jemand zufrieden gibt oder mit was man so ein Kind erfreuen kann, dann denkt man verdammt nochmal darüber nach, wieso man selbst überhaupt Gedanken über so viele eigentlich völlig belanglose Dinge verschwendet und nicht einfach mal akzeptiert, dass man nunmal nicht alles haben kann......


    Just my 2 cents...

    Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und das nennen sie dann ihren Standpunkt.

  • Zitat

    Original geschrieben von Freak9899
    Natürlich kommt es auf die Zivildienststelle an, bei der man seinen Dienst leistet


    Und hier liegt leider eins der Hauptprobleme. Wer kein Bock hat auf Zivi hat (Wehrdienstler jetzt mal ausgeschloßen) kümmert sich auch nicht um die für ihn (!!!) interessante Stellen.

    "Wer denkt, er kommt morgen mit seinem Wissen von heute weiter, ist übermorgen schon von gestern."

  • Um nochmal kurz aufs Thema zurück zukommmen:


    1. Ich würde nichts mit Psyche machen, wenn du später jemals in den Staatsdienst willst gibt das nur Ärger. War erst letztens ein Artikel dazu im Spiegel.


    2. Ich würde erst am Ende sagen, dass du verweigern willst, wenn du vorher sagst, wirst du eventuell eher tauglich gemustert (je nach Kreiswehrersatzamt natürlich).

  • ChickenHawk
    Das sehe ich grundsätzlich genauso. Solange Geben und Nehmen in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen und die individuelle Leistungsfähigkeit berücksichtigt wird.


    Allerdings hat ein Zwangsdienst meiner Meinung nach eine *völlig* andere Qualität als z.B. die Besteuerung von Einkommen.


    Zudem erwartet den Dienst Ableistenden kein besonderer weltlicher Lohn von Seiten des Staates, der die erfahrene Freiheitseinschränkung auch nur annähernd wieder wettmachen würde.


    Oder andersrum gedacht: Man muss schon in's Gefängnis kommen, um ein zweites Mal im Leben so stark in seinen Grundrechten eingeschränkt zu werden.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von Metty
    2. Ich würde erst am Ende sagen, dass du verweigern willst, wenn du vorher sagst, wirst du eventuell eher tauglich gemustert (je nach Kreiswehrersatzamt natürlich).


    Wenn sich nicht alles geändert hat, da besteht die Musterung aus zwei großen Teilen.
    -Papierkram - Datenaufnahme(erste Möglichkeit für Verweigerung)
    -1.Medizinische Untersuchung
    -Papierkram - Bekanntgabe der Musterungsstufe etc
    -2.(Psychologische) Eignungstests
    (Je nach Stufe, tests was du beim Bund werden kannst/willst z.B. Funker etc.)
    -Nochmal Papierkram


    Du hast quasi immer die Möglichkeit zu Verweigern und damit das Procedere abzukürzen. Ich habe beispielsweise nach Bekanntgabe der Musterungsstufe (Heuschnupfen/Tierallergien etc haben nicht interessiert:T2) gesagt das ich doch Zivi machen will und meine Stelle quasi schon in der Tasche habe. Der Typ war zwar sauer, von wegen "Sagens sie es doch gleich, dann hätte ich mir den Papierkram sparen können..." aber damit hab ich mir die Eignungstest gespart.


    Lustig war die Warterei: Lauter Gymnasiasten, somit fast nur Leute die Zivi machen wollten. Dann kam einer in BW-Flecktarn rein und meinte uns erzählen zu müssen wie toll es beim Bund ist und das wir alle mitmachen sollten... Bis einer gefragt hat was er hier macht.Dann hat er kleinlaut zugegeben, dass er so schlecht gemustert wurde das er nur öden Schreibstubendienst machen darf und nun hier abkommandiert wurde um gute Stimmung zu machen.... Da waren wir nicht mehr zu halten... vor lachen.


    Der nächste Brüller war der einzige, sagen wir ... nicht Gymnasiast, an diesem Tag, der einen auf pseudo Rambo machte und sich sofort für 7 Jahre verpflichten wollte, aber mit seiner Freundin als Begleitschutz im Wartezimmer saß :cool:



    Alles in allem kann ich nur sagen, die Zivi Zeit möchte ich nicht missen.
    Ich sehe das auch durchaus so, das man der GESELLSCHAFT einen Dienst erweisen kann, man macht es nicht für den Staat.
    Und was man draus macht ist wirklich seine Sache. Man muss sich nur den richtigen Job raussuchen und drum bewerben. Leider werden die tollen Stellen immer rarer, weil es nicht mehr lohnt einen Zivi richtig auszubilden, wenn der danach nur noch ein halbes Jahr bleibt.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!